Historisch günstiges Gold
Einen neuen Goldstandard wird es wohl nicht geben. Doch die Betrachtung des Goldzyklus vor 30 bis 45 Jahren zeigt, dass dennoch noch viel Platz für neue Rekordstände beim Goldpreis bleibt. Kommen sogar 6000 Dollar je Unze?
Als der US-Dollar noch an das Gold gebunden war, lag der offizielle Preis des Edelmetalls bei 35 US-Dollar je Feinunze. Das war im Jahr 1967 so. Doch auch damals schon gab es außerhalb des offiziellen Preises einen Preisdruck nach oben. Denn die Nachfrage begann mit steigenden Inflationsängsten zu steigen. Damals war es zwar nicht erlaubt Gold privat zu halten, doch einen Schwarz- oder Graumarkt gab es sicherlich, wie auf allen zu stark regulierten oder verbotenen Märkten. Die klugen Köpfe gingen gemäß ihrer Überlegungen über die inflationäre Politik der US-Regierung davon aus, dass der Goldstandard nicht ewig halten könnte. Dass also irgendwann in nicht allzu langer Zukunft die Eintauschpflicht des Papiergeldes gegen hartes Gold aufgehoben werden würde. Dies wäre dann gleichzusetzen mit einer Abwertung des Dollar gegenüber dem Gold.
Tatsächlich kam im Sommer 1971 die Abkehr vom Goldstandard. Der damalige Präsident Richard Nixon hob die Pflicht Dollar gegen Gold einzutauschen auf. Übrigens waren daran nicht zuletzt die Deutschen mit schuld. Denn durch ihren Export bekamen die Unternehmen viele Dollar in die Kasse, die über die Zentralbanken hüben und drüben des Atlantiks wohl in Gold gewandert sind – auf der Haben-Seite der deutschen Bundesbankbilanz. Ab 1971 war also Papiergeld tatsächlich nur noch Geld-Papier.
Der Goldpreis zog dann von 42 Dollar je Feinunze im Sommer 1971 in nicht einmal 9 Jahren auf in der Spitze 850 Dollar Anfang (21. Januar) 1980 an. Grund war sicherlich die Unsicherheit darüber, was aus dem Papiergeld werden würde. Eine starke Inflationsangst keimte auf. Nicht unbegründet, wie Impulse durch die Ölkrisen und der damit verbundene steigende Ölpreis, der sich in steigenden Energiepreisen widerspiegelte, zeigte. Das hatte zwar nichts direkt mit dem Aufheben der Verbindung von Gold zu Geld-Papier zu tun, verfehlte jedoch seine Wirkung auf die Psyche der Menschen nicht.
Dieser Goldpreis-Anstieg von 42 auf 850 Dollar sind rund 1900 Prozent. Vom Beginn des Zerfalls des US-Dollar an gerechnet, als Gold noch bei 35 Dollar künstlich festgenagelt war, sind es sogar mehr als 2300 Prozent. Im Vergleich zum Goldpreisanstieg im aktuellen Goldzyklus seit 2001 ist der aktuelle Goldpreisanstieg also noch gering. Natürlich werden viele Skeptiker einräumen wollen, dass ja diesmal der Goldpreis nicht von einem künstlich festgelegten niedrigen Niveau aus gestartet ist. Offizielle ist dies sicher richtig. Doch was gab es nicht auch für viele Diskussionen über die Verkäufe der Zentralbanken in den vergangenen Jahrzehnten. Und könnte dies nicht auch als ein quasi künstlich zurückgehaltener Goldpreis gelten?
Wie auch immer, vergleichen wir den Anstieg des Goldpreises vor 40 Jahren mit dem der vergangenen 11 Jahre, so zeigt sich der jüngste Auftrieb – natürlich immer nominal betrachtet – noch relativ zurückhaltend. Denn umbasiert würde dies einen Anstieg (2001: 250 Dollar) um gerade einmal 600 Prozent (2012: 1750 Dollar) bedeuten.
Von 1967 bei 35 Dollar bis 1980 bei 850 Dollar lag der Anstieg jedoch wie bereits erwähnt bei zirka 2300 Prozent. Ab 1971 bei 42 Dollar sind es immerhin noch rund 1900 Prozent. Und auch wer nach einem bereits erfolgten Anstieg um 600 Prozent (Basis: Jahr 1971) zirka im Jahr 1978 noch eingestiegen war, hatte zum einen noch einen tollen Wertzuwachs und auch nach dem Zusammenbruch des Goldpreises nach 1980 lag das Investment weiter deutlich im Plus. Wiederholt sich die Geschichte, dann wären also Goldpreise um 1750 Dollar je Feinunze weiterhin gute Langfristinvestments.
Wo würde Gold stehen, wenn der Wertzuwachs tatsächlich am Ende des Zyklus 1900 Prozent betragen würde? Es wären sage und schreibe 5000 Dollar! Bei 2300 Prozent sogar 6000 Dollar. Dieser Preis käme dann schon in die Nähe des Goldpreises, der für eine neue Goldanbindung von Weltwährungen benötigt wäre. Doch zu einem neuen Goldstandard wird es wohl ohnehin nicht mehr kommen. Daher sind die Träume einiger Goldfans in diese Richtung wohl nur unerfüllte Hoffnungen. Das heißt nicht, dass die Notenbanken weltweit Gold nicht noch stärker als in den vergangenen zwei Jahren als Diversifizierung ihrer Währungsreserven verwenden werden. Und allein dieser Trend wird Gold auf absehbare Zeit auf einem hohen Niveau hoch halten.
Ob Gold nun tatsächlich bis 6000 Dollar steigt oder nur auf 2500 Dollar anziehen wird. Auch für Neueinsteiger in diesen Markt bleibt noch genügend Raum für Kursgewinne – und Gold sollte ohnehin auch als Absicherung vor möglichen schlechten Zeiten gesehen werden. Wer schon Gold in physischer Form besitzt, sollte auch an Engagements in Goldminen denken. Denn diese besitzen das Edelmetall sicher verwahrt im Boden. Bei höheren Preisen wird es heraus geholt, was Aktienkursgewinne mit Hebel gegenüber dem eigentlichen Anstieg des Goldpreises bedeuten kann.