Der Ostafrikanische Graben – Wiege der Menschheit?

Der Ostafrikanische Graben erstreckt sich über ca. 3500 km in Nord-Süd-Richtung vom Afar Dreieck in Äthiopien an der Südspitze des Roten Meeres bis zur Mündung des Sambesi in Mosambique und hat eine Breite von ca. 50-150km. Im Afar Dreieck treffen drei divergierende tektonische Platten, die Arabische Platte, sowie der "Nubische (Zentralafrikanische) und der Somalische Teil (Somali-Platte) der afrikanischen Platte aufeinander. In diesem Dreieck grenzen das Rote Meer, welches die Arabische Platte von der Afrikanischen Platte trennt, der mittelozeanische Rücken des Indischen Ozeans und der Ostafrikanische Graben aneinander. Genau genommen handelt es sich beim Ostafrikanischen Graben nicht um einen einzelnen, durchgängigen Bruch, sondern um ein aus geologischer Sicht recht junges System von Gräben, welches erst in den letzten 20 Millionen Jahren entstanden ist.

Im Verlauf teilt sich der ostafrikanische Graben in einen westlichen und einen östlichen Ast, welche den größten See Afrikas, den Victoriasee auf der Grenze zwischen Kenia, Tansania und Uganda, umschließen. Auf dem westlichen Ast liegt die Seenkette mit dem Albertsee, dem Kivu-See und dem Tangajikasee, welche die natürliche Grenze zwischen Uganda, Ruanda, Burundi bzw. Tansania im Osten und der Demokratischen Republik Kongo im Westen bilden. Auf dem östlichen Ast des Grabens liegen mit dem Turkanasee, dem Magadisee und dem Bogoriasee in Kenia drei Salzseen, die keinen Abfluss in Richtung Meer haben. Auf dem östlichen Ast liegen ferner die Vulkane des Mount-Kenia-Massivs, des Kilimandscharo-Massivs auf der Grenze zwischen Tansania und Kenia sowie das Kraterhochland von Tansania. Nördlich des Malawisees vereinigen sich die beiden Äste des ostafrikanischen Grabens und setzen sich in südlicher Richtung bis zur Mündung des Sambesi.

Als Ursache für das Auseinanderbrechen des Afrikanischen Kontinents entlang des Ostafrikanischen Grabens wird ein riesiger Magmapilz vermutet, der aus dem Erdinneren nach oben drückte und zu einem Riss in der vergleichsweise dünnen Platte der Erdkruste sorgte. Durch den Druck des Magmas türmen sich an den Grabenrändern gewaltige Gebirge mit mehreren Tausend Meter hohen Bergen auf, während zwischen den beiden Grabenrändern die Erde einsackte und sich ein großer Graben auftat. Die Geysire (beispielsweise im Bogoriasee) und Vulkane entlang des Grabens zeigen noch heute, wie dünn hier die Erdkruste ist.

Das Aufreißen der Erde und die Gebirgsbildung steht nach Ansicht zahlreicher Forscher auch unmittelbar mit der Entwicklung des Homo Sapiens in Verbindung. Als Grund für die Entstehung des Menschen und des aufrechten Gangs wird ein Klimawandel vermutet. Durch die Auffaltung der Gebirge entlang des ostafrikanischen Grabens konnten die Regenwolken nicht mehr ungehindert landeinwärts ziehen und es wurde in Ostafrika immer trockener. Aus den Regenwäldern entwickelten sich Savannen und Steppenlandschaften, in denen die Vorfahren sich aufrichten mussten, um sich in der Graslandschaft besser orientieren und fortbewegen zu können. Auch wenn diese Theorie nicht unumstritten ist, so scheint doch die Geologie direkten Einfluss auf die Entwicklung unserer Spezies gehabt zu haben.

Ihr Manuel Giesen