Gold: Das Für und Wider neuer Rekorde

Die Entscheidung der EZB, Anleihen von Krisenstaaten in unbegrenzter Höhe zu kaufen, beflügelt den Goldmarkt. Unterstützt wird die Europäische Zentralbank dabei von US-Notenbankchef Ben Bernanke, der ebenfalls frisches Geld in den Markt pumpen will, wenn ihm dies nötig erscheint. Somit sind zwei der größten volkswirtschaftlichen Räume der Welt derzeit auf fiskalpolitischem Kuschelkurs. Der Goldpreis bedankt sich und klettert auf mehr als 1.700 Dollar. Wenn man den Kurs in Euro betrachtet, so ist das Allzeithoch von rund 1.375 Euro nicht mehr weit entfernt. Es ist nicht ausgeschlossen, dass es noch vor dem Wochenende fällt.

Spielverderber beim neuen Goldrush könnte ausgerechnet der bisher größte Goldkonsument der Welt sein: Indien. Die indischen Importe sinken im ersten Halbjahr um mehr als 40 Prozent auf 340 Tonnen. Eine schwache indische Rupie, ein starker Dollar und ein Importzoll behindern die Kauflust der Inder.

Und es könnte noch schlimmer kommen. Zwar ist das zweite Halbjahr in Indien immer die kaufkräftigere Jahreshälfte für Gold, doch vieles hängt von einer erfolgreichen Monsunsaison ab. Und der Regen stellt die indische Landbevölkerung derzeit nicht zufrieden. Das zweite große Hindernis könnte die Regierung des asiatischen Landes sein. Diese sucht nach Möglichkeiten, ihr Haushaltsdefizit zu stopfen. Hier könnte sie auf eine bewährte Methode zurückgreifen und den Einfuhrzoll für Gold erhöhen. Immerhin ist Gold nach Öl das zweitwichtigste Importgut des Landes. Ein leichtes Drehen an der Steuerschraube könnte Millionen einbringen. Es wird kolportiert, dass die Steuer auf 7,5 Prozent angehoben werden soll. Dies würde wahrscheinlich direkt an die Verbraucher weitergegeben werden. Zum Vergleich: Am Jahresanfang lag die Steuer bei 2 Prozent. Das könnte die Lust der Inder auf Gold stark dämpfen und damit der weltweiten Nachfrage einen Schlag versetzen – mit entsprechenden Folgen für den Kurs.

Nicht umsonst sehen indische Analysten auch einen Goldkurs von 1.400 Dollar je Unze im Jahresverlauf voraus, im Gegensatz zu ihren europäischen Kollegen, wo Kurse von 1.850 Dollar ausgerufen werden.