Kolumne von Florian Grummes

Gold: Steht jetzt wieder eine Korrektur an?

Gold in USD

Seit Jahresbeginn konnte der Goldpreis in US-Dollar deutlich zulegen. Ausgehend vom Tief am 2.Januar bei 1.167,84US$ explodierte der Preis für eine Feinunze in den letzten drei Wochen bis auf 1.307,80US$. Ein Anstieg von fast 12%! Seitdem konsolidiert der Goldpreis unterhalb der psychologischen Marke von 1.300,00US$, ohne die ab jetzt entscheidende Marke von 1.272,00US$ zu unterschreiten. Ausschlaggebend für den starken Anstieg waren vor allem der seit Mitte Dezember kollabierende Euro-Kurs sowie die Entkoppelung des Schweizer Franken an den Euro.

Auf dem logarithmischen Monatschart kann der explosive Anstieg der letzten Wochen bis jetzt lediglich als Test der gebrochenen Aufwärtstrendlinie klassifiziert werden. Trotzdem hat sich natürlich auch das technische Bild verbessert. Eine wichtige Abwärtstrendlinie (gestrichelt) konnte bereits überwunden werden. Gemeinsam mit der unteren Begrenzung der gesamten Korrektur bildet diese Abwärtstrendlinie einen bullischen Keil, dessen Ausbruch bereits vollzogen ist. Zudem steht der "MACD"-Indikator nun wirklich ganz knapp vor einem langfristigen Kaufsignal. Dieser Indikator erzeugte im Herbst 2011 pünktlich zum Beginn der großen Korrektur ein bis heute gültiges Verkaufssignal. Konsequenterweise kann man bei einem neuen Kaufsignal des "MACD"-Indikators das Ende der Goldbaisse verkünden. Dazu fehlen nur noch wenigen Millimeter. Und auch der "ParabolicSar"-Indikator hat ziemlich genau zur gleichen Zeit ein bis heute gültiges Verkaufssignal geliefert. Dieser trendfolgende Indikator würde aktuell bei einem Goldpreis oberhalb von 1.333,71US$ in den Bullenmodus wechseln. Auch hier fehlt also nicht mehr viel. Dennoch sollte man die Geschehnisse an den Finanzmärkten nicht vorwegnehmen. Vielversprechender ist es abzuwarten bis der Markt diese beiden möglichen, sehr bullischen, Kaufsignale tatsächlich bestätigt hat. Für diesen positiven Fall hat der Goldpreis auf dem Monatschart zunächst Platz bis zum oberen Bollinger Band (1.387,93US$). Mittelfristig wäre dann aber auch ein Anstieg bis zur entscheidenden Widerstandsmauer um die Marke von 1.500,00US$ aktiviert. Sollte es sich jedoch nur um den obligatorischen Test der gebrochenen Aufwärtstrendlinie handeln, hätten die Bären bis zum unteren Bollinger Band (1.148,98US$) jede Menge Raum um sich auszutoben. Insgesamt hat sich der Monatschart verbessert und kann aktuell mit neutral bewertet werden. Interessant ist übrigens auch die Tatsache, dass der Goldpreis trotz dreieinhalbjähriger Korrektur noch nicht einmal 50% der gesamten vorangegangenen Aufwärtsbewegung korrigiert hat. Das spricht für enorme innere Stärke und einen intakten übergeordneten langfristigen Aufwärtstrend.

Auch der Wochenchart präsentiert sich durch den explosiven Anstieg seit Jahresbeginn deutlich verbessert. Erfreulich ist vor allem, dass der seit Oktober 2012 wie Blei auf dem Goldpreis liegende Abwärtstrend klar durchbrochen werden konnte. Die logische Folge war ein steiler Befreiungsschlag, welcher nun in der Region um 1.305,00US$ bis 1.320,00US$ auf die obere Begrenzung des absteigenden Dreiecks trifft. Der Kursrutsch Anfang November bis auf 1.130,40US$ stellt sich nun rückblickend als klarer Fehlausbruch heraus. Insofern ist ein Test der Oberseite des Dreiecks nur logisch und konsequent. Der "Parabolic Sar"-Indikator hatte bereits Anfang Dezember ein Kaufsignal gegeben, welches aktuell erst bei weit entfernten Kursen unterhalb von 1.171,60US$ negiert würde. Der nachlaufende "MACD"-Indikator zog Ende Dezember ebenfalls mit einem Kaufsignal nach. Der Indikator hat noch genügend Luft nach oben, auch wenn sein Histogramm bereits etwas ambitioniert erscheint. Negativ ist die Stochastik, welche bereits überkaufte Werte erreicht hat. Insgesamt überwiegen mittlerweile die bullischen Argumente, auch wenn davon auszugehen ist, dass das Dreieck nicht im ersten Anlauf nach oben durchbrochen werden kann. Der vermutlich ab Mitte/Ende Februar zu erwartende Rücksetzer sollte zunächst an der ehemaligen Widerstandsmarke um 1.240,00US$ enden.

