Silberedition 02/2015
Silber in USD
Im Januar legte Silberpreis einen phänomenalen Jahresstart auf Parkett. Ausgehend von 15,51US$ trieben die Bullen den Preis zügig bis auf 18,50US$. Das waren 19,3% in gerade einmal drei Wochen! Seit Mitte Januar jedoch haben die Bären das Zepter wieder übernommen und es stellt sich die berechtigte Frage, ob die vorangegangenen Kursgewinne lediglich eine beeindruckende Erholung im übergeordneten Abwärtstrend waren.
Auf dem logarithmischen Monatschart konnte Silber die ehemalige langjährige Aufwärtstrendlinie bisher nicht zurückgewinnen. Möglicherweise war die Erholung der letzten drei Monate also lediglich ein Test dieser gebrochenen Unterstützung und der Markt bewegt sich jetzt weiter gen Süden. Als erstes Kursziel käme hier das mittlerweile wieder fallende untere Bollinger Band (14,84US$) in Frage. Die Indikatoren bleiben in der Mehrzahl negativ. Der "MACD"-Indikator ist zwar weiterhin stark überverkauft, ein Kaufsignal ist aber immer noch nicht auszumachen. Die "Stochastik" dreht weiter nach oben und ist jetzt "nur noch" stark überverkauft. Der "RSI"-Indikator bewegt sich seit mehr als 2 Jahren lustlos unterhalb von 50 und bleibt damit klar bearish. Sollte dennoch ein Anstieg über 17,50-18,00US$ gelingen, bestünden zumindest gute Chancen für einen Test der roten steil fallenden Abwärtstrendlinie bei ca. 19,50-20,00US$. Auf dem Monatschart überwiegen die bearishen Tendenzen mittlerweile wieder etwas deutlicher.
Der Wochenchart fängt die Malaise, in der sich der Silbermarkt seit fast vier Jahren befindet, gut ein. Der übergeordnete Abwärtstrendkanal ist ungefährdet und intakt. Innerhalb dieses Kanals lässt sich mittels Parallellinien ein engerer Kanal definieren. In diesem bewegt sich der Silberpreis (bis auf zwei kurze Ausreißer nach unten) im Grunde genommen seit dem Frühjahr 2013. Mit 18,50US$ wurde die Oberseite dieses Kanals zuletzt erneut erfolglos getestet. Die Bullen müssen sich nun schleunigst zurückmelden, sonst droht ein Rückfall bis in das Unterstützungsband um 15,00US$. Während der "MACD"-Indikator sein Kaufsignal ausbauen konnte, notiert die Stochastik klar im überkauften Bereich. Der "RSI"-Indikator bleibt neutral und ohne bullisches Momentum. Alles in allem bleibt der Wochenchart leicht negativ.
Auf dem Tageschart wurde mein vermutetes bearishes symmetrisches Dreieck vom Markt ignoriert bzw. von den Bullen überrannt. Es folgte ein Anstieg bis genau an die 200-Tagelinie (18,34US$). Dieses Niveau konnte die Bullen aber nur kurz halten. Schnell meldeten sich die Bären impulsiv zurück und drückten den Markt zurück an die mittlerweile steigende 50-Tagelinie (16,72US$). Dabei wurde die seit Anfang Dezember steil ansteigende Aufwärtstrendlinie klar gebrochen. Dass die 200-Tagelinie (18,34US$) im ersten Anlauf so gut wie nie überwunden werden kann, sondern immer einen heftigen Rücksetzer provoziert, ist allerdings nichts Neues. Nun kommt es darauf an, ob sich der Markt auf dem aktuellen Niveau an der 50-Tagelinie (16,72US$) stabilisieren kann. Sollte dies gelingen wäre die neu etablierte rote Abwärtstrendlinie knapp oberhalb von 18,00US$ ein erstes mögliches Ziel. Auf der Unterseite ist bis zum unteren Bollinger Band (16,28US$) noch etwas Platz. Darunter kommt die seit Anfang November intakte Aufwärtstrendlinie (knapp unter 16,00US$) als nächste Unterstützung ins Spiel. Während der "RSI"-Indikator den überkauften Zustand vollständig bereinigt hat, ist die "Stochastik" bereits leicht überverkauft. Der "MACD"-Indikator jedoch hat auf sehr hohem Niveau gerade erst ein Verkaufssignal generiert und hätte jede Menge Platz nach unten. Insgesamt ist der Tageschart noch leicht bullish, solange sich der Silberpreis oberhalb von 16,00US$ halten kann. Eine abgeschlossene Bodenbildung und der Beginn eines neuen Bullenmarktes sehen in meinen Augen aber ganz anders aus. Dafür gab es zu viel Hin und Her und zu viele Rücksetzer bzw. Unsicherheiten in den letzten drei Monaten.
