Kolumne von Ingrid Heinritzi

Eisenerz vor der Renaissance

Bisher waren die Eisenerzpreise in 2012 unter Druck und der Preis des Metalls fiel erstmals seit 2009 unter 100 US-Dollar je Tonne. Doch die ersten Analysten, wie von der Deutschen Bank, erwarten schon wieder eine positivere Entwicklung.

Schaut man sich die Schlagzeilen über Industrierohstoffe an, kann man manchmal nur mit dem Kopf schütteln. So war zum Beispiel zu lesen, dass Eisenerz in seinen längsten Bärenmarkt seit 1990 verfallen ist und der Preis immer niedriger werden wird. Als Grund wurden die hohen Investitionen der großen Bergbaukonzerne über 47 Milliarden Dollar herangezogen, die zum Ausbau der Eisenerz-Förder- und -Transportkapazitäten getätigt werden sollen.

"Das Tempo der Eisenerznachfrage von China hat sich mehr als halbiert", wird als Kronzeuge Alberto Calderon von BHP Billiton herangezogen. Doch was sagt der Manager damit? Nicht, dass die Eisenerz-Nachfrage Chinas sich halbiert hat, sondern dessen Nachfragewachstum! Warum sollten sonst auch die Experten der großen Bergbaugesellschaften das O.K. für Investitionen über 47 Milliarden Dollar in diesen Sektor zustimmen?

Unter anderen hat dies der Analyst Jorge Beristain von der Deutschen Bank erkannt. Beristain geht davon aus, dass die neuesten Konjunkturprogramme in China vor allem der Nachfrage nach Eisenerz und Kupfer nutzen werden – und damit natürlich auch deren Preisen.

Chinas hochpreisiges Eisenerz – die Qualität des Gesteins in den Bergwerken nimmt schnell ab und damit steigen die Kosten je Tonne qualitativ gutes Eisenerz – ist immer noch nötig um den Markt auszubalancieren. Besonders dann, wenn die Ausführung von Projekten, die Stahl und damit Eisenerz benötigen, eher zu Enttäuschungen führen. Große Bau- und Infrastrukturprojekte, die in den aufstrebenden Ländern, nicht nur China, anstehen und von denen immer wieder berichtet wird, sollten aber auf längere Sicht die Preise daher wieder steigen lassen.

Die Finanzexperten der Macquarie-Bank gehen davon aus, dass die Eisenerzpreise aber erst dann einen Boden finden und wieder nach oben drehen können, wenn sich die Stahlproduktion in China stabilisiert. Im Vergleich zum Vorjahr ist die chinesische Stahlproduktion zurückgegangen, während das Angebot des auf dem Seeweg transportierten Stahls zunahm. Insgesamt erwarten die Experten von Macquarie einen Eisenerzpreis von 130 US-Dollar je Tonne 2013.

Größere und mittelgroße chinesische Stahlhütten haben dieses Jahr die Produktion gedrosselt und ihre Lagerbestände abgebaut. Daher fiel der Eisenerzpreis dann auch im August ziemlich nach unten, da diese Nachfrage fehlte. Der Lagerabbau reduzierte offensichtlich Chinas Eisenerzbedarf um etwa 200 Millionen Tonnen im August. Aber ein so hoher Lagerabbau ist auf Dauer nicht durchführbar. Zudem liegen die Kosten zur Förderung der letzten 10 Prozent des derzeit angebotenen Eisenerzes im Bereich von 100 bis 120 US-Dollar. Ein Preis unter 100 Dollar erscheint somit ohnehin nicht haltbar.

Eisenerz-Förderer und -Explorer sollten daher weiterhin Aufmerksamkeit bekommen. So wollten vor wenigen Tagen die Noble Group zusammen mit Posco aus Südkorea den australischen Eisenerzkonzern Arrium übernehmen. Arrium ist bekannt als frühere OneSteel und wies das Angebot über rund 800 Millionen Euro als deutlich zu niedrig zurück. Weitere Übernahmeversuche dürften im derzeit gebeutelten Eisnerzsektor aufgrund der günstigen Einstiegskurse folgen.

Ein interessanter Eisnerzexplorer ist unter vielen anderen der kanadische Konzern Arrowstar Resources. Auf der 9. CM Equities Ressourcen-Konferenz in München stellte sich die Gesellschaft mit Sitz in Vancouver beeindruckend vor. Arrowstar-Chef Robert L. Card erklärte, dass der Konzern vor allem über 3 Eisenerzprojekte verfügt. Das Herzstück ist Port Snettisham im südlichen Teil Alaskas. Das Projekt hat ein Potenzial für eine Produktion von 5 Millionen Tonnen Eisenerz über 50 Jahre. Dies geht aus Untersuchungen der Vorbesitzer des Projekts hervor. Arrowstar wird wohl mit einer anfänglichen Produktion von 1 bis 1,5 Millionen Tonnen beginnen und dann die Kapazitäten ausbauen. Die Abbaukosten dürften niedrig liegen, da das Material nur gecrashed und dann mittels Magnet von Gestein ohne Magnetit separiert werden muss. Dennoch ist eine sehr hohe Qualität des Konzentrats mit rund 66 Prozent Eisenerz zu erwarten. Die anderen beiden Projekte, Roberts Laker in Quebec und Rennie Lake in Labrador, besitzen ebenfalls gutes Potenzial und werden ebenfalls nach und nach weiter exploriert. Da für die Vorhaben der Kassenbestand von 700.000 Dollar zu niedrig ist, wird in nächster Zeit eine Kapitalerhöhung um rund 2 Millionen Dollar erfolgen. Dann soll das Geld reichen, um eine Machbarkeitsstudie zu erstellen und damit die Grundlage für Bankfinanzierungen gelegt werden.