Rohstoffe in 2014: Viele Enttäuschungen, wenig positive Überraschungen
Es ist ein für den Rohstoffsektor enorm turbulentes Jahr 2014, das sich dem Ende zuneigt. Wer gehofft hatte, dass die Preise für Bodenschätze 2013 auf breiter Front ihre Talsohle durchschritten hatten, sieht sich getäuscht. Der Blick auf die verschiedenen Rohstoffarten zeigt stattdessen eine differenzierte Kursentwicklung. Einige Bodenschätze konnten, zum Teil durch Sondersituationen, an Wert gewinnen. Andere wiederum brachen ein, sodass sich ein sehr inhomogenes Bild zeigt.
Kursgewinne gab es bei einigen Industriemetallen, hier stechen vor allem Nickel und Zink hervor. Die Gewinne beim Nickel, das vor allem in der Stahlveredelung zum Einsatz kommt, gehen auf die starke Aufwärtsbewegung in der ersten Jahreshälfte zurück. Seit Mai allerdings verliert der Rohstoff an Boden. Der Grund für die zwischenzeitlichen deutlichen Gewinne war ein indonesischer Exportbann für das Metall – der asiatische Großstaat will die Industrie damit zwingen, mehr Rohstoffe im Land zu verarbeiten.
Doch nicht bei allen Industriemetallen zeigte 2014 der Preistrend nach oben. Die Kupferpreise zum Beispiel verzeichneten ein sehr wechselhaftes Jahr. Einer Abwärtsbewegung im ersten Quartal folgte eine deutliche Kurserholung, die bis in den Sommer anhielt. Anschließend ging es etappenweise wieder bergab und bisher ist die Abwärtsbewegung nicht gebrochen. Die Belastungen für den Kupferpreis sind und bleiben vielfältig, insbesondere bereitet allerdings der Angebotsüberschuss den Börsianern Kopfzerbrechen.
Die problematische Situation eines zu hohen Angebots für das Metall wird sich auch nicht so schnell auflösen – das gilt ebenso für andere Rohstoffe. Die Experten zum Beispiel bei der DekaBank rechnen zwar damit, dass die Weltkonjunktur an Tempo gewinnen kann, was natürlich die Nachfrage nach Bodenschätzen treibt. Mit Blick auf den Boom in Asien, insbesondere beim Hauptverbraucher China, wurde allerdings in den vergangenen Jahren in der Rohstoffbranche (zu) viel in die Ausweitung von Kapazitäten investiert. Dies fällt der Branche nun als Belastung auf die Füße. Es werde noch Jahre dauern, bis wieder eine echte Rohstoffknappheit aufkomme, glauben die Analysten der DekaBank.
Trendwende beim Uranpreis
Eine im Vergleich zum Nickel genau entgegengesetzte Kursentwicklung hat der Uranpreis im Jahr 2014 genommen. Zunächst kam der Preis für den radioaktiven Rohstoff weiter unter Druck, eine Spätfolge der Katastrophen im japanischen Kraftwerk Fukushima als Folge von Erdbeben und Flutwellen. Dies hatte eine jahrelange Abwärtsbewegung des Uranpreises zur Folge, mittlerweile hat der Trend aber gedreht. Dafür sind diverse Faktoren verantwortlich. Zum einen realisiert der Markt, dass der Fukushima-GAU nicht das Ende der Stromerzeugung per Kernenergie ist. Im Gegenteil: Vor allem wachstumsstarke Schwellenländer wie Indien und China werden ihren Energiebedarf ohne Kernenergie nicht befriedigen können. Hinzu kommt eine alles andere als unbedeutende Verknappung des Uranangebots. Ein Vertrag zwischen Russland und den USA zur Uranlieferung aus alten russischen Armeebeständen ist ausgelaufen. Auch das treibt die Preise, ein Faktor, den wir an dieser Stelle oft betont hatten.