Auf dem Tageschart wird der steile Anstieg seit einigen Tagen auf hohem Niveau konsolidiert. Anzeichen einer unmittelbaren Trendwende sind trotz kleiner Rücksetzer noch nicht auszumachen. Der weiterhin intakte Abwärtstrendkanal bietet den Bullen noch Platz bis ca. 1.320,00US$. Darüber liegt bei 1.345,00US$ die nächste starke Widerstandszone. Der "MACD"-Indikator ist seit dem letzten Kaufsignal bereits recht weitgelaufen und überhitzt. Auch der "RSI"-Indikator ist überkauft. Solange sich aber die Stochastik mit beiden Signallinien oberhalb von 80 hält (embedded Status), bleiben die Bullen am Drücker. Insofern sind zunächst nach Abschluss der laufenden Konsolidierung weitere Anstiege bis 1.320,00US$ und eventuell 1.345,00US$ das wahrscheinlichere Szenario. Der Tageschart ist damit klar bullisch solange sich Gold oberhalb von 1.272,00US$ halten kann. Goldkurse unterhalb dieser Marke läuten eine Korrektur ein, welche zunächst nicht tiefer als 1.240,00US$ laufen sollte.

Wie befürchtet ist die kommerzielle Shortposition in den letzten drei Wochen parallel zum Goldpreisanstieg explodiert. Mit Stand vom letzten Dienstag hält das "smart money" mit 177.810 leerverkauften Kontrakten die höchste Shortposition seit über einem Jahr. Das bedeutet nichts Gutes auf Sicht der kommenden Wochen und Monate. Allerdings muss das nicht zwangsläufig zu einer unmittelbaren Trendwende führen. Vielmehr lehrt die Vergangenheit, dass solche extremen Zustände gerne noch ein paar Wochen länger anhalten. Grundsätzlich haben sich die kommerziellen Händler am Goldmarkt in den letzten drei Jahren aber immer durchgesetzt. Natürlich gibt es auch Gegenbeispiele wie aktuell beim Euro. Hier sind die kommerziellen Händler bereits seit Monaten massiv auf steigende Kurse positioniert, der Euro ist in der gleichen Zeit aber von 1,30US$ bis auf 1.11US$ kollabiert. Da diese Marktteilnehmer jedoch über sehr tiefe Taschen verfügen, können sie Buchverluste oft über Monate aussitzen. Insgesamt liefert der aktuell vorliegende CoT-Report ein massives Warnsignal. Die Luft wird zunehmend dünn für die Goldbullen und ein größerer Rücksetzer ist nur noch eine Frage der Zeit.

Die Sentimentdaten für den Goldpreis präsentieren sich überraschend günstig und stehen im Widerspruch zu meiner persönlichen subjektiven Wahrnehmung. Mir scheint, dass bereits zu viele Akteure und Analysten vom definitiven Ende des Bärenmarktes beim Gold sprechen. Insgesamt aber findet die Berichterstattung über den Goldpreis in den Mainstream Medien derzeit kaum statt. Ein Warnsignal kommt von den Goldminenaktien. Hier liegt für den repräsentativen HUI-Goldbugs Index eindeutig ein zu hoher Optimismus vor. Die Stimmung beim Euro bzw. US-Dollar verharrt seit Monaten auf einem Extremwert.

Die positive Statistik für den Januar wurde auch in diesem Jahr wieder bestätigt. Ab Mitte Februar wechselt die Saisonalität aber eindeutig in den roten Bereich. Bis auf eine kurze Erholung im April liefert der saisonale Analysebaustein bis Ende Juni ein Verkaufssignal. Aus dieser Perspektive betrachtet hat der Goldpreis also noch knapp drei bullische Wochen vor sich, bevor es ab Mitte Februar zu einer größeren Korrektur kommen sollte.

Gold in EUR

Monatelang hatte ich immer wieder über das aufsteigende Dreieck und den sich aufbauenden Druck beim Goldpreis in Euro geschrieben. Dass sich der Ausbruch über die 1.000,00€ dann aber in wenigen Wochen derart fulminant und mit einer parabolischen Kursexplosion entladen würde, hat auch mich überrascht. Unterm Strich verteuerte sich die Feinunze Gold für den europäischen Anleger seit Jahresbeginn um knapp 17%. Der Preis für eine Feinunze Silber stieg gar um über 26% an. Verantwortlich für den massiven Preisanstieg war natürlich der extrem schwache Euro, während sich die Aufwärtsbewegung beim Goldpreis in US-Dollar noch im Rahmen einer größeren Erholung bewegt. Die Kombination aus beidem jedoch lässt die Herzen der europäischen Goldanleger derzeit höher schlagen.

