Die richtigen Puzzle-Teilchen für eine konjunkturelle Trendwende?

Die richtigen Puzzle-Teilchen für eine konjunkturelle Trendwende?

In den letzten Tagen gab es eine Vielzahl von Nachrichten, setzt man die einzelnen Meldungen wie die Teile eines Puzzles zusammen, so zeigt sich konjunkturell ein deutlich besseres Bild als noch vor zwei Monaten.

Die jüngst verkündeten Einkaufsmanager-Indizes sowohl in China als auch in Deutschland sowie der Eurozone fielen besser aus als erwartet. Der vielbeachtete HSBC-Index stieg von einem 11-Monats-Tief bei 47,7 Punkte wieder auf 50,1 Punkte und damit über die wichtige 50 Punkte Markte, welche Wachstum signalisiert.

Der Einkaufsmanager Index in Deutschland stieg im August um 1,3 Punkte auf 52,0 Punkte und liegt damit deutlich über der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Nachdem die Wirtschaft im ersten Quartal in Deutschland noch mehr oder weniger stagniert hatte, konnte im zweiten Quartal ein Wachstum von 0,7 Prozent erreicht werden. Damit bleibt Deutschland die Wirtschaftslokomotive in Europa.

In Europa kletterte der Einkaufsmanagerindex für die Industrie um einen Zähler auf 51,3 Punkte. Das ist der beste Wert seit 26 Monaten. Die Chancen für eine Fortsetzung des Aufwärtstrends stehen nicht schlecht, da die Aufträge so stark zulegten wie seit Mai 2011 nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex für die Dienstleister stieg um 1,2 auf 51,0 Punkte und erreichte damit ein Zwei-Jahres-Hoch. Scheinbar zeigen die Reformen in Italien, Portugal und Spanien Wirkung, während das "Sorgenkind" Griechenland sich weiterhin schwach entwickelt, aber zumindest den Abwärtstrend gestoppt zu haben scheint.

Eine ähnlich positive Entwicklung zeigt sich bei dem konjunktursensiblen Metall Kupfer. Nachdem der Kupferpreis Ende Juli noch in der Nähe des 12-Monats-Tiefs bei 6800 USD/t gelegen hatte, ist inzwischen ein Anstieg von knapp zehn Prozent auf ca. 7350 USD/t zu vermelden. Zeitgleich sinken die Lagerbestände in den an der NYMEX und LME gelisteten Lagerhäusern, was auf ein Anspringen der Nachfrage hindeutet.

Passend in diese Marktsituation kommt die Meldung, dass sich der weltgrößte Rohstoff-Händler Glencore/Xstrata zum Schuldenabbau von einer Kupfermine in Papua Neuguinea trennen will. Glencore/Xstrata befindet sich nach der Fusion in einer Konsolidierungsphase und überprüft das aktuelle Projektportfolio, um die Projektpipeline entsprechend zu verschlanken. In den jüngsten Zahlen musste Glencore/Xtrata am Dienstag einen Verlust von 8,9 Mrd. USD verkünden. Das hört sich im ersten Moment erschütternd an, wirft man aber einen genaueren Blick auf das Zahlenwerk, so erkennt man, dass allein 7,6 Mrd. USD Verlust auf Wertberichtigungen von Minen von Xstrata zurückzuführen sind und somit zwar buchhalterisch den Unternehmenswert verringern, jedoch den Schuldenstand nicht erhöhen. Die Verluste seien auf sinkende Rohstoffpreise zusammen mit der schwachen Nachfrage in der ersten Jahreshälfte zurückzuführen.

Insgesamt verlief die erste Jahreshälfte für die großen Rohstoffkonzerne enttäuschend, und so verwundert es kaum, dass neben Glencore/Xstrata auch BHP Billiton, Vale und Rio Tinto entsprechende Sparprogramme aufgelegt haben. Doch während in den letzten Monaten (mangels Nachfrage zu einem halbwegs akzeptablen Preis) keine großen Projektverkäufe vermeldet werden konnten, scheint sich der Markt hier aktuell zu drehen. Glencore/Xstrata stehen hier in konkreten Verhandlungen für sein Kupfer- und Goldprojekt "Frieda River", an dem Glencore mit 82% beteiligt ist und dessen Kosten für die Projektentwicklung bei ca. 5 Mrd USD liegen dürften. Allein die Tatsache, dass für solche Großprojekte wieder potenzielle Interessenten vorhanden sind, zeigt eine Belebung des Marktes.

Unlängst konnte die kanadische Barrick Gold drei australische Goldminen an den südafrikanischen Wettbewerber Gold Fields verkaufen, zwar war diese Transaktion mit "nur" ca. 300 Million USD bedeutend kleiner, doch die Tendenz der Wiederbelebung des Rohstoff-Marktes ist erkennbar. Es bleibt spannend, ob sich diese Tendenz fortsetzt und auch kleinere und mittlere Projekte wieder zu interessanten Akquise-Zielen werden.

Es ist sicherlich noch zu früh, in diesem Zusammenhang von einer nachhaltigen Trendwende zu sprechen, aber die ersten Puzzleteilchen fügen sich hier zusammen.

Ihr Manuel Giesen