Seltene Erden: Auf das richtige Maß kommt es an!

Seltene Erden: Auf das richtige Maß kommt es an!

Einige Probleme der Bergbauindustrie sind sicherlich alles andere als hausgemacht. Gegebenheiten wie verrückte Kursschwankungen an der Börse, übernervöse Kreditgeber, die die Taschen zuhalten, steigende Energiepreise und ähnliches lassen sich durch die Gesellschaften des Sektors kaum bis gar nicht beeinflussen, geschweige denn, dass man gegensteuern und sie kompensieren kann. Manche belastende Faktoren dagegen sind hausgemacht. Das gilt unter anderem für den Sektor Seltene Erden. Branchenexperte Jack Lifton spart daher im Gespräch mit "The Metals Report" nicht mit Kritik.

Vielen Juniors in der Branche fehle es an Kenntnissen und an einem ausgefeilten Businessmodell, sagt Lifton. Seine Kritik bezieht sich auf verschiedene operative Bereiche der Unternehmen. Einer breiten vertikalen Integration erteilt er eine Absage. Eisenerzförderer, die Autos bauen wollen, würde man auslachen, so Lifton. Integriere ein Seltene-Erden-Förderer dagegen vertikal und fange an, Magnete und ähnliches zu bauen, so werde Applaus gespendet, meint der Experte. Lifton sieht diesen Weg als falsch an. Einzelne kluge Schachzüge wie von Great Western Minerals, die 2008 bei Less Common Metals Ltd. eingestiegen sind, bleiben seiner Meinung nach Ausnahmen. Es mache keinen Sinn, wenn sich ein Rohstoffproduzent bei der Güterproduktion engagiere, so das Credo des Marktexperten. In China gebe es eine solche vertikale Integration nicht, da sie ökonomisch keinen Sinn mache.

Vielen Juniors, die Seltene Erden fördern wollen, fehle es zudem an Kenntnissen und Know-How im Bereich der Lieferkette, kritisiert Lifton weiter und fordert auf, hier nachzulegen. Die Herstellung eines Konzentrats aus den geförderten Erzen sei keine große Leistung, der Schlüsselfaktor liege vielmehr in der Trennung der vielen verschiedenen Metalle, die die Rohstoffgruppe der Seltenen Erden ausmachen. Hier haben es die Gesellschaften bisher kaum geschafft, kosteneffektive Trennungsprozesse zu entwickeln. Die Weiterverarbeitung erfolge auf einer einzigen Basistechnologie, einer Lösungsmittelextraktion.

Ein Erfolgsrezept sei daher eine Produktion, die sich an die Gegebenheiten anpasst. Unternehmen wie Orbite Aluminae, das Seltene Erden als Beiprodukt fördert, haben sich bei der Produktion schlank und schmal aufgestellt. Andere Gesellschaften wie unter anderem Ucore Rare Metals oder Tasman Metals verfolgen nach Liftons Meinung ebenfalls vor allem die Idee, den Förder- und Verarbeitungsprozess so anzupassen, dass mehr hochwertige Seltene Erden produziert werden. Lifton nennt hier vor allem Rare Element Resources als Vorbild. Lob bekommt auch Alkane Resources für seine Pläne der Zusammenarbeit mit verschiedenen Veredlern, was hohe Synergieeffekte für alle Beteiligten bringen soll.

Diese Vertreter setzen nicht einzig, wie viele andere Unternehmen in der Rohstoffbranche, auf möglichst hohe Produktionsvolumen. Auf das richtige Maß kommt es an. Kritik von Lifton müssen sich da vor allem Lynas und Molycorp anhören, die andere Businessmodelle verfolgen. Die beiden Gesellschaften hätten vergleichsweise hohe Investitionen tätigen müssen – und das in einer Industrie, die unter Preisdruck steht. Besonders komfortabel ist diese Ausgangslage für Lynas und Molycorp in der jetzigen Marktlage nicht.

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