Auf dem Monatschart konnte der 10jährige Aufwärtstrend in den letzten Monaten erfolgreich verteidigt werden. Durch die folgende Kursexplosion bewegt sich €-Gold mittlerweile klar außerhalb des oberen Bollinger Bandes (1.072,00€). Der "MACD"-Indikator hat ein langfristiges Kaufsignal geliefert, während der "ParabolicSar"-Indikator bereits seit sieben Monaten im Kaufmodus ist. Auch der "RSI"-Indikator ist positiv zu bewerten. Einzig die Stochastik ist leicht überkauft. Insgesamt ein sehr bullisches Bild, welches mittel- und langfristig höhere Preise erwarten lässt.

Auf dem Tageschart ist der parabolische Anstieg seit dem Ausbruch über die psychologische Marke von 1.000,00€ signifikant. Das aufsteigende Dreieck wurde erwartungsgemäß nach oben aufgelöst und ist damit als Umkehrformation bestätigt. Legt man die Höhe der Basis an die ehemalige Widerstandslinie an, gelangt man auf dem logarithmischen Tageschart zu einem Kursziel von ca. 1.165,00€. Dieses wurde am Freitag und gestern Morgen insgesamt zweimal erreicht. Damit ist die Formation bereits abgeschlossen. Kurzfristig hat sich ein Doppeltop gebildet und €-Gold notiert mittlerweile über 30,00€/Feinunze tiefer. Betrachtet man nun die überkauften "MACD" und "RSI" wird schnell klar, dass als nächstes eigentlich nur eine Korrektur folgen kann. Noch ist die Stochastik aber mit beiden Signallinien bullisch "embedded". Sobald die schwarze Linie unter 80 rutscht, sollte der parabolische Kursanstieg mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit in eine Korrektur überschwenken. Häufig wird in den folgenden Monaten auch das Ausbruchsniveau, also die 1.000,00€ Marke, noch einmal von oben getestet oder zumindest in der Nähe angelaufen. Davon sind wir zur Stunde aber natürlich weit entfernt. Sollte der €-Goldpreis wider Erwarten doch noch weiter steigen, wäre die Widerstandszone um 1.200,00€ als nächstes Kursziel zu nennen.

Zusammengefasst ist der Tageschart natürlich extrem bullisch, aber eben sehr heiß gelaufen. Insofern sind auf Sicht der nächsten Wochen bzw. ein bis vier Monate tiefere Notierungen zu erwarten.

Ich hoffe sehr, dass sie meine regelmäßigen Nachkaufempfehlungen klar unterhalb von 1.000,00€ in den letzten zwei Jahren genutzt haben. Aktuell sollten sie dem parabolischen Preisanstieg nicht hinterherlaufen. Ich erhöhe aber mein Nachkauflimit auf 1.035,00€ und appelliere an ihre Geduld.

Euro & US-Dollar

Der kollabierende Euro ist in aller Munde. Allerdings sind nach der Entkoppelung des Schweizer Franken, dem QE-Programm der europäischen Zentralbank sowie der Griechenlandwahl vorerst alle negativen Fakten bekannt und eingepreist. So verhasst wie der Euro derzeit ist, stehen die Chancen für eine überraschende Erholung recht gut. Allerdings gibt es dafür auf der technischen Seite noch überhaupt gar keine Signale. Vielmehr hat der seit Mai 2014 laufende Abwärtstrend des Euros auf dem Monatschart noch Platz bis ca. 1,05US$. Auch die Saisonalität bleibt bis zum April negativ. Die kommerziellen Händler hingegen sind mit 236.197 Kontrakten massiv auf einen steigenden Euro positioniert. Diese einseitige Positionierung liegt jedoch bereits seit Mitte August 2014 vor. Die Sentimentdaten melden ebenfalls seit Monaten einen extrem übertriebenen Pessimismus für den Euro bzw. eine überschäumende Euphorie für den US-Dollar.

Insgesamt bleibt der schwache Euro extrem deflationär und erhöht den Druck im Finanzsystem. Aktuell liegt die europäische Zentralbank im internationalen Währungskrieg vorne, es dürfte aber nicht mehr lange dauern bis die Amerikaner und auch die Japaner zum Gegenschlag ausholen. Schon diese Woche könnte die amerikanische FED bei ihrem anstehenden Zinsentscheid den Wortlaut ändern und die Märkte langsam darauf einstellen, dass die erwartete Zinserhöhung vorläufig doch nicht kommen wird.