Das Gold/Silber-Ratio läuft seit über drei Monaten volatil seitwärts zwischen knapp 70 auf der Unterseite und ca. 77 auf der Oberseite. Solange das Ratio nicht unter die 200-Tagelinie (68,73) fällt, bleibt der Edelmetallsektor im Bärenmarktmodus. Erst wenn Silber den Goldpreis wieder outperformt und das Ratio daher fällt, sollte sich der Sektor nachhaltig erholen können. Positiv anzumerken ist, dass der "RSI"-Indikator die letzten Hochs nicht mehr bestätigt hat, sondern bereits seit Ende September divergiert.
Den Silberminenaktien (SIL=Global Silver Miners ETF) gelang im November und Dezember ein Doppelboden im Bereich um 8,20US$. Die Erholung seit Mitte Dezember brachte dem ETF zwischenzeitlich einen Kursgewinn von 36,3%. Vom Hoch bei 11,19US$ ist der Fond schon wieder ein gutes Stück zurückgekommen, die Bullen haben aber noch die Oberhand. Die steigende 50-Tagelinie (9,68US$) wurde im Gegensatz zum Silber bisher nicht erreicht. Die Silberminenaktien sind also weiterhin leicht stärker als das Edelmetall selbst.
Der "MACD"-Indikator hat ein Verkaufssignal generiert, welches aber nicht wirklich bedrohlich wirkt, sondern einfach auch eine Konsolidierung signalisieren könnte. Der "RSI"-Indikator hingegen ist wieder neutral und verfehlte davor die überkaufte Zone. Ein schwaches Zeichen. Die Sentimentdaten für den HUI Goldbugs Minenindex signalisieren schon seit einigen Wochen übertriebenen Optimismus bei den Goldaktien. Insgesamt ein durchwachsenes Bild, welches nicht gerade dazu einlädt auf dem aktuellen Niveau Investments in Minenaktien zu tätigen. Vermutlich wird man die Silberminenaktien bis zum Sommer (Mitte/Ende Juni..?) doch deutlich günstiger bekommen.
Den Anstieg des Silberpreises im Januar haben die kommerziellen "professionellen" Händler dazu genutzt, ihre Netto-Shortposition kumuliert auf 56.199 leerverkaufte Kontrakte deutlich zu erhöhen. Zwischenzeitlich erreichte diese Position in der Vorwoche mit 61.593 leerverkauften Kontrakten bereits einen absoluten Höchststand innerhalb der letzten viereinhalb Jahre! Offensichtlich erwartet das "smart money" wieder deutlich tiefere Silberpreise in den kommenden Monaten.
Logischerweise halten die Gegenspieler, die sogenannten "großen Spekulanten" (vor allem Hedgefonds) eine extrem hohe Longposition. Da diese Marktteilnehmer mit Hebel und auf Margin spekulieren, werden sie regelmäßig von den Profis "geschlachtet". Auch aktuell zeichnet sich dieses alt bekannte Spiel wieder ab. Den nötigen Druck auf die großen Spekulanten können beispielsweise Marginerhöhungen durch die US-Warenterminbörse auslösen. Diese hat die Initial-Margin für den Silberfuture innerhalb einer Woche zweimal überraschend auf nun 8.470 US-Dollar je Kontrakt erhöht. Damit wird den Spekulanten das Leben schwer gemacht, denn diese müssen für ihre Longpositionen sofort mehr Geld hinterlegen.
Insgesamt liefert der aktuelle Commitment of Traders Report (CoT) ein klares Verkaufssignal für Silber. Beim Gold ist die Lage noch ungünstiger. Die Profis halten hier eine ähnlich hohe Shortposition wie im Dezember 2012. Nur mit dem Unterschied, dass der Goldpreis damals noch oberhalb von 1.700,0US$ notierte.
