Chinas Allmacht über den Goldbesitz des Landes

Chinas Allmacht über den Goldbesitz des Landes

Wenn über China geschrieben wird, dann zumeist über die Auswirkungen der chinesischen Wirtschaft auf die Rohstoffwelt und über wirtschaftspolitische Zusammenhänge mit der restlichen Welt. Was mittlerweile allgemein bekannt ist, funktionieren Maßnahmen seitens der chinesischen Regierungen rasch, direkt und ohne lange Diskussionsrunden in diversen Gremien. Damit unterscheiden sie sich gewaltig von der überwiegend demokratischen restlichen Welt. Nun spinnen wir genau diesen Gedankengang einmal weiter und beziehen ihn auf Gold. Kann China im schlimmsten Falle alles Gold des Landes konfiszieren, wenn man der Meinung ist, dass es den Staatsinteressen dient? Die Antwort ist ein klares JA.

Dazu ist es notwendig die Hierarchie des Systems zu verstehen. Eine kurze Übersicht der Verhältnisse dient dem besseren Verständnis, warum ein klares JA zur Allmacht Chinas keine unrealistische Willküraussage darstellt.

  1. Die Regierung kontrolliert direkt die Zentralbank, die Volksbank von China.
  2. Die Volksbank von China ist Eigentümer der Goldbörse in Shanghai.
  3. Alle Goldimporte mit Ausnahme der der Juweliere laufen über die Goldbörse in Shanghai(SGE).
  4. Gold von der SGE geht überwiegend in den Bankensektor.
  5. Die chinesischen Banken sind integrierter Teil des chinesischen Goldmarktes und unterliegen der Kontrolle der Regierung.
  6. Auch wenn die Juweliere außerhalb des Einflusses der Regierung stehen, sie werden nicht umhin können ihr Gold an die Banken auszufolgen, wenn die Regierung dies per Gesetz fordert.

Wie man sieht wäre der Durchgriff der Regierung auf Gold über die ihr unterstellten Strukturen ohne große Probleme machbar. Soweit so gut, doch was kann dazu führen, dass die Regierung Chinas solche Maßnahmen ergreift?

Denken wir einmal an die grundsätzliche Bestrebung des Landes die Weltmacht Nr. 1 werden zu wollen. Die Aufnahme in den Währungskorb der Reservewährungen per 1. 10. 2016 ist nur ein kleiner Schritt in diese Richtung. Wenn China beschließen würde ihre Währung gegenüber den anderen zu stärken, so kommt man um eine Anhebung der Goldreserven nicht herum, denn die in US-Dollar und anderen Währungen gehaltenen Reserven sind von Abwertung bedroht, was die Reservenbilanz des Landes schwächen würde. China selbst, das zwar behauptet mit rd. 1% bis 2% der Reservendeckung in Gold genügend zu besitzen, müsste in einem Währungsmachtkampf ihre Goldbestände in Richtung der von den USA gehaltenen aufbauen, egal, ob jetzt die statistischen Werte aus den USA stimmen oder nicht.

Fakt ist jedenfalls, dass der Zuwachs an Gold zur Aufstockung der Reserven vom Markt alleine nicht bedeckt werden kann. Man soll einer Regierung prinzipiell nichts Schlechtes unterstellen, aber das Potential in einem eher diktatorisch geführten Staat für eine "Besorgung" des Edelmetalls auf unpopuläre Weise darf nicht unterschätzt werden. Auch wenn die Führungsspitze der chinesischen Volksbank betont, dass China genügend Goldbesitz durch seine Bürger hat. Aber genau diese Aussage kann man auch mit Sorge betrachten. Um das zu spezifizieren muss erwähnt werden, dass über 90% des gesamten Goldimportes dieses Jahrhunderts innerhalb des Landes gehalten wird und nicht exportiert werden darf. Dieses, in Form von Schmuck, Barren oder Münzen gehaltene Gold ist es, was die Volksbank als chinesischen Goldbesitz versteht.

Und wie stark die Machtentwicklung der SGE in letzter Zeit war, über die alles läuft, ist leicht dokumentiert. Hatte die SGE bis November 2015 63 internationale Kunden und 183 inländische, so vermelden sie aktuell an die 10.000 institutionelle und über 8 Millionen private Kunden.

Jetzt muss man nur mehr 2 und 2 zusammenzählen und kommt zur Schlussfolgerung, dass es der chinesischen Regierung ein Leichtes sein würde, den vom Volk gehaltenen Goldbesitz in seine Reserven einzugliedern. Ein Ereignis aus der Geschichte ist uns ja aus den USA bekannt, als 1933 der damalige Präsident Roosevelt die Bankenrettung über die Konfiszierung von privatem Gold verordnete. Eine Maßnahme, die durchaus wieder in Kraft treten könnte, wenn in Krisenzeiten Gold zur Stützung und Stabilisierung der Währung benötigt wird. Die meisten dürften vergessen haben, dass nach der Maßnahme des US-Präsidenten im Jahr 1933 es 41 Jahre lang der Bevölkerung verboten war privat Gold zu besitzen.

Klar besitzen wir in unsrer heutigen modernen Welt ein globales Finanz- und Währungssystem, wo ein globales Goldbesitzverbot nie greifen würde, doch in einzelnen Ländern kann es durchaus geschehen. Einen reinen Goldstandard werden wir wohl nicht mehr sehen, doch die Kraft die eigene Währung zu stützen, dafür ist Gold die einzige werthaltige Alternative. Und wenn z.B. China dies für sich als nützlich erachtet, dann wird sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht davor zurückschrecken, sich des Goldes aus dem eigenen Land zu bedienen.