Seltene Erden: Positiver Ausblick für Antizykliker!

Es fällt schwer, in diesen Tagen eine Expertenstimme zu finden, die sich optimistisch zu den Aussichten der Rohstoffbranche äußert. Die Stimmung in dem Wirtschaftssektor liegt am Boden, das haben jüngste Konferenzen gezeigt. Viele Probleme prasseln auf die Unternehmen, die Bodenschätze erkunden und fördern, ein: Zum Teil heftig steigende Kosten und daraus entstehender Margendruck, schwache Aktienkurse als Folge daraus, stressige Bedingungen am Kapitalmarkt, die die Finanzierung von Explorationsprogrammen und Minenentwicklungen schwierig bis unmöglich machen. Hinzu kommen lokale Probleme, zum Beispiel in Kanada die andauernden Streitigkeiten zwischen Minengesellschaften und Bevölkerungsgruppen im Land, oder die gewalttätigen Streikwellen in Südafrika.

Eine angemessene Depression also, die die Branche da befallen hat? Nein, völlig übertrieben, glaubt Bergbau- und Politikexperte Chris Berry, Gründer der Beratungsfirma House Mountain Partners. Auf einer Tagung der Prospectors and Developers Association of Canada "schockte" Berry das Auditorium fast schon mit einem positiven Ausblick für die Branche. Während sich viele in der Bergbaubranche derzeit der schlechten Stimmung hingeben, kann Berrys Botschaft übersetzt werden mit "Antizykler nach vorne".

Das lässt sich durchaus nachvollziehen. In Zeiten wie diesen verlieren Anleger gerne einmal positive Aspekte aus den Augen. Zu viele negative Schlagzeilen bestimmen die Berichterstattung über die Bergbaubranche. Die jüngsten Jahreszahlen aus dem Sektor waren auch alles andere als ein Stimmungsaufheller. Und trotzdem gibt es zahlreiche Lichtblicke – allein stehen diese derzeit nicht im Fokus des Marktes.

Einer dieser Lichtblicke ist das enorme Wachstum in Asien, insbesondere in China. Das Land hat längst den zweiten Platz hinter den USA beim Bruttoinlandsprodukt erreicht. Rund 8 Billionen Dollar ist dieses stark, damit knapp halb so groß wie das der USA. Preisbereinigt hat China allerdings längst nicht mehr so viel Rückstand und wächst wesentlich stärker. Es ist eine Frage der Zeit, bis die beiden Länder die Plätze tauschen, auch wenn die Wachstumsraten Chinas immer wieder in Frage gestellt werden, was die tatsächliche Höhe angeht.

Dieses Wachstum ist eine wesentliche Quelle für Berrys Optimismus bezüglich der bevorstehenden Entwicklungen im Rohstoffsektor. Die Ausmaße des Wachstums in China sind gigantisch. Wächst die Wirtschaft des Landes in diesem Jahr um knapp 8 Prozent, so wäre dies eine Leistung in Höhe des Bruttoinlandsproduktes der Schweiz, die zusätzlich (!) erwirtschaftet wird. Diese Dimensionen des Wachstums gehen an der Börse zurzeit total unter, wenn man sich die langfristigen Perspektiven bei der Nachfrage nach Rohstoffen anschaut.

In China und auch in anderen Boomstaaten wie den Ländern der BRIC-Gruppe – neben China sind dies Brasilien, Russland und Indien – wächst als Folge der Entwicklung eine immer größer werdende Gruppe von Konsumenten heran, die sich mehr und mehr Dinge leisten kann. Glaubt man Berry, wird hiervon vor allem eine Rohstoffgruppe profitieren: Die Seltenen Erden.

Das Wachstum Asiens und derBRIC-Staaten

Rohstoff- und Politikexperte Chris Berry möchte nicht in die allgemeine pessimistische Stimmung in der Rohstoffbranche einstimmen. Seine Sichtweise auf den Markt ist antizyklischer Natur, in der depressiven Branchenstimmung sieht er gute Chancen für Investoren, die Geduld haben und die Krise aussitzen können. Berry hat gute Gründe für seinen Optimismus: Das Wachstum in Asien. Allein in China kommt Jahr für Jahr eine Wirtschaftsleistung hinzu, die dem Bruttoinlandsprodukt der Schweiz entspricht.

Obwohl also die Wachstumsraten in China zuletzt schwächer ausfielen, ist dies kein Grund, an langfristigen Chancen der Rohstoffindustrie zu zweifeln. Mit dem Wachstum in China werden mehr und mehr Rohstoffe benötigt, der Verbrauch in der Industrie steigt und auch Konsumenten wollen ihr höheres Einkommen ausgeben. Gefragt ist neben den Dingen des täglichen Bedarfs vor allem High-Tech. Das ist ein wichtiger Grund, warum Berry fast schon ein Fan von Seltenen Erden ist.

Welche chemischen Elemente in dieser Gruppe von Bodenschätzen enthalten sind, kann ohne einschlägige Nachschlagewerke wohl kaum ein Börsianer lückenlos aufzählen. Tatsächlich aber haben Elemente mit sperrigen Namen wie Praseodym, Yttrium, Gadolinium oder Dysprosium längst große Bedeutung in vielen Teilen der Wirtschaft und des täglichen Lebens. Man findet sie in vielen Technologien eingesetzt, zum Beispiel in LEDs, modernen Bildschirmen, in der Energieerzeugung von Brennstoffzellen über Atomkraftwerke bis hin zu Windenergieanlagen, in Magneten, Lasern, medizintechnischen Geräten und nicht zuletzt in der Elektromobilität.

