Kupfer – trotz großer Vorkommen bald knapper Rohstoff?

Kupfer – trotz großer Vorkommen bald knapper Rohstoff?

Kupfer ist in der Erdkruste mit ca. 60 ppm (parts per million) enthalten und somit das 26. häufigste Element. Die Kupferresourcen in der Erdkruste wird vom United States Geological Survey (USGS) auf ca. 3 Milliarden Tonnen geschätzt, dazu kommen noch ca. 700 Millionen Tonnen aus Tiefseevorkommen, so dass die gesamte Resourcen bei knapp 4 Milliarden Tonnen liegt. Bei einem jährlichen Verbrauch von 20 Millionen Tonnen würden die Kupferresourcen also auch noch problemlos für unsere Ur-Urenkel reichen.

Leider ist die Resource nicht in Lagerstätten gebündelt, sondern teilweise nur in sehr geringen Konzentrationen vorhanden, so dass die mit aktuellen Techniken beim aktuellen Marktpreis wirtschaftlich abbaubaren Reserven nur auf ca. 540 Mio Tonnen geschätzt werden. Dadurch würde sich die Reichweite von ca. 200 Jahren auf nur noch 27 Jahre verringern, bis diese Resourcen abgebaut sind.

Gemäß einer Studie des Fraunhofer Instituts aus dem Jahre 2010, die sich mit dem zukünftigen Kupferbedarf beschäftigt, wird die Kupfernachfrage von aktuell ca. 20 Millionen Tonnen pro Jahr bis zum Jahre 2040 auf ca. 40 Millionen Tonnen verdoppeln. Auch wenn davon ca. 10 Millionen Tonnen Kupfer aus Sekundärkupfer durch Recyclingprozesse gewonnen werden können, steigt der Bedarf an Primärkupfer auf ca. 30 Millionen Tonnen jährlich. Die Studie legt dabei weder ein exorbitantes Wirtschaftswachstum noch einen Boom bei Elektrofahrzeugen zugrunde, sondern basiert auf konservativen Schätzungen, wobei beispielsweise von einem mittelfristigen Verzicht von Kupfer in der Wasserversorgung ausgegangen wird (vermutlich werden hier Kunststoffleitungen Kupferleitungen komplett verdrängen).

Dominante Treiber der Nachfrage sind die Bereiche der stationären und mobilen Elektromotoren, sowie der Energieversorgung. United States Geological Survey (USGS) auf 3 Milliarden Tonnen geschätzt. Vergleicht man die wachsende Kupfernachfrage mit den bekannten Reserven, so wären diese (ohne die Einbeziehung von Sekundärkupfer) bereits im Jahre 2030 verbraucht. Durch das Recycling kann dieser Zeitpunkt um ca. 6 bis 7 Jahre herausgezögert werden.

Dazu kommt, dass die Lebenzyklen von Produkten aus Kupfer sehr unterschiedlich sind. Während Elektrogeräte oft schon nach 3-5 Jahren entsorgt und recycled werden, so hat das Kupfer aus dem Bereich der Wasserversorgung oftmals eine Zykluszeit von 50 Jahren und mehr, d.h. die 1960 verbauten Wasserleitungen werden erst jetzt ersetzt und somit gelangt nur eine relativ geringe Menge von Kupfer in den Recycling-Zyklus. Zudem ist zu erwähnen, dass im Recycling zwar eine hohe Wiedergewinnungsrate möglich ist, jedoch nicht das gesamte Altmaterial einem Recyclingprozess zugeführt wird und es zudem noch Verluste beim Zerlegen (beispielsweise durch abgetrennte Kleinteile), und bei der Materialgewinnung gibt.

Selbst wenn die Elektromobilität jetzt einen starken Aufschwung erleben sollte, so ist nicht davon auszugehen, dass die Nachfrage bis ins Jahr 2015 auf mehr als 10-15 der gesamten Kupfernachfrage steigt. Auf Basis der vorliegenden Daten ist also nicht damit zu rechnen, dass der Kupferpreis noch einmal dauerhaft einbrechen wird. Selbst wenn es mit neuen Technologien gelingen sollte, bislang nicht wirtschaftlich abbaubare Vorkommen zu erschließen, so erwarte ich beim Kupfer (ähnlich wie bei der Gewinnung von Rohöl aus Ölsand oder Ölschiefer), dass diese Gewinnung nur auf einem deutlich höheren Kostenniveau möglich ist. Vermutlich wird sich (ebenfalls ähnlich wie beim Rohöl) herausstellen, dass die Kupferresourcen und –reserven noch eine ganze Zeit reichen. Die Frage wird nur sein, welchen Preis wir zukünftig bereit sind, für Kupfer zu zahlen, denn die Möglichkeit der Substitution durch andere Materialien schein recht begrenzt.

Ihr Manuel Giesen