6 Länder mit maroden Währungen
Die aktuelle Studie vom Cato Institut, dessen Autor Steve H. Hanke als Professor für Wirtschaft an der Universität von Baltimore tätig ist, bietet einen guten Einblick in die Länderpolitik und deren Währungsproblematiken. Weiters zeigt diese Analyse auch 2 für Investoren wichtige Aspekte auf, zu denen wir am Ende des Berichtes Stellung nehmen.
Doch zuerst zur Analyse des Cato Institutes:
Viele Millionen Menschen weltweit sind mit den Auswirkungen ihrer in Schieflage befindlichen Währung direkt konfrontiert. Die sechs bemerkenswertesten Länder sind Iran, Nordkorea, Argentinien, Venezuela, Ägypten und Syrien.
Für Hanke befindet sich eine Währung dann in Problemen, wenn die Menschen des Landes das Vertrauen in die Währung verloren haben. Das Vertrauen in die Kaufkraftstabilität und das Vertrauen, dass diese in Zukunft wieder hergestellt werden könne. Dies tritt zumeist dann ein, wenn die Preise für lebensnotwendige Dinge unaufhaltsam steigen. Diese Vertrauen-Preisspirale dreht sich in Folge immer schneller abwärts und kann bis zur Hyperinflation führen. Von einer Hyperinflation spricht man bei einer Inflationsrate von über 50% pro Monat, was natürlich eine Seltenheit darstellt und aus historischer Sicht erst 56 mal vorgekommen ist.
Nehmen wir als historisches Beispiel die indonesische Rupie.
Die asiatische Finanzkrise der späten 90er-Jahre gab den Ausschlag für so eine dramatische Abwärtsspirale einzelner Währungen. So kollabierte die indonesische Rupie im August 1997, kurz nach dem thailändischen Bath.
Der Wechselkurswert der Rupie fiel von August 1997 bis 1998 gegenüber dem US-Dollar von 2.700 auf knapp 16.000. Indonesien war gefangen im Strudel der Asienkrise. Erst die Installierung einer stabilen Rupie nach einem Modell, das Professor Hanke als Sonderbeauftragter von Präsident Suharto vorgestellt hatte, konnte das Vertrauen wieder herstellen. Dies zeigte sich in einem um 28% verbesserten Kurs bereits am Tag der Veröffentlichung.
Was war geschehen?
In der Problemzeit wurden von der Regierung keine Veröffentlichungen betreffend Situation, Inflation und dergleichen vorgenommen und gleichzeitig durch die Zunahme der Inflation die Konvertierbarkeit gegenüber anderer Währungen eingestellt. Und wenn schon Statistiken über Inflation erschienen, dann waren diese völlig falsch. Dies führte zu einem eskalierenden Schwarzmarkt der Währung, während die Regierung weiterhin ihre desaströsen Wirtschaftsdaten hinter gefälschten Statistiken verbarg. Prof. Hanke sieht diese Vorgangsweisen immer wieder bei Ländern, deren wirtschaftliche Situationen sich ähnlich wie Indonesien entwickeln.
Soweit zur historischen Betrachtungsweise, wie sieht es in der heutigen Zeit aus?
Ein Jahr lang hat Prof. Hanke die Schwarzmarktdaten der Wechselkurse verschiedener Länder zusammengetragen. Daraus entstanden die tatsächlichen Inflationswerte der sechs oben angeführten Währungen.
Iran
Ab der Unterzeichnung der Sanktionen gegen den Iran im Juli 2010 durch Obama stürzte der Iran in die Krise. Bis dahin war der Schwarzmarktwert gegenüber dem US-Doller noch ziemlich gleich dem offiziellen Wert. Durch das Greifen der Sanktionen brach die Wirtschaftsleistung ein und ab September und Oktober 2012 erreichten die Inflationswerte nahezu schon die einer Hyperinflation.
Zwar hat sich danach der iranische Rial ein wenig erholt, hat aber immer noch eine Jahresinflationsrate von 74,2%.
Nordkorea
Jahrelang wurde der koreanische Won gegenüber dem Dollar abgewertet. Durch die begleitenden Regulierungen des Staates und den scharfen Strafen wurde der Won schließlich unkonvertierbar.
Diese monetäre "Fehlfunktion" hatte natürlich auch Auswirkungen auf die Inflation. In 2009 beschloss die Regierung zur Regulierung eine Währungsreform durch die einfache Streichung der letzten beiden Nullen auf den Banknoten und gab der Bevölkerung gerade mal 2 Wochen, um die alten Geldscheine auf neue umzutauschen. Es war daher wenig überraschend, dass Nordkoreas primitiver Untergrundschwarzmarkt explodierte. Der nachfolgende Chart zeigt die Auswirkungen dieser Währungsreform sehr eindrucksvoll.
Quelle. Cato institute
Argentinien
Argentinien kämpft schon seit langer Zeit gegen das Monster Inflation. Nun scheint sich die Geschichte zu Wiederholen, denn Argentinien taumelt an der Schwelle zu einer erneuten Finanzkrise. Kapitalkontrolle und eine sich verschlechternde Wirtschaftslage, kombiniert mit einer Unzahl an geschäftsfeindlichen Erlässen, haben den argentinischen Peso ins Straucheln gebracht.