Die Stimmung an den Edelmetallmärkten hat sich parallel zu den Kursanstiegen logischerweise verbessert. Ein übertriebener Optimismus liegt derzeit sicherlich nicht vor, eher ein neutrales Stimmungsbild. Lediglich die Goldminenaktien weisen zu optimistische Werte aus. Da sich der HUI Gold Bugs Index von seinem Tief Anfang November zwischenzeitlich um 44,7% erholt hatte, sind diese Werte nicht überraschend. Beim Euro bzw. beim US-Dollar bleibt es bei den extremen Verhältnissen. Wie lange das noch so weitergeht, kann keiner wissen, ungesund ist es in jedem Fall. Eine Erholung beim Euro dürfte daher nur noch eine Frage der Zeit sein. Insgesamt liefert die Sentimentanalyse jedenfalls ein neutrales Ergebnis, welches die Edelmetalle derzeit weder unterstützt noch gefährdet.
Die Saisonalität für Silber wechselt ab Mitte Februar in den Bärenmodus. Auch wenn ab Mitte März typischerweise nochmal eine Erholung gelingt, so bleibt die saisonale Komponente bis Ende Juni äußerst ungünstig für die Edelmetalle.
Silber in EUR
In Euro gerechnet entwickelte sich der Silberpreis in den letzten vier Wochen deutlich stärker als erwartet. Ausgehend vom Tief Anfang Dezember bei 11,35€ steht mittlerweile in der Spitze ein beeindruckender Kursanstieg bis auf 16,45€ (+45%) zu Buche.
Auf dem Wochenchart gelang €-Silber damit der Sprung in den oberen Bereich des Abwärtstrendkanals. Durch den Kursrutsch am vergangenen Freitag wird diese Ausbruchsbewegung aktuell aber bereits getestet. Kurse unterhalb von 14,65€ sollten daher vermieden, sonst rückt sofort die nächste Unterstützungszone um 14,00€ in den Blickpunkt. Sollte der Abverkauf auch hier nicht enden, müssen wir uns auf ein Wiedersehen mit der Marke um 12,00€ einstellen. Auf der Oberseite wäre, vorausgesetzt €-Silber verbleibt im oberen Teil des Abwärtstrendkanals, ein Anstieg bis ca. 18,00€ möglich. Dort wartet dann die vierjährige betonharte Abwärtstrendlinie, welche im ersten Anlauf mit extrem hoher Wahrscheinlichkeit den Bullen Einhalt gebieten wird. Die Indikatoren liefern ein gemischtes Bild. Während der "MACD" zu Jahresbeginn ein Kaufsignal generiert hat, scheiterte der "RSI" kürzlich knapp unterhalb der überkauften Zone. Die Stochastik hingegen ist klar überkauft und deutet auf eine Korrektur hin. Insgesamt ist der Wochenchart als leicht bullish einzustufen, solange €-Silber nicht unter 14,65€ fällt.
Der Tageschart fängt die Kursentwicklung der letzten acht Monate ein. Hier sticht neben dem monatelangen Abwärtstrend natürlich die steile Erholung seit Jahresbeginn ins Auge. Mit dem Ausbruch über die Marke von 14,00€ kam ordentlich Schwung in den Markt. Mittlerweile hat €-Silber von den Januarhochs jedoch schon mehr als 10% verloren. Dabei wurde kürzlich auch die steile Aufwärtstrendlinie klar gebrochen. Der "MACD"-Indikator hat auf recht hohem Niveau ein Verkaufssignal generiert hat. Der "RSI" hingegen bewegt sich in neutralen Gewässern, nachdem er zwischenzeitlich klar überkauft war. Die Stochastik schließlich ist schon wieder leicht überverkauft. Zusammengefasst bleibt der Tageschart vorerst bullish. Sollte Silber unter 14,00€ rutschen trübt sich der kurz- und mittelfristige Ausblick deutlich ein.
Mein Nachkauflimit für physische Käufe erhöhe ich moderat auf 13,40€. Bis zum Sommer erwarte ich in jedem Fall noch einmal günstigere Kurse und möchte dem aktuellen Preisniveau derzeit nicht hinterherlaufen.
