Kolumne von Dirk Masuch

Die Geschichte der Entdeckung eines Goldvorkommens und was Investoren daraus lernen können

Aurelian Resources' Fruta del Norte Lagerstätte in Ecuador

Der folgende Artikel ist zwar schon etwas älter, ich habe ihn Anfang 2008 geschrieben. Aus aktuellem Anlaß ist er allerdings wieder interessant geworden. Es geht um die Fruta del Norte Lagerstätte in Ecuador, die nun doch nicht erschlossen wird. Jedenfalls nicht von Kinross, die nach mehrjährigen Verhandlungen mit der Regierung Ecuadors über den abzuführenden Steueranteil letztendlich wohl schlicht die Nase voll hatten.

Dazu vorab vielleicht ein paar grundsätzliche Gedanken. Man kommt da ja schnell mit Sätzen wie: "Das macht doch keinen Sinn" oder "Die schaden sich doch damit selber".

Das ist nichts weiter als eine Frage der Perspektive. Natürlich macht es Sinn. Aus der Sicht der ecuadorianischen Regierung sogar sehr viel. Die Konzession für Fruta del Norte fällt ja eleganterweise im August an Ecuador zurück. Man kommt ohne jedes eigene Risiko in den Besitz einer der größten Gold- und Silberfunde der letzten Jahre. Warum sollte man da seinen Anteil verringern, man kann sich ja mit dem nächsten Interessenten ins Benehmen setzen.

Nur um das nochmal in den richtigen Kontext zu stellen: Das Explorationsrisiko und die bisher getätigten Investitionen gingen zu Lasten einer nichtstaatlichen Explorationsfirma (Aurelian Resources) und ihrer Aktionäre, für die sich das Risiko ausgezahlt hat. Die jetzt abzuschreibenden Verluste in Höhe von 720 mio USD tragen ebenfalls ein nichtstaatliches Unternehmen (Kinross) und seine Anteilseigner. Gewinn und Verlust lagen hier also nah beieinander. Und eine dritte Partei ist am Ende der lachende Gewinner.

Ja ja ich weiss, die Beteiligten waren sich des Risikos bewußt und baden halt ihre Fehleinschätzung nun aus. Ist ja auch alles richtig so. Mir geht das Ganze in diesem Fall trotzdem gegen den Strich, da einer der hier beteiligten Verhandlungspartner die Macht hatte, die Regeln beliebig zu ändern bzw. es sich leisten konnte, auf unverhältnismäßigen Forderungen zu bestehen. Das Ganze war in etwa so wie eine Schachpartie mit einem Gegner, der sich nicht an die Regeln halten muß. Darauf sollte man sich halt nicht einlassen.

Zu den Risiken für Bergbaufirmen habe ich letztens einen ausführlichen Artikel auf Seeking Alpha unterbringen können. Den Link finden Sie unterhalb dieses Beitrages.

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Aber nun zum Thema Fruta del Norte und den Lektionen für aufmerksame Spekulanten und Investoren.

Eine der wohl am meisten beachteten Erfolgsgeschichten der letzten Jahre im Goldsektor war die Entdeckung des Fruta del Norte-Vorkommens in Südost-Ecuador durch Aurelian Resources. Dieser im Jahr 2001 gegründete und seit 2003 an der Börse gehandelte Junior Explorer wurde über Nacht zu einem Börsenliebling und hat seit der Bekanntgabe des Fundes sicherlich einer Reihe von Marktteilnehmern extrem hohe Gewinne erbracht.

Für spekulativ orientierte Investoren stellt sich daher die Frage, ob der Fund eines solchen "company makers" nichts weiter ist als ein glücklicher Zufall mit den Gewinnchancen einer Lotterie oder ob es im Vorfeld einer solchen Entdeckung nicht doch Anzeichen dafür gibt, dass ein Explorer auf dem richtigen Weg ist, um eine bedeutende Lagerstätte aufzuspüren.

Im Falle von Aurelian Resources gab es diese Anzeichen tatsächlich, sodass es sich im Hinblick auf die Bewertung anderer Explorationstitel lohnt, sich diese Hinweise genauer anzuschauen. Schlüssel zum Erfolg waren neben einer Reihe anderer Faktoren ein auf das Prospektionsgebiet (schwer zugänglicher Regenwald mit grossen Höhenunterschieden) zugeschnittener Explorationsansatz und ein methodisches Vorgehen bei dessen Umsetzung.

Eine Explorationskampagne beginnt notwendigerweise mit einer historischen Recherche, die es erlaubt, vorläufige Zielgebiete zu definieren, die wiederum in ersten Geländebegehungen in Augenschein genommen werden. In diesem Falle zeigte sich dabei, dass in der Cordillera del Condor im Südosten Ecuadors zahlreiche Flüsse und Bäche goldführend waren, wobei jedoch nur wenige Herkunftsgebiete entdeckt wurden. Da der Ursprung der Mineralisation in diesen Fällen nur flussaufwärts liegen kann, führte die Abgrenzung des Einzugsgebietes durch Wasserscheiden zu einer räumlichen Einengung des zu erkundenden Gebietes.

Aurelian führte anschliessend eine lehrbuchhafte Flusssedimentbeprobung durch mit der Absicht, die Mineralisation flussaufwärts bis zu ihrem Ursprung zurückzuverfolgen. Aurelian integrierte die so gewonnenen Daten konsequent in ein geographisches Informationssystem, eine Software-Technologie, die es erlaubt, Zusammenhänge zwischen raumbezogenen Daten analytisch zu erkennen und kartographisch anschaulich darzustellen.