Eine abschließende Aufzählung scheint unmöglich, die Liste wäre enorm lang und ständig kommen neue Anwendungsgebiete hinzu. Eines haben aber viele Gebiete gemeinsam: sie wachsen stark. Der Grund hierfür ist das massive Wachstum vor allem in Ländern wie China. Es gibt hohe Zubauzahlen bei den Atomkraftwerken und bei den Windenergieanlagen, der LED-Branche stehen noch viele Wachstumsschübe bevor. Es existiert zudem ein großer Nachholbedarf in der Konsumentenelektronik in den stark wachsenden Schwellenländern wie zum Beispiel den BRIC-Staaten oder – mit Zukunftsperspektive – in der Gruppe der "Next Eleven". Diese Liste kann ebenfalls noch lange weitergeführt werden.

Es hat also triftige Gründe, warum viele Industriestaaten sich intensiv um die Versorgung mit Seltenen Erden kümmern und diese Rohstoffgruppe als strategisch wichtig einordnen. Ohne diese Bodenschätze ist vieles nicht möglich, was in der modernen Welt mittlerweile etabliert ist. Das derzeitige Quasi-Monopol Chinas bei der Förderung Seltener Erden wird noch einige Zeit bestehen bleiben, doch Unternehmen wie Lynas, Greenland Minerals & Co. wollen und werden sich ihren Teil vom wachsenden Kuchen abschneiden. Angesichts der vielen Megatrends, wie zum Beispiel Urbanisierung oder Elektromobilität, scheint die zukünftige Bedeutung Seltener Erden gesichert. Und die schwache Entwicklung der Aktienkurse quer durch die Rohstoffbranche hinterlässt, so glaubt Berry, für langfristig und antizyklisch denkende Investoren eine gute Einstiegschance.

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Das sind Chris Berrys Favoriten

Warum Rohstoff- und Politikexperte Chris Berry die Branche und vor allem Unternehmen, die Seltene Erden abbauen, derzeit für antizyklische Investoren für interessant hält hat Berry in einem jüngsten Interview mit "The Gold Report" erklärt und nannte dabei einige Unternehmen, die er aktuell auf dem Schirm hat.

Derzeit liege der Fokus vor allem auf dem Bereich der schweren Seltenen Erden – dies sind 9 der insgesamt 17 Elemente dieser Rohstoffgruppe. Zu den schweren Seltenen Erden gehören unter anderem Stoffe wie Yttrium und Dysprosium.

Eines der Unternehmen, die Berry genauer beobachtet, ist in Europa aktiv, genauer in Skandinavien: Tasman Metals. Zwei Projekte in Schweden gehören der Gesellschaft, von der der Experte glaubt, dass sie strategische Investoren zum Beispiel aus der Autobranche anziehen könnte. Die beiden Projekte haben bereits NI 43-101 konforme Schätzungen für Vorkommen in den Kategorien "indicated" und "inferred". Vor allem das Projekt Norra Kärr hat mit 60,5 Millionen Tonnen Erzreserven der "inferred"-Kategorie Flaggschiffpotenzial. Studien zufolge muss Tasman Metals dank einer bereits vorhandenen guten Infrastruktur hier mit rund 290 Millionen Dollar einen vergleichsweise überschaubaren Betrag investieren. Norra Kärr verfügt Unternehmensangaben zufolge über hohe Gehälter an Seltenen Erden, bei denen die Versorgungslage in der Wirtschaft als kritisch anzusehen ist.

Ein weiterer Player im Markt, auf den Berry aufmerksam macht, ist Ucore Rare Metals. Im Gegensatz zu Tasman Metals, wo man sich auf den europäischen Raum konzentriert, explorieren die Kanadier Projekte in Nordamerika. Wichtigstes Einzelprojekt des Unternehmens ist Bokan Mountain in Alaska (USA) auf der Prince of Wales Insel, was der Gesellschaft einen exzellenten kurzen Transportweg für die Verschiffung geförderter Erze ermöglicht. Auch hier sind reiche Vorkommen der kritischen schweren Seltenen Erden vorhanden. In den USA ist Bokan Mountain das bisher größte Vorkommen an Seltenen Erden, was Ucore Rare Metals in eine gute Ausgangslage versetzt. Das Projekt ist weit fortgeschritten, die Gesellschaft beziffert einer letzten Wirtschaftlichkeitsberechnung zufolge die Investitionen für Bokan Mountain auf 221 Millionen Dollar. In den ersten fünf Jahren will man pro Jahr 2.250 Tonnen der begehrten Rohstoffe fördern, knapp ein Viertel davon Yttriumoxide.

Allerdings sieht Berry auch abseits der Seltenen Erden Chancen, unter anderem in der Graphitbranche. Der reine Kohlenstoff wird in vielen Sparten der Wirtschaft benötigt, das Einsatzspektrum beginnt bei Alltagsprodukten wie Bleistiften und Sportgeräten über die Nutzung als Elektroden für unterschiedliche Einsatzbereiche bis hin zum Einsatz als Werkstoff in der Industrie. Die Graphitindustrie sei allerdings schwierig, so Berry, der unter anderem Northern Graphite als ein fortgeschrittenes Unternehmen und einen der führenden kleineren Branchenvertreter ansieht. Noch in diesem Jahr wollen die Kanadier mit dem Bau der Bergwerksanlagen beginnen, Ende 2014 soll die Produktion starten.