Kolumne von Thomas Rausch

Gold steht vermutlich vor einer Rallye

Sehr geehrte Leserin, sehr geehrter Leser,

gestern ist der Goldpreis um fast 2,5 Prozent unter die Räder gekommen. Wie ist das nur möglich? Der Chart sah doch so gut aus?

Ja, aber ein anderer Chart sah plötzlich noch sehr viel besser aus: Der Dow Jones hat gestern zwischenzeitlich ein neues Allzeithoch markiert.

Und die Nasdaq hat auf einem neuen Jahreshoch geschlossen und damit ebenfalls ein neues Kaufsignal generiert. Das schnelle Geld, das auf eine Korrektur am Aktienmarkt setzt, hat am Goldmarkt erste Positionen aufgebaut. Doch mit den neuen Kaufsignalen an der Wall Street wurde ein Teil dieses Geldes schnell wieder vom Tisch genommen. Einige Spekulanten sind zwar grundsätzlich bereit, die Korrektur am Aktienmarkt über Goldkäufe zu hedgen. Aber sie sind sich nicht mehr sicher, wann diese Korrektur einsetzt.

Auf diesem Hintergrund ist es interessant, dass sich die Goldminenaktien gestern relativ gut gehalten haben. Auch im HUI lagt das Minus bei 2,5 Prozent, obwohl die Aktien in der Regel gehebelt auf die Goldpreisentwicklung reagieren; vor allem, wenn sich der Goldpreis plötzlich entgegen den Erwartungen entwickelt.

Grundsätzlich glaubt man hier offenbar an eine positive Wende beim Gold und lässt sich von Tagesschwankungen nicht so leicht aus der Fassung bringen, weil einige Unternehmen neben den potenziellen Kursgewinnen mit interessanten Aktiendividenden locken. Zudem würde ein perspektivisch steigender Goldpreis zu weiteren Übernahmen führen. Ich habe z.B. die Aktie von Osisko Mining im letzten Jahr in meine Ten-Bagger-Liste aufgenommen. Die Übernahmeschlacht um das Unternehmen hat in dieser Zeit zu einem Kursanstieg um mehr als 96 Prozent geführt!

Charttechnik ohne signifikante Aussagekraft

In "normalen" Zeiten ist Charttechnik ein wunderbares Orientierungsmittel. Aber wir leben in einer Zeit, in der die Notenbanken selbst aus sehr gutem Grund vor einem Crash an den Finanzmärkten warnen. Ein Crash kündigt sich aber in den seltensten Fällen durch irgendeinen Chartverlauf an. Wer also behauptet, Aktien könnten allein aus charttechnischer Sicht noch einmal 20 Prozent zulegen, der übersieht die Schwärme schwarzer Schwäne, die die reine Charttechniker jederzeit widerlegen können. Das Gleich gilt für die Goldpreisprognosen. Wer darauf wiederholt hinweist, dass der Goldchart angeschlagen und ein Einbruch bis US$1.000 wahrscheinlich sei, der blendet die erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen akuten Unfall irgendwo am Finanzmarkt und die mögliche sprunghafte Nachfrage nach Gold als Absicherung komplett aus.

Gold bricht um 2,5 Prozent an einem Tag ein? Na und? Wenn die Crashgefahr z.B. bei den Junkbonds tatsächlich akut ist, wie die BIZ es nahelegt, dann kann sich das Blatt jederzeit zugunsten von Gold wenden.

Der Dow Jones bildet ein neues Kaufsignal? Na und? Sobald irgendwo auf der Welt eine Bank wankt, ein Junkbond platzt oder ein Hedgefonds in Schieflage gerät, kann sofort Panik ausbrechen und eine große Korrektur u.a. am Aktienmarkt auslösen.

Wie geht man mit dieser realen Gefahr um? Indem man weiter DAX-Aktien und Schrottanleihen kauft und auf ein weiteres positives Börsenjahr hofft, oder indem man, so wie zum Beispiel George Soros, Positionen bei Goldaktien aufbaut und ansonsten Cash hält, um die Goldpositionen zum gegebene Zeitpunkt weiter auszubauen?

Ich könnte mir vorstellen, dass das zweite Halbjahr 2014 sehr, sehr interessant für Gold- und natürlich auch für Silberaktien wird!

Ihr Thomas Rausch

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.