Entsprechende Karten waren auf der Webseite von Aurelian einsehbar und stellen ein gutes Beispiel dar für eine typische Flussnetzexploration. Im Zusammenhang mit klassischer geologischer Kartierung, Entnahme von Bodenproben, geophysikalischen Methoden und Explorationsbohrungen konnte Aurelian so über 30 Explorationsziele für Gold und 12 Ziele für Kupfer des Typs copper porphyry identifizieren.

Bei ihren Geländeuntersuchungen vor Ort erkannten die Gründer von Aurelian Resources, Patrick Anderson und Keith Barron, eine neue epithermale Goldmineralisation. Bei diese Entdeckung gaben die Pfadfinderelemente Arsen und Quecksilber in den Analysen von Verwitterungsmaterial des goldführenden Gesteins entscheidende Hinweise auf die Höffigkeit. Historischer Bergbau und goldverarbeitendes Kunsthandwerk in der Region waren ebenfalls deutliche Hinweise auf das Potential der Cordillera del Condor.

Ein entscheidender Schritt zum Aufspüren des Fruta del Norte-Vorkommens war das frühzeitige Erkennen einer etwa 70 Kilometer langen, Nord-Süd verlaufenden Störungszone. Die Las Peñas-Störung ist das strukturgeologisch kontrollierende Element, auf dem die Goldmineralisationen nahezu schnurförmig aufgereiht sind. Ein tektonisches Element dieser Dimension ist gewöhnlich durch Fernerkundungsmethoden erkennbar. In Aurelians Informationsbroschüre des Jahres 2004 finden sich Beispiele von NASA-Fotos, die die strukturelle Kontrolle ersichtlich machen.

Am 8. April 2004 gab Aurelian die Ergebnisse eines acht Bohrlöcher umfassenden Bohrprogrammes auf dem Bonza-Las Peñas-Prospekt, südlich von Fruta del Norte, bekannt. Die erfolgreichste Bohrung durchteufte 114 Meter mit Goldgehalten von 1.58 g/t. Die Mineralisation konnte über eine Länge von 500 Metern verfolgt werden, wobei das Ende nach Norden und Süden sowie zur Tiefe hin offen war. Aurelians beispielhafte Explorationskampagne führte also schon frühzeitig zu ersten Erfolgen.

In diesem Zusammenhang ergaben sich auch die für Investoren interessanten ersten Hinweise auf ein ähnliches oder möglicherweise sogar noch grösseres Vorkommen im Fruta del Norte-Prospekt, der als die nördliche Verlängerung der Bonza-Las-Peñas-Zone interpretiert wurde.

Interessanterweise hatten Aurelians Geologen durch Bohrungen auf einem benachbarten Kupferprospekt eine weitere Störung nachgewiesen, die die Fruta del Norte-Zone gegen das Bonza-Las-Peñas-Vorkommen um etwa 250 Meter zur Tiefe hin versetzt. Dies bedeutete, dass ein mögliches Vorkommen hier zwar nicht an der Oberfläche ansteht, dafür aber durch überlagernde Sedimente vor erosiver Abtragung geschützt war und daher möglicherweise mächtiger ist als die Bonza-Las-Peñas-Mineralisation.

Für aufmerksame Leser der geologischen Berichte auf Aurelians Webseite ergab sich daher eine recht hohe Wahrscheinlichkeit eines ähnlichen Fundes auf Fruta del Norte. Die Wichtigkeit dieser geologischen Befunde wurde allerdings vom Markt nicht erkannt. Die Aurelian-Aktie gab nach Bekanntgabe des Bonza-Las-Peñas-Fundes über ein Jahr hinweg stetig nach. Anschliessend erfolgte eine fast das gesamte Jahr 2005 umfassende Bodenbildung.

Das Fruta del Norte-Vorkommen wurde daraufhin systematisch abgebohrt, um zu einer Abgrenzung des Erzkörpers und zu einer Resourcenabschätzung zu gelangen. Der Bohrfortschritt und die Analysenbefunde wurden dabei fortwährend und in beispielhafter Qualität auf Aurelians Webseite in Form von Karten und Tabellen dokumentiert. So konnte man als Besucher der Webseite zu dieser Zeit beispielsweise erkennen, dass das Vorkommen nach Süden hin immer noch offen war. Insbesondere wurden zwei weitere Explorationsziele hoher Priorität aufgezeigt, die durch Anomalien von Gold, Arsen und Antimon auffielen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aktie von Aurelian Resources für aufmerksame Marktteilnehmer bereits vor der Entdeckung des Fruta del Norte-Vorkommens als spekulativer Titel mit guten Erfolgsaussichten erkennbar war. Die dazu notwendigen Hinweise ergaben sich aus den auf der Firmenwebseite verfügbaren geologischen Informationen, die ein äusserst methodisches Vorgehen in der Exploration erkennen liessen. Das sprichwörtliche Glück des Tüchtigen war in diesem Falle schon beinahe unvermeidlich.

Risk Factors In Mining Investments: Location, Geology, ETFs And Junior Explorers: http://seekingalpha.com/article/1247261-risk-factors-in-mining-investments-location-geology-etfs-and-junior-explorers .

geologo.aleman(@)gmail.com