Quelle. Cato institute
Aktuell liegt der Schwarzmarktwert des Pesos bei 8,2 für einen US-Dollar, 34% unter dem offiziellen Wechselkurs. Daraus errechnet sich eine Inflationsrate von 24,8%.
Quelle. Cato institute
Von diesen Inflationsraten ist natürlich in den offiziellen Berichten nichts zu lesen. Lange wird sich diese staatliche Preiskontrolle nicht halten können, ohne die Wirtschaft empfindlich zu stören.
Venezuela
Venezuela hatte ebenfalls Preiskontrollen durchgeführt um die inflationären Probleme zu verbergen, jedoch mit miserablen Ergebnissen. Trotz des Ölreichtums hat das Chavez-Regime es geschafft, diese Gewinne durch "Sozialprogramme" zu vernichten und das Staatsbudget weiter zu belasten. Gleichzeitig hat die venezuelanische Nationalbank die Gelddruckschleusen geöffnet und so die eigene Währung entwertet.
Quelle. Cato institute
Dies führte zu einem fulminanten Anstieg der Inflation. Aktuell liegt der Schwarzmarktwert des Bolivar bei 34,42 je USD, was den Wert auf 80,6% unter dem offiziellen Wert drückt. Die daraus resultierende Inflation beträgt somit 249,3%
Quelle. Cato institute
Ägypten
Unter Präsident Morsi und der islamischen Bruderschaft haben sich die wirtschaftlichen Verhältnisse von schlecht zu katastrophal verschlechtert.
Preis-und Kapitalkontrollen haben den ägyptischen Pfund in substantielle Schieflage gebracht. In diesem Zeitraum haben die offiziellen Statistiken die Realität verlassen und der Schwarzmarkt bekam die Oberhand.
Der nachstehende Chart zeigt, dass das Versagen der Wirtschaft eigentlich ein Versagen der Währung ist, begleitet von Inflation. Mit 1. Juli betrug die Inflation 27,1% und war somit 3 mal so hoch wie die offiziell verkündete.
Quelle. Cato institute
Syrien
Bürgerkrieg und Wirtschaftssanktionen haben die Wirtschaft schwer erschüttert. Um den westlichen Sanktionen zu entgegnen, hat das Assadregime begonnen – mit der Hilfe von Iran, Russland und China – alle Handelsgeschäfte in Rials, Rubel und Renminbi zu verrechnen. Inklusive des monatlichen Transfers aus Öllieferungen im Wert von 500 Mio. USD und einer offenen Kreditlinie mit Teheran für alle Lebensmittel und Ölproduktimporte.
Darüber hinaus hat das Assadregime strenge Strafen für das Wechseln am Schwarzmarkt verordnet. Aber auch diese Maßnahmen sind allesamt gescheitert. Seit Oktober 2012 geht es mit der Währung scharf nach unten. Am 10. Juli 2013 hat der syrische Pfund seinen historischen Tiefstwert erreicht. 265 SYP müssen für einen US-Dollar bezahlt werden.
Quelle. Cato institute
Der Weg des syrischen Pfund wurde bereits oft von der Presse aufgegriffen, nicht jedoch die Entwicklung der Inflation. Diese beträgt aktuell 291,1% !
Quelle. Cato institute
Syrien erwartet aktuell eine Inflationsrate von 68% im Monat, also bereits eine jenseits der Grenze zur Hyperinflation und die Zeit wird es uns zeigen, wie es mit der Landeswährung weitergeht.
Sehen wir uns die Zusammenfassung an:
Viele der Länder sind sogenannte "hot-spots" auf der internationalen Konfliktbörse. Und Währungsprobleme zeigen oft die Probleme mit den jeweiligen Regimes auf. Für jemanden, der internationale Konflikte beobachtet, sind diese Aussagen von essentiellem Wert.
Hier die zusammengefasste Grafik dazu:
Quelle. Cato institute
Wir danken dem Cato-Institut für die Zurverfügungstellung der Daten und kommen zu den eingangs erwähnten 2 Aspekten, die wir aufgrund der Analyse für interessant erachten.
- Zeigt sich, dass Investitionen in Minengesellschaften in den Ländern Venezuela und Argentinien zur Zeit aus Regime- und Währungsgründen nicht empfehlenswert sind, wenngleich die beiden Länder eine aktive Bergbaubranche haben. Ein Blick in die Landes- und Währungspolitik sollte heute bei gewissenhafter Erkundung der Investitionsparameter nicht fehlen.
- Ist es in sich verschlechternden Wirtschaftssituationen bedenklich, den offiziellen Verlautbarungen über Wirtschaft und Inflation Glauben zu schenken.
Dazu bedarf es generell nicht einmal der Situation Hyperinflation, Wirtschaftskrieg oder Ähnliches. Auch in "ruhigen" Ländern wie denen im EU-Raum und den USA mehren sich die Anzeichen für eine nicht korrekte politische Darstellung der Wirtschaftsleistung und der Inflation. Ein Umstand der uns zum Denken bringen sollte.