Globaler Handel erhöht den Rohstoffbedarf
Während Aktienindizes wie Dow Jones, Dax und Nikkei gerade neue Mehrjahres- oder Allzeithochs erklimmen, sind die Rohstoff-Preise inzwischen ein gutes Stück von ihren Höchstständen aus dem 2011 zurückgefallen. Erste Rufe nach einem Ende der langjährigen Rohstoffrallye werden laut, zumal das Angebot und die Nachfrage momentan weitestgehend im Einklang sind und die großen Konzerne dafür sorgen, dass keine Überkapazitäten entstehen, indem sie neue Projekte verzögern oder ganz auf Eis legen.
Letzte Woche trafen sich führende Vertreter aus Industrie und Politik auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig, um zu diskutieren, wie die globale Infrastruktur an die wachsende Mobilität von Menschen und Gütern angepasst werden kann. Den Experten nach sind bis zum Jahr 2030 Investitionen von ca. 11 Billionen US-Dollar notwendig, um Flughäfen, Häfen und Bahnen an die wachsenden Passagier- und Warenströme anzupassen. Während man in Deutschland mit dem Flughafen Berlin, dem Jade-Weser-Port Wilhelmshaven oder dem Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 momentan eher negative Assoziationen mit diesem Thema verbindet, neue und vor allem zusätzliche Infrastruktur wird gebraucht, wenn sich das Passagieraufkommen verdoppelt, der Umfang der Luftfracht verdreifacht und der weltweite Containerumschlag bis 2030 sogar vervierfacht.
Aktuell werden im Hamburger Hafen jährlich ca. 10 Mio Container umgeschlagen, in Bremerhafen zusätzliche 6 Mio. Der Bau eines zusätzlichen Hafens macht also durchaus Sinn, zumal die bestehenden Häfen eine Grenze des Wachstums erreicht haben. Der Jade-Weser-Port ist zwar noch sehr schwach genutzt, aber ein Tiefwasserhafen, der von großen Containerschiffen unabhängig von den Gezeiten angesteuert werden kann, bietet gegenüber den bestehenden Häfen deutliche Vorteile. Zudem ist die Elbe ein Nadelöhr, was die Zufahrt zum Hamburger Hafen begrenzt.
Während wir in Europa durch Jahrhunderte des Seehandels und Jahrzehnte der Luftfahrt bereits über eine leistungsfähige Infrastruktur verfügen, sind andere Teile der Welt, insbesondere in Asien, Afrika und Südamerika hier noch deutlich zurück, zumal in diesen Regionen die Bevölkerungszahlen und das verfügbare Einkommen (und damit verbunden die Handelsströme) noch deutlich wachsen. Ein Ausbau der Infrastruktur verschlingt jede Menge an Industriemetallen, wie Eisen (Stahl) , Kupfer oder Aluminium. Neben Häfen, Flughäfen, Bahnhöfen und Bahnlinien müssen aber auch weitere Transporteinheiten in Form von Schiffen, Flugzeugen, Zügen und LKW gebaut werden, um diese Warenströme zu befördern.
Dementsprechend ist in den nächsten 15 Jahren mit einem weiter kontinuierlich steigenden Bedarf an Rohstoffen zu rechnen, selbst wenn Fortschritte beim Rohstoff-Recycling erzielt werden, dürfte der Primärbedarf weiter im mittleren einstelligen Prozentbereich steigen. Gerade weil die Rohstoff-Konzerne momentan sehr auf ihre Kosten schauen und Investitionen stärker prüfen und ggf. zurückstellen ist hier nicht zu erwarten, dass es mittelfristig zu Preiseinbrüchen und einem hohen Angebotsüberschuss kommen wird. Die Rohstoffrallye mag momentan gebremst sein (und natürlich waren hier auch überzogene Erwartungen im Markt, die Spekulanten angelockt haben), aber langfristig ist der Trend ungebrochen.
Ihr Manuel Giesen