Kolumne von Florian Grummes

pro aurum: Goldupdate vom 13.09.2013

Seit Dienstag stehen die Edelmetalle (mit Ausnahme von Palladium) deutlich unter Druck. Die von mir genannte Unterstützung im Bereich um 1.355,00US$ – 1.345,00US$ für Gold bzw. 22,50US$ für Silber wurde ohne Gegenwehr gebrochen.

Nach diesem für die meisten Teilnehmer überraschenden Abverkauf, stellt sich unweigerlich die Frage, ob die seit Ende Juni so freundlich angelaufene Erholung bei den Edelmetallen möglicherweise schon wieder beendet ist.

Gleichzeitig tauchte Anfang der Woche die Meldung auf, wonach Goldman Sachs den Goldpreis noch bis 2014 fallen sieht. Handelt es sich also wieder um eine gezielte Manipulation oder musste der Markt einfach die kurzfristig Überhitzung nach dem steilen Anstieg im August abbauen, nachdem Russland den amerikanischen Kriegstreibern den Wind aus den Segeln genommen hatte?

Zunächst müssen wir uns klar machen, dass die positive Stimmung für die Edelmetalle Ende August tatsächlich erste klare Übertreibungen generiert hatte. Die Sentimentdaten für den HUI Goldbugsindex lagen bei 90% (aktuell bei vielversprechenden 20%). Über die Aussage "Gold steigt in zwei Wochen bis auf 1.500,00US$" hatte ich berichtet. Folgerichtig hatten sich auch die Sentimentdaten für Gold und Silber verschlechtert. Nun sieht die Lage hier aber wieder deutlich besser aus, zumal die Zahlen noch nicht den Abverkauf der letzten beiden Tage wiederspiegeln.

Goldkurs

Was die Charttechnik betrifft, sind die Edelmetalle mittlerweile überverkauft und auf der Suche nach Unterstützung bzw. einem Boden. Mit 1.305,00US$ markierte der Goldpreis heute Vormittag bereits deutlich unterhalb des Bollinger Bandes (1.336,59US$) ein erstes Tief. Die 50-Tagelinie (1.332,17US$) wurde gestern nur wenige Stunden beachtet. Die vom Tief Ende Juni verlaufende Trendlinie wurde ebenfalls überrannt. Charttechnisch gibt es derzeit noch wenige Indizien für eine direkte Trendwende nach oben. Eine kurzfristige Erholung ("Dead Cat Bounce") ist aber bereits heute im Zuge der US-Arbeitslosenzahlen denkbar bzw. scheint bereits anzulaufen. Bis zum FED-Meeting nächste Woche sind Kursanstiege über die Widerstandszone 1.345,00US$ – 1.355,00US$ allerdings nicht vorstellbar. Unterhalb von 1.305,00US$ wird es ungemütlich und die Wahrscheinlichkeit steigt deutlich, dass der Goldpreis dann auch noch bis zur nächsten Unterstützung um 1.270,00US$ zurückfällt, bevor eine Erholung kommt.

Fällt der Goldpreis auch unter 1.270,00US$ ist die Erholung in meinen Augen beendet und der seit zwei Jahren laufende Abwärtstrend würde wieder aufgenommen. Davon sind wir zur Stunde aber noch ein gutes Stück entfernt.
Denkbar ist aber auch, dass der Goldpreis an einer großen umgekehrten Schuler-Kopf-Schulter Formation arbeitet. Demnach würden Kurse um 1.320,00US$ die rechte Schulter darstellen und der Abverkauf kurz vor dem Ende stehen. Dafür spricht auch das neue MACD-Kaufsignal auf dem Wochenchart.

Unabhängig von der Charttechnik gibt es aber im Vorfeld der FED Sitzung nächste Woche noch zwei mögliche Erklärungen für den Kursrutsch:

Die amerikanische Zentralbank setzt ihr Quantitative Easing Programm fort.Das würde den Goldpreis massiv unterstützen. Im Vorfeld wird der Goldpreis deswegen gedrückt.
Die FED fährt QE tatsächlich zurück ("tampering"). Insider (wie z.B. Goldman Sachs) haben sich diesbzgl. rechtzeitig im Vorfeld positioniert. Wenn die Neuigkeiten dann an die Öffentlichkeit kommen, ist alles schon eingepreist, die Insider konnten sich günstig eindecken und zur Überraschung aller steigt der Goldpreis wieder.

Saisonal ist der Monat September normalerweise der beste Monat des ganzen Jahres für die Edelmetalle. Allerdings gelten für Bärenmarktjahre (in dem wir zweifelsohne sind) andere Regeln. Hier verläuft der September regelmäßig sehr schwach, bevor ein Tief meist erst im Oktober gefunden wird.

Zusammenfassung & Konklusion

Der steile Abverkauf ohne Gegenwehr hat die Bären auf den Plan gerufen. Plötzlich ist wieder überall Negatives zu den Edelmetallen zu lesen. So schnell kann die Stimmung innerhalb von 18 Tagen kippen!

Jetzt kommt es darauf an, dass die Unterstützungen bei 1.305,00US$ und vor allem bei 1.270,00US$ halten. Für diesen Fall könnte die Rally schon Mitte/Ende nächster Woche nach dem FED-Beschluss weitergehen. Bis dahin heißt es aber vorsichtig zu sein, denn die Edelmetalle sind kurzfristig angeschlagen.

Bei Kursen unterhalb von 1.270,00US$ muss die gesamte Aufwärtsbewegung seit Ende Juni als Erholung im Abwärtstrend eingeordnet werden.

Nutzen sie die günstigen €-Goldkurse (aktuell unter 1.000,00€ und überverkauft) zum physischen Nachkauf, denn bereits nach der Bundestagswahl warten neue Überraschungen auf den deutschen Steuerzahler. Auch ein Einzug der AFD oder ein Wahlausgang mit schwierigen Mehrheitsverhältnissen könnte an den Märkten für Unsicherheit sorgen und den Euro auf Talfahrt schicken.