Ölpreis bricht ein
Steigende Preise sind ein Faktor, von dem Ölförderer zurzeit nur träumen können. Die Kurse für das Barrel Öl befinden sich auf Talfahrt, genauer gesagt auf einer rasanten Talfahrt. Während in der ersten Jahreshälfte trotz der Unsicherheiten aus der Ukraine-Krise kaum Bewegung bei der Sorte Brent zu verzeichnen war, geht es seit dem Jahreshoch, das Mitte Juni erreicht wurde, steil bergab. Der Brent-Future ist von 115 Dollar auf bis zu 58 Dollar gefallen, hat sich damit rund halbiert. Der Fracking-Boom in den USA, so umstritten er international ist, hat für neue Verhältnisse auf dem Markt gesorgt. Die USA sind vom Importeur zum Exporteur geworden, man balgt sich mit der OPEC und insbesondere mit Saudi-Arabien um Marktanteile und der Angebotsüberschuss belastet die Preise enorm. Autofahrer freut es, wer in Öltitel investiert hat, freut sich dagegen nicht. Analysten gehen mittlerweile aber davon aus, dass Öl weit unter dem fairen Preis notiert.
Palladium Hui, Platin Pfui
Zu den Rohstoffen, die 2014 einen Gewinn auf Jahresbasis erzielen konnten, gehört Palladium. Die Einsatzbereiche des Rohstoffes in der Wirtschaft sind begrenzt, das Metall kommt vor allem in der Autoindustrie beim Katalysatorbau zur Anwendung und gilt hier als "kleines Geschwisterchen" des Platins – das ironischerweise in diesem Jahr Verluste aufweist. Palladium zehrt im direkten Vergleich vor allem von der starken Performance in den ersten Monaten dieses Jahres, was eine Folge der Ukraine-Krise ist: Russland ist der weltweit wichtigste Palladiumproduzent, während bei Platin Südafrika die Nummer 1 ist. Die Sanktionen gegen Russland haben immer wieder Befürchtungen genährt, Moskau könnte den Rohstoff als "Wirtschaftswaffe" gegen die westlichen Industrieländer einsetzen. Bisher hat sich diese Sorge allerdings nicht realisiert und es scheint angesichts der schwierigen Lage rund um den Rubel nicht sehr wahrscheinlich, dass das Land auf solche Exporterlöse über einen längeren Zeitraum verzichten wird.
Edelmetallpreise: Alles wartet auf die Wende
Es bleibt der Blick auf einen der wichtigsten Bereiche der internationalen Rohstoffmärkte: Gold und Silber.
Zu Jahresbeginn 2014 sah es bei der Feinunze Gold fast schon so aus, als könnte die lange Baisse als beendet abgehakt werden. Um 1.180/1.182 Dollar hatte sich im Laufe des Jahres 2013 ein Doppeltief gebildet und in den ersten Wochen 2014 schoss der Goldpreis von dieser Zone geradezu nach oben. Doch Mitte März endete die Jubelstimmung bei den Bullen abrupt und der Goldpreis ging in mehreren Etappen auf eine Talfahrt, die die Notierung der Feinunze noch deutlich unter das Doppeltief bis auf 1.131 Dollar führte. Seitdem versucht sich die Feinunze Gold erneut an einem Comeback.
Nicht viel besser erging es dem Silberpreis. Das Edelmetall, das eine wesentlich stärkere Bindung an den Wirtschaftskreislauf hat als Gold, verzeichnete in den ersten Monaten 2014 diverse Richtungswechsel, bevor sich Mitte Juli ein Abwärtstrend zu etablieren begann.
Belastet werden die Edelmetallpreise von diversen Faktoren: Bei Gold zum Beispiel kommt es immer wieder zu Abflüssen aus dem Finanzsektor, Fonds stehen auf der Verkäuferseite, auch wenn die ganz große Verkaufswelle abgeebbt ist. Hinzu kommt ein bevorstehender Wechsel beim Trend der Zinsen – diese könnten in den kommenden Jahren steigen, womit Anlagen im Anleihebereich wieder gegenüber Gold und Silber an Attraktivität gewinnen. Die Funktion der beiden Rohstoffe, insbesondere des Goldes, als Versicherung gegen Krisen dagegen ist mal mehr, mal weniger stark ausgeprägt. Aktuell scheinen die Investoren den zahlreichen Krisen nicht so viel Bedeutung zuzumessen, um ins Gold zu flüchten. Ein Verhalten, dass in den Jahren nach 2008 noch völlig anders ausfiel.