Für die Edelmetalle sind die gestiegenen Unsicherheiten und die volatilen Bewegungen an den Währungsmärkten jedenfalls unterstützend und eher preistreibend. Gold agiert hier wieder als sicherer Hafen.

Goldminen Index HUI

Seit Mitte Dezember konnten sich die Goldminenaktien auf breiter Front deutlich erholen. Ausgehend vom Tief bei 150,41 Punkten stieg der HUI Goldbugs Index zwischenzeitlich bereits um 40,43% an! Damit hat sich auf dem Tageschart eine bullische W-Formation gebildet. Besonders erfreulich ist der Umstand, dass das Tief Mitte Dezember (150,41) höher als das erste Tief Anfang November (146,01) ausfiel.

Das Kursziel dieser Formation lässt sich aus dem Abstand der Nackenlinie zum ersten Tief berechnen. Für den konkreten Fall liegt die Nackenlinie bei etwa 188 Punkten. Auf dem logarithmischen Tageschart landen wir damit bei einem Kursziel von ca. 240 – 250 Punkten. Das entspricht der Seitwärtszone von Mitte Juni bis Ende August 2014. Der Entwicklungszeitraum dieser Doppelboden bzw. W-Formation beträgt ca. 6-9 Wochen, d.h. bis Mitte Februar sollte die Goldminenaktien weiter anziehen können. Kurzfristige Konsolidierungen, wie aktuell an der 200-Tagelinie (207,15) sind also eine Kaufchance, allerdings mit einem sehr kurzfristigen Zeithorizont. Gegen dieses bullische Szenario spricht der gestern verloren gegangenen "embedded" Status der Stochastik sowie die Tatsache, dass derartig rasante Kursanstiege gerne an der noch fallenden 200-Tagelinie (206,98) einen Rücksetzer bis zur 50-Tagelinie (174,12) hervorrufen. Allerdings ist der Index jetzt an der Marke von 190 Punkten bereits stark unterstützt und konnte sich bereits gestern von seiner sehr steilen Aufwärtstrendlinie wieder nach oben absetzten.

Fundamental betrachtet hilft den Goldproduzenten vor allem der stark gefallene Ölpreis. Schließlich betrugen im vergangen Jahr bei vielen Minen alleine die Energiekosten fast 30% der gesamten Produktionskosten. Auch wenn der Goldpreis im Vergleich zum Öl derzeit viel zu teuer ist, sollten die günstigen Energiepreise die Minenunternehmen das ganze Jahr über stark unterstützen.

Zusammengefasst sieht der Chart für den HUI Goldbugs Index sehr positiv aus. Eine Fortsetzung der laufenden Rally bis auf ca. 240 – 245 Punkte scheint realistisch. Nach Abschluss der laufenden W-Formation ist jedoch eine größere Korrektur bis in den Juni hinein zu erwarten, welche dann auch langfristig denkenden Investoren neue Einstiegschancen eröffnen sollte.

Zusammenfassung & Konklusion

Nach Abwägung aller analysierten Charts und Daten komme ich zu folgendem Schluss: Trotz der überkauften Lage kann der Goldpreis in den nächsten Wochen höchstwahrscheinlich noch bis 1.345,00US$ ansteigen. Der Minenindex HUI sollte noch bis etwa 245 Punkte weiter marschieren. Parallel dazu müsste sich der Euro aber überraschend stark erholen können und somit dazu beitragen, dass der €-Goldpreis langsam in eine Korrektur abrutscht.

Chart 14 Zusammenfassung 270115

Ab Mitte/Ende Februar sollte das Blatt jedoch kippen und der gesamte Edelmetall-Sektor bis zum Juni hinein korrigieren. Dabei kommt es dann darauf an, wie tief diese Korrektur läuft. Kann sich der Goldpreis in US-Dollar deutlich über den Novembertiefs (am besten oberhalb von 1.240,00US$) halten, sollten wir im zweiten Halbjahr 2015 eine große und nachhaltige Rally sehen, welche den Goldpreis zum Jahresende zunächst bis 1.500,00US$ führen sollte.

Für den Fall, dass der Goldpreis bereits in den kommenden Tagen die Marke von 1.272,00US$ unterschreitet, setzt die Korrektur sofort ein. Auch dann entscheidet die Tiefe der Korrektur über den weiteren Jahresverlauf.

Insgesamt sind die Chancen auf eine erfolgreiche übergeordnete Bodenbildung beim Goldpreis in den letzten Wochen drastisch gestiegen, bestätigt ist das Ende der Baisse in meinen Augen aber erst mit Kurse klar oberhalb von 1.350,00US$.