Gold, Goldminenaktien und Währungen – spannende Zukunft mit Fragezeichen

Gold, Goldminenaktien und Währungen – spannende Zukunft mit Fragezeichen

Es ist schon frappierend, wie schnell sich normal restriktive Schwergewichte am Markt wie UBS oder J.P.Morgan entgegen ihrer normalen Haltung auf ein positives Zukunftsszenario für Gold einschießen. Gingen vergangenes Jahr noch deren Analysten für 2016 noch von einem gedämpften Goldpreis zwischen USD 900,- und USD 1.050,- je Unze aus, so trompetet man derzeit bereits von Notierungen zwischen USD 1.350 und USD 1.400 bis zum Ende des laufenden Jahres. Auch wenn es nur eine Momentaufnahme darstellt, so sind die Longkontrakte für Gold auf dem Vormarsch und die Shorties rückläufig. Ein fantastisches Bild, das uns im Moment gezeichnet wird, und bei dem allen Goldbugs und Besitzer von Goldminenaktien das Herz im Leibe lacht. Natürlich ist es höchst erfreulich, wenn Gold aus seiner rd. 5-jährigen Kursflaute wieder neue Kraft generiert und in so gut wie allen Charts und Analysen eine Basis für eine neue Bullenphase erkennen lässt. Doch dies alleine zu sehen, so erfreulich es auch sein mag, ist noch nicht der Wahrheit letzter Schluss.

Betrachten wir vorweg einmal die Performance kanadischer und australischer Goldpreise und Goldminenaktien der letzten Monate. Kursgewinne bei den Produzenten, aber auch guten Entwicklungsgesellschaften, von bis zu teilweise 300% sind mittlerweile keine Seltenheit mehr. Ok, die meisten Minen haben ihre Hausaufgaben zur Kostenreduktion und daher zur Gewinnerhöhung positiv abgeschlossen und profitieren somit von den guten Wechselkursverhältnissen zum US-Dollar, der nach wie vor seine Muskeln spielen lässt. Derzeit pendelt der Goldpreis in Australien und Kanada zwischen $ 1.500 und $ 1.700 und bildet so durch die Schwäche dieser Währungen gegenüber dem US-Dollar ein kräftiges Gewinnpotential. Es ist doch fantastisch zu sehen, wenn kanadische und auch australische Goldproduzenten rd. $ 400,- bis $ 500,- in Landeswährung gerechnet, ihren Aktionären als Gewinn je Unze vorweisen können, und nach heutiger Lage mit der Erwartung eines weiter steigenden Goldpreises mit noch weit höheren Gewinnen spekulieren können. Da scheint doch die Welt völlig in Ordnung und die rosarote Brille zu Recht aufgesetzt zu sein. Denn wenn heute schon auf US-Dollar-Basis zum Jahresende weiter steigende Goldpreise prognostiziert werden, so können die Kurse der Goldminenaktien nur nach oben gehen. Im Prinzip richtig, und die Goldaktien als Vorläufer des Marktes haben ja auch bereits dementsprechend reagiert. So schön dies alles ist, es ist jedoch für die Zukunftsbetrachtung nur die halbe Wahrheit.