Platin
Nach dem crashartigen Einbruch von 1.523,80US$ auf 1.186,50US$ im letzten Herbst läuft der Platinpreis seit Anfang Oktober zwischen 1.175,00US$ und 1.290,00US$ seitwärts. Das in der letzten Analyse erwähnte absteigende Dreieck innerhalb dieser Konsolidierung wurde überraschenderweise nach oben verlassen. Im Anschluss scheiterte Platin aber erwartungsgemäß an der breiten Widerstandszone um 1.300,00US$ und setzte bis an die steigenden 50-Tagelinie (1.229,55US$) zurück. Trotz der Erholung im Januar hinterlässt der Platinchart keinen guten Eindruck. Vielmehr deutet der "MACD"-Indikator mit einem frischen Verkaufssignal neuen Korrekturbedarf an. Sollte die jetzt entscheidende Unterstützungszone zwischen 1.185,00 und 1.175,00US$ unterschritten werden, dürfte der Preis für eine Feinunze Platin schnell eine Etage tiefer in Richtung 1.065,00US$ rutschen. Auf der Oberseite bleibt die ehemalige Unterstützung um 1.300,00US$ das Maß aller Dinge und dürfte für die Bullen bis auf weiteres unüberwindbar bleiben.
Insgesamt also ein neutrales und seitwärts gerichtetes Bild. Übergeordnet überwiegen aber die negativen Tendenzen.
Palladium
Die Kursentwicklung am Palladiummarkt verlief im Großen und Ganzen erwartungsgemäß. Im Gegensatz zu den anderen Edelmetallen war hier kein starker Jahresauftakt zu beobachten. Vielmehr rauschten die Notierungen zwischenzeitlich fast senkrecht in die Tiefe bis an die Aufwärtstrendlinie bei 746,00US$. Hier meldeten sich die Bullen aber zurück und trieben die Preise zuletzt bis an die 50-Tagelinie (794,53US$). Seit dem steilen Abverkauf im letzten September wirkt der Markt aber eindeutig angeschlagen. Die Bewegung der letzten Monate könnte daher auch eine Bärenflagge sein und damit mittelfristig deutlich tiefere Kurse herbeiführen. Dazu müssten die Bären den Preis aber zunächst klar und deutlich unter die seit Juni 2012 etablierte blaue Aufwärtstrendlinie drücken. Solange die Trendlinie hält bleiben die Bullen im Vorteil. Die Indikatoren "MACD" und "RSI" sind aktuell eher neutral einzustufen. Beim "MACD" ist zumindest ein kleines Kaufsignal entstanden.
Oberhalb der 200-Tagelinie (819,80US$) wird der Palladiummarkt zunehmend bullish, unterhalb von 765,00US$ hingegen übernehmen die Bären endgültig die Kontrolle. Dazwischen bewegt sich der Palladiummarkt seitwärts und bleibt aktuell ohne klaren Trend.
Zusammenfassung & Konklusion
Nachdem die erwartete Erholung am Gold- und Silbermarkt im November und Dezember nicht so richtig in Gänge kam, zündeten die Bullen dafür im Januar ein großes und etwas überraschendes Kursfeuerwerk. Mittlerweile macht sich aber schon Katerstimmung breit, denn weder Gold noch Silber gelang es auf US-Dollar-Basis die starken Widerstände bei 1.305,00US$ bzw. 18,50US$ zu überwinden. Vielmehr haben die Bären seit knapp zwei Wochen wieder die Kontrolle übernommen.
Vor allem aufgrund der miserablen CoT-Daten und der sich ab Mitte Februar eintrübenden Saisonalität bleibe ich auf Sicht der nächsten Monate weiterhin skeptisch. Vielleicht gelingt Gold und Silber noch bis Anfang März eine Erholung in die Nähe der Januarhochs, spätestens dann sollte sich aber der übergeordnete intakte Abwärtstrend wieder durchsetzen und bis zum Frühsommer in einen finalen Sell-Off übergehen. Dabei müsste der Goldpreis nochmal ein neues Tief machen (ca. 1.050,00US$), während sich Silber möglicherweise oberhalb von 14,00US$ halten wird können. Dann und erst dann sehe ich den Goldmarkt nach fast vier Jahren Baisse als bereinigt an und erwarte den Beginn einer mehrjährigen fulminanten Aufwärtsbewegung inkl. neuer Höchststände.