Kolumne von Dirk Masuch

Preisanomalie beim Silber in Mexiko - was war da los?

Ende Januar hatte ich an dieser Stelle über einen außergewöhnlichen Preisanstieg beim Silber hier in Mexiko berichtet.

Als Bezugspreise für Silber lassen sich in Mexiko die aktuellen An- und Verkaufspreise bei Banco Azteca verwenden, die auf der Webseite der Bank abgerufen werden können, und auf die mich nachfolgend berufe.

Einhergehend mit der Edelmetallrallye im Januar stieg der Verkaufspreis der 1 oz Silbermünze Libertad auf gut 25 % über den Spotpreis. Gewöhnlich liegt der Verkaufspreis hier bei etwa 12 % über Spot. Gleichzeitig öffnete sich der spread von über die Jahre konstant gebliebenen 40 Pesos auf 100 Pesos.

Inzwischen ist der Grund dafür bekannt geworden. Es handelte sich tatsächlich um einen Lieferengpaß, der allerdings nichts mit fallender Produktion der hiesigen Silberminen zu tun hatte. Der Engpaß wurde herbeigeführt von Banxico, der mexikanischen Zentralbank.

Just in einem Zeitraum steigenden Bedarfs an physischem Silber hatte Banxico entschieden, die Abgabe der Libertadmünze an ihre Großhändler auszusetzen. Als Grund dafür gebe ich hier wieder, was in einem angesehenen mexikanischen Finanzblog angegeben wurde: Banxico hat sich nicht entscheiden können, mit welchem Aufpreis die Münze an die Großhändler abgegeben werden soll.

Die durch diese Marktstörung hervorgerufene Verknappung des Angebotes und die zu erwartenden Reaktionen der Händler ließen nicht lange auf sich warten. Eine Zeitlang war Silber fast gar nicht zu bekommen. Selbst bei Banco Azteca waren die Libertadmünzen zeitweise nicht zu erhalten, nicht einmal zu den überhöhten Preisen.

Trotzdem war es Banco Azteca, die versuchte, einen geordneten Markt wieder herzustellen. Mit der Anhebung des Verkaufspreises stieg auch der Ankaufspreis erstaunlicherweise über den Spotpreis, in der Hoffnung, daß Kunden ihre Libertades an Banco Azteca verkaufen und dadurch das Angebot wieder erhöhen.

Inzwischen hat sich die Lage wieder normalisiert. Die Preise und der spread sind auf ihre normalen Werte zurückgefallen und Banco Azteca hat den Verkauf der Libertadmünze wieder aufgenommen.

Was soll man nun davon halten? Für mich klingt es eher unwahrscheinlich, daß man sich bei Banxico nicht über die Preisdynamik der Edelmetalle im klaren ist.

Wie auch immer, jedenfalls zeigte diese Episode die äußerste Sensibilität, mit der Silber bei Verknappung des Angebotes selbst im derzeit größten Produzentenland reagiert.