Kolumne von Ingrid Heinritzi

Neue Ära am Nil

Ägypten geht langsam von der Revolution zum Alltag über. Davon sollten auch ausländische Investoren profitieren.

"Wir machen unsere Hausaufgaben," sagte Ägyptens Tourismus-Minister Hisham Zaazou jüngst auf der Internationalen Tourismusmesse in Berlin. Ägypten sei ein sicheres Reiseland, resümierte Zaazou über seine Heimat. Zu den Hausaufgaben zählen unter anderem verschärfte Sicherheitsmaßnahmen durch Überwachungskameras und neueste Technik. Dabei ist Sicherheit nicht nur für die Touristen von höchster Bedeutung. Auch ausländische Unternehmen, die bereits überlegen in Ägypten zu investieren, müssen entsprechende Grundlagen vorfinden. Dabei dürften die Präsidentenwahlen einen starken Stellenwert besitzen. Noch im Sommer sollen diese stattfinden. Doch der genaue Termin steht noch nicht fest. Aussichtsreichster Kandidat ist Militärchef Abdelfattah al-Sisi. Er besitzt großen Einfluss in Ägypten und kann wohl das Militär hinter sich wähnen. Gewinnt al-Sisi den Präsidentenstuhl, dann dürfte es in Ägypten wieder in mehr geregelten Bahnen zugehen.

Das ist auch wichtig. Denn die ägyptische Bevölkerung zeigte eindrucksvoll, wie skeptisch sie die Lage in ihrer Heimat sehen. Im vergangenen Jahr sind laut Statistik des World Gold Council die Käufe von Goldmünzen und Goldbarren um mehr als das Fünffache gegenüber 2012 gestiegen. Besitzen Bürger Vertrauen in ihre Regierung und ihre Lebensumstände, gäbe es wohl solch eine Flucht in das Gold nicht. Derzeit gibt es sicherlich noch Grund genug für Misstrauen. Denn die Inflationsrate ist mit 9,8 Prozent sehr hoch. Und eine Arbeitslosigkeit von 69 Prozent unter den Jugendlichen zwischen 15 und 29 Jahren trägt ebenfalls nicht zum Frohlocken bei.

Nun ist es äußerst wichtig, dass sich das Land am Nil wieder auf seine wirtschaftliche Entwicklung konzentriert. Denn mit einem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 1,8 Prozent im vergangenen Jahr, 2,2 Prozent 2012 und 1,8 Prozent 2011 ruft Ägypten bei weitem nicht sein Potenzial ab. Fünf Prozent dürfte eher das potenzielle Wachstum betragen können. In diese Richtung sollte sich das Land 2014 nach Angaben der Analysten von African Alliance Capital Markets mit erwarteten 2,8 Prozent langsam hinbewegen. Da das BIP pro Kopf mit umgerechnet rund 2240 Euro vergleichsweise gering ist, ist ein kräftiges Wachstum von Nöten, um den Lebensstandard signifikant zu verbessern.

Für dieses Potenzial-Wachstum benötigt Ägypten nicht nur viele Touristen. Insbesondere Direktinvestitionen von ausländischen Unternehmen schaffen zusätzliche Arbeitsplätze und Verdienstmöglichkeiten. Der Bergbau könnte neben dem Tourismus sowie der Öl- und Gasbranche dabei einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Denn hier gibt es noch enormes Entwicklungspotenzial. Daher sind insbesondere die Bergbau-Unternehmen als Wegbereiter wichtig, die bereits am Nil Fuß gefasst haben.