Lassen wir einmal die Meinung der vielen Marktexperten Wahrheit werden, die davon ausgehen, dass der US-Dollar seinen Zenit bereits überschritten hat und folglich in den kommenden Jahren zyklisch wieder in einen Abwärtstrend eintreten wird. Dies noch unterstützt durch die wahre – nicht die von politischer Seite proklamierte – Wirtschaftsentwicklung der USA. Von wegen knapp über 5% Arbeitslosigkeit. Wie passt dies ins Bild von 47 Millionen Bürger, die Essensmarken beziehen um zu überleben. Einem permanent sinkenden Anteil der Mittelschicht. Die "Baby-Boomer-Generation", also diejenige, die nach dem 2. Weltkrieg die USA an die Spitze brachte, verliert seit rd. 5 Jahren, so auch derzeit, derzeit rd. 10.000 Bürger monatlich durch Pensionierung. Sie fällt als kapitalkräftige Investmentgesellschaft mehr und mehr weg und das Sicherungsbedürfnis der geschaffenen Werte nimmt stark zu. Und dabei geht es um keinen geringen Teil, denn rd. 72% des gesamten Volksvermögens wird von dieser Gesellschaftsschicht gehalten, die sukzessive vom für die Wirtschaft so wichtigen Kapitalkreislauf wegbröckelt. Ein weiteres Beispiel ist die Umlaufgeschwindigkeit des Kapitals, das in den USA kontinuierlich sinkt. Hat sich 1 USD vor 10 Jahren noch knapp 3 X täglich gedreht, so sind es derzeit nur mehr rd. 16 Mal. Hat der Staat früher bei 10 USD beim Bäcker, der danach ins Kaffee ging und sich der Betrag von dort nochmals drehte 3 x Steuerleistung eingenommen, so hat sich dies gegenüber dem heutigen Standard nahezu halbiert. Alles nur Facetten, die aber richtungsweisend sind. Aber verlassen wir nun die eher negativen Wirtschaftsaussichten der USA, die allesamt ihre Auswirkungen auf die Maßnahmen des Staates und vermutlicher weiterer Geldschwemmen mit Negativwirkung auf den US-Dollar haben werden und kommen zu den daraus entstehenden Folgeentwicklungen.

China, vermutlich in ähnlichen, jedoch anders gelagerten Problemen, wird sich Experten zufolge mit weiteren Geldschwemmen und nachfolgenden Geldentwertungen auseinander zu setzen haben. Wie weiter vorausgesagt wird, so werden sich sowohl der chinesische Yuan und der US-Dollar, beides Schwergewichte im Währungskorb wahrscheinlich parallel entwickeln müssen, um nicht zerstörerische Kräfte auf eine der beiden Währungen aufkeimen zu lassen. Dies sollte, wenn nicht weitere signifikante Krisenherde verstärkt aufkeimen, sowohl den japanischen Yen als auch den Euro relativ zu den anderen Leitwährungen stärken.

So weit, so gut, aber was hat dies alles mit dem Goldpreis und den Goldminenaktien zu tun? Sehr viel sogar. Hier ein paar logische Ableitungen zum besseren Verständnis der übergeordneten Beziehungen. Steigt der Goldpreis, wie erwartet, und trifft dabei auf einen schwächer werdenden US-Dollar, so ist das zwar gut für den Goldpreis generell, aber durch den in Relation dann steigenden Eurokurs bleibt die Frage offen, ob auf Eurobasis überhaupt ein nennenswerter Goldpreisanstieg übrig bleibt. Aber auch für die starken australischen und kanadischen Goldminenbetreiber sollten die Auswirkungen spürbar werden. So sehr sie sich derzeit über den guten Inlandsgoldkurs freuen, so kann dieser Vorteil bei einem schwächer werdenden US-Dollar erheblich schrumpfen, denn sowohl der kanadische Dollar als auch der australische werden in Relation zum US-Dollar an Stärke gewinnen und den Kursvorteil verlieren. Natürlich abstrakt und ohne die wirtschaftliche Entwicklung dieser Regionen in die Überlegungen mit einzubeziehen. Aber absehbar ist jedenfalls eine nachlassende Gewinnspanne bei den Goldminen, die gegen einen weiteren Höhenflug der Aktienkurse sprechen dürfte.

Natürlich sind dies alles Trends, die sich nicht von heute auf morgen etablieren. Als Investierter oder interessierter Investor hat man genügend Zeit sich bei Eintreten dieses Szenarios dementsprechend auf die Verkäuferseite zu stellen und die gemachten Gewinne zu realisieren. Die hier skizzierten Querverbindungen zwischen Goldpreisen, Goldminenaktien und Währungstrends sollen nur dazu anregen, dass man vor lauter Lobgsänge auf Gold und dessen aus heutiger Sicht rosiger Zukunft nicht übersehen sollte, dass es ein übergeordnetes Bild gibt, das in Summe viel ausschlaggebender für Gewinne und Verluste ist, als es die reine Goldpreisentwicklung vortäuscht.