Kolumne von Ingrid Heinritzi

Der Kampf um Eisenerz - Chancen für Anleger

Erneut reißt eine Übernahme die Kurse der Eisenerz-Konzerne nach oben – diesmal in Kanada und USA. Weitere Aufkäufe und Fusionen dürften folgen.

China Steel aus Taiwan und Posco aus Südkorea nehmen mehr als eine Milliarde Dollar in die Hand, um sich ihren zukünftigen Bedarf an Eisenerz zu sichern. Die beiden Stahlkonzerne aus dem Fernen Osten kaufen sich gemeinsam 15 Prozent an ArcelorMittal Mines Canada, das sind die Kanada-Minenaktivitäten von ArcelorMittal, dem größten Stahlkonzern der Erde.

Diese Deal kam an der Börse sehr gut an. Andere Konzerne, die in der Gegend, wo ArcelorMittal seine Minen hat, beheimatet sind, konnten teilweise bis zu fast 20 Prozent zulegen. Darunter sind Namen wie Champion Iron Mines, Alderon Iron Ore und Labrador Iron Mines. Diese besitzen im sogenannten Labrador Trough Eisenerz-Projekte.

ArcelorMittal existiert seit 2006, als die Mittal Steel Co. von Milliardär Lakshmi die Arcelor SA übernahm – die größte Übernahme, die es bisher im Stahl- und Eisenerzsektor gegeben hat. Der Stahlkonzern ArcelorMittal hat in den vergangenen Jahren Eisenerzminen rund um den Globus, zum Beispiel in Brasilien, Russland, Afrika und natürlich in Kanada zugekauft. Neben den Minen in Quebec und Labrador gehört die Akquisition von Baffinland Iron Mines in Nunavut zu den größten Deals von Mittal in Kanada. Die Idee dahinter: Die Stahlproduktion von nicht durch den Konzern selbst kontrollierten Zulieferern unabhängiger zu machen.

Erklärtes Ziel ist 84 Millionen Tonnen Eisenerz ab 2015 jährlich zu produzieren. Dass sich das Unternehmen nun von 15 Prozent getrennt hat, liegt daran, dass ArcelorMittal Schulden abbauen muss, denn diese werden zur Zeit in der Branche nicht gern gesehen. Dieser zweitgrößte Deal in der Eisenerz- und Stahlbranche bringt den Südkoreanern und den Taiwanesen den Vorteil, dass sie die Herkunft ihres, vor allem qualitativ hochwertigen Eisenerzes weiter geographisch diversifizieren können.

ArchelorMittal hat sich im Labrador Trough in Kanada eingekauft, weil dort besonders die extrem guten Qualitäten an Eisenerz zu finden sind. Die Interessenten China Steel und Posco werden sich sicher dort noch weiter nach Projekten umsehen. So erklärt sich auch der Kursanstieg der anderen im Labrador Trough ansässigen Unternehmen, wie oben genannt.

Und dass sich Asiaten in Kanada einkaufen, ist nicht neu. Die indische Tata Steel arbeitet mit New Millenium Capital in Quebec und Labrador zusammen. Die chinesische Hebei Iron & Steel Group kaufte sich im Frühjahr 2012 einen 20-prozentigen Anteil an Alderon. Diese ganzen Beteiligungen und das große Interesse am kanadischen Eisenerz dürfte langfristig Kanada in der Eisenerzproduzentenrangliste nach oben klettern lassen. Derzeit liegt Kanada nur auf dem 9. Platz mit einer Jahresproduktion von 37 Millionen Tonnen in 2011. Allein China, der größte Eisenerzproduzent, hat 1,2 Milliarden Tonnen gefördert. Da die bekannten Vorkommen in Kanada das Land auf den 6. Platz in der Reservenstatistik stellt, bleibt viel Potenzial um die Produktion in Kanada noch deutlich zu erhöhen. Weitere Deals können daher erwartet werden, was die Aktien der Eisenerzproduzenten in Nordamerika nach oben bringen wird.

Was schon in Vergessenheit geraten ist, bereits vor gut 40 Jahren gab es asiatische Interessenten an Eisenerzprojekten in Nordamerika. Damals waren es die Japaner die händeringend nach neuen Liefermöglichkeiten für ihre Stahlproduktion suchten. Ein Projekt, dass sich sich ausgesucht hatten und bereits zur Wirtschaftlichkeitsprüfung gebracht hatten, ist Port Snettisham. Dort sollten jährlich 5 Millionen Tonnen Eisenerzkonzentrat über einen Zeitraum von 50 Jahren abgebaut werden, so die damalige Prüfung. Der niedrige Eisenerzpreis brachte damals das Projekt zum Erliegen. Jetzt betreibt Arrowstar Resources (ISIN: CA04281R1029) dieses aussichtsreiche Projekt. Der gestiegene Eisenerzpreis dürfte dazu beitragen, dass es mehr als 45 Jahre später in Produktion gehen kann.

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