Silber, das "Sandwichkind"

Kennen Sie den Begriff vom Sandwichkind? Ein Sandwichkind ist ein Kind, was als das mittlere von drei Geschwistern aufgewachsen ist und sich stets benachteiligt fühlt, weil es weder die Aufmerksamkeit des Erstgeborenen, noch die Aufmerksamkeit des Nesthäkchens genießt.

Das Edelmetall Silber wird oft als der "kleine Bruder" des Goldes bezeichnet, und obwohl es diesen Titel in mehrerer Hinsicht nicht zu Unrecht trägt, so ist die Familie vielleicht doch noch ein wenig größer.

Silber ist ein Edelmetall der 1. Nebengruppe, welche auch als Kupfergruppe bezeichnet wird. Diese Gruppe umfasst Kupfer (Cu), Silber (Ag) und Gold (Au). Allen drei Elementen ist gemeinsam, dass sie sowohl hervorragend elektrischen Strom als auch Wärme leiten. Ferner sind alle drei Metalle relativ weich und besonders gut formbar. Kupfer ist das mit Abstand günstigste Metall, wobei eine Tonne Kupfer aktuell etwas 7800 USD kostet. So große Mengen an Silber und Gold werden in der Regel nicht gehandelt, so dass hier die Preisbildung pro Feinunze, also ca. 31,1g erfolgt. Eine Unze Silber kostet aktuell etwa 30 USD/Unze, d.h. eine Tonne Silber kostet ca. 100mal so viel wie eine Tonne Kupfer. Eine Unze Gold ist nochmal um einen Faktor von 55 teurer und kostet aktuell ca. 1650 USD. Auch in ihrer Verwendung weisen diese drei Geschwister viele Ähnlichkeiten auf, beispielsweise werden alle drei Metalle als Münzmetalle verwendet.

Obwohl Silber das Metall mit der höchsten elektrischen Leitfähigkeit ist, werden aus Kostengründen fast ausschließlich Kupferkabel eingesetzt. Die Anwendungsbereiche für Silber sind vielfältig. Neben Schmuck, Münzen und Bestecken (Tafelsilber), wird Silber u.a. für Spiegel benutzt, da polierte Silberflächen die höchste Lichtreflexion aller Metalle ausweisen und ca. 99,5% des sichtbaren Licht reflektieren. Im 20. Jahrhundert war Silber ein unentbehrliches Metall in der Film- und Fotoindustrie, wobei der Einsatz in diesem Bereich durch die digitale Bildaufnahme stark rückläufig ist. Dafür sind neue Anwendungsbereiche für das High-Tech-Metall, beispielsweise in der Solarenergie, bei Leiterplatten, in RFID-Chips, etc. hinzugekommen, so dass der Bedarf für Silber in der industriellen Verwendung stetig steigt. Silber wirkt antibakteriell und findet somit Anwendung in Medizin- und Kosmetikprodukten, beispielsweise in Wundauflagen oder als Nanopartikel in Deodorant, wobei die antibakterielle Wirkung von Silber unangenehmen Schweißgeruch verhindert. Silber hat also nicht nur (wie Gold) die Funktion einer physischen Krisenwährung, da Silber in Münz- oder Barrenform stets einen reellen Gegenwert verkörpert, sondern auch ein unverzichtbare Rolle als Industriemetall. Zwar mag Silber nicht ganz so hell wie der große Bruder Gold glänzen und zeitweilig auch, wie der kleine Bruder Kupfer, unansehnlich Patina bilden, doch gerade durch die Knappheit (weltweit existieren zur Zeit kaum physische Lagerbestände) und die industrielle Anwendung könnte Silber in Zukunft ein Stück weit aus dem Schatten der Brüder treten und sich der Silberpreis (noch) positiver als Gold- und Kupferpreis entwickeln.

Man findet die drei Geschwister Kupfer, Silber und Gold oft gemeinsam in geologischen Lagerstätten, wobei Silber oftmals als Beiprodukt (das ist wohl das Schicksal eines "ungeliebten Sandwich-Kindes") bei der Gewinnung von Kupfer oder Gold gewonnen wird. Die größten Silberproduzenten sind Peru und Mexiko, wobei in diesen beiden Ländern aktuell ca. 2/3 der weltweiten Produktion gefördert werden. Gerade in Zeiten unsicherer Finanzmärkte scheinen die Aussichten für Rohstoff-Unternehmen, die sich mit diesem Geschwister-Trio befassen, besser denn je, zumal die Kurse von Gold- und Silberminenaktien im letzten Jahr deutlich hinter der Preisentwicklung der Edelmetalle zurückgeblieben ist.