Der Bergbau muss sich dringend reformieren

Der Bergbau muss sich dringend reformieren komi$ar - Fotolia

In den letzten Jahren kam vom Markt eine Botschaft ganz klar zu den Bergbaubetrieben: Man toleriert einfach keine Produktion um jeden Preis mehr.

Es war leicht in den Jahren hoher Rohstoffpreise Projekte mit enormen Kosten und niedrigen Erträgen zu entwickeln. Sie sahen durch die tollen Rohstoffpreise immer noch verlockend aus. Heute, wo so gut wie alle Rohstoffe auf niedrigem Kursniveau notieren, stehen viele Unternehmen mit dem Rücken zur Wand und versuchen sich mit Kostensenkungsprogrammen über Wasser halten zu können. Ist das genug und langfristig der richtige Ansatz der Unternehmen? Oder wären nicht auch viele andere Möglichkeiten vorhanden um drohendes Unheil bei in der Zukunft wiederkehrend niedrigen Rohstoffpreisen abzuwenden? Eines ist sicher, Rohstoffe werden auch in Zukunft im Preis steigen und fallen. Lassen die Rohstofffirmen bei steigenden Preisen wieder auf der Kostenseite die Zügel schleifen um dann bei Kursen im Abwärtstrend wieder nur an der Kostenseite zu arbeiten, oder besinnt man sich auf klare strategische Neuausrichtung in der Projektbetrachtung, möglicher Synergien, Auslotung von Risken, u.s.w. Vorgangsweisen, die, weltweit und oft unterstützt von Unternehmensberatern, in allen Branchen der Wirtschaft Gültigkeit haben und wirksam sind. Warum wird dies vom Bergbau nicht übernommen? Hier wird offensichtlich noch nicht modern gedacht und gehandelt. Zu dieser Erkenntnis kam das international agierende und bekannte Beratungsunternehmen Deloitte anlässlich einer Untersuchung des Sektors und empfiehlt: Weg von der reaktionären Methode der Kostensenkung in schlechten Zeiten, und hin zu vorausschauenden und nachhaltigen Kostenmanagementprogrammen. Doch wie kann das funktionieren? Folgende Lösungsansätze wurden durch die Untersuchung gefunden und strukturiert.

1.) Verbesserung des Minenplanes

Um die Produktivität des Sektors generell zu erhöhen sollten die Unternehmen Beachten:

  • Nicht die reine Größe der Ressource soll das Projekt glänzen lassen, sondern vorbeugend müssen für eventuell schwächere Zeiten von Beginn die cut-off-Grade angehoben werden.
  • Aufwendungen in Projekten, die nur eine kurze Lebensdauer und wenig Produktionspotential aufweisen, müssen reduziert werden.
  • Die Vorteile, aber auch die Nachteile, einer höherwertigen aber geringeren Erzreserve müssen berücksichtigt werden.
  • Die Produktion sollte vom Projekt mit den geringsten Kosten aus gestartet werden.

2.) Verbesserung des Budget- und Risikomanagement

Unabhängige Analysen in Australien haben gezeigt, dass 65%!! aller Megaprojekte mit einem Investitionsvolumen von mehr als AUD 500 Mio. die geplanten Zielwerte nicht erreichen. Um Projektergebnisse zu verbessern, sollten die Unternehmen:

  • eine klare Linie zur Übersicht aller Kostenaufwendungen einführen, inklusive der Kostenübersicht über die Produktion je Einheit (Unze, Pfund)
  • strategisch müssen die Schlüsseldaten mit der Technik, dem Beschaffungs- Wesen, dem Konstruktionsmanagement (EPCM), dem Minenbetrieb und mit den Lieferanten vernetzt werden, um das gesamte Kapitalmanagement zu verbessern.

3.) Verstärktes Augenmerk auf die Mitarbeiterplanung

Um die Produktivität der Mannschaft zu maximieren sollten die besten Mit- arbeiter zur richtigen Zeit am richtigen Platz im Lebenszyklus des Projektes vorhanden sein.

  • Dies beginnt bereits beim Management, wo alle die Qualität haben müssen um einen klaren Geschäftsplan bezüglich Mine, Produktion, Infrastruktur und Nachhaltigkeit verfolgen zu können.
  • Es muss zur Unternehmenskultur werden, Kosteneskalationen verhindern zu wollen.
  • Weniger kostenintensive Arbeitspraktiken wie Arbeitsgruppen, Jobrotation, Automatisierungen wären hilfreich.
  • Training von lokalen Arbeitskräften für Schlüsselpositionen.

4.) Erhöhung der Effizienz durch Technik

Die Produktivität kann optimiert werden, wenn man einen Masterplan für Kosten, Zeit, und Qualität jeder darin definierten Abläufe verfolgt.

  • Forschung nach innovativen und brauchbaren Technologien um die Produktivität der Mine zu erhöhen.
  • Nutzung von Projektplänen um die Stärken für operative Zeit und Menge zu erkennen und verfolgen zu können.
  • Nutzung eines einheitlichen und alle Bereiche übergreifenden Controlling- systems.
  • Integration von Tools zur Visualisierung um automatisch einen Überblick über alle Abläufe von der Mine bis zum Hafen zu erhalten.

5.) Untersuchung der operativen Qualität

Um die Kosten auf nachhaltige Weise in den Griff zu bekommen sollten Unternehmen:

  • ihre Operationsmodelle überarbeiten um sicher zu stellen dass sie über Management und Kontrollsysteme eine gute Kostenmanagementkultur eingerichtet haben.
  • Integration von Methoden und Techniken zur Analyse der Werte für Aktionäre (shareholder value) um eventuelle operative Mängel zu erkennen Und beseitigen zu können.
  • Vorteilhaft wäre es auch über den Tellerrand zu blicken und von anderen Industrien lernen zu können.

6.) Investitionen in Analysen

Es ist unmöglich Kosten gesichert und auf nachhaltige Weise zu reduzieren, wenn man nur die Einzelkosten untersucht.

  • Erhöhung der Entscheidungsfähigkeit und Gesamtperformance durch Festlegen von finanziellen und nicht finanziellen Indikatoren, die Beein- trächtigungen der Wirtschaftlichkeit anzeigen.
  • Datensammlung von unterschiedlichen Bereichen um auf Knopfdruck für Entscheidungen wichtige Reports zu erlangen.
  • Éntwicklung von Messeinheiten um die operativen Kosten, den Mineral- bestand jeder angelieferten Ladung Gestein überprüfen zu können, ob sie dem cut-off-Grad entspricht oder nicht.

7.) Rationalisierung der Zulieferfirmen

Um Kosten zu reduzieren verhandeln die Unternehmen mit den Lieferanten oft um starke Preisnachlässe. Anstatt auf diese Weise diesen Sektor an die Wand zu fahren sollten die Unternehmen:

  • globale Versorgungsverträge einführen
  • Partnerschaften mit denjenigen Lieferanten bilden, die guten Service bewiesen haben.

8.) Steuerung des Kapitalaufwandes

Um die Kapitalkosten unter Kontrolle zu halten sollten die Unternehmen:

  • Für eine rasche Produktionsaufnahme modulare Produktionsstätten verwenden und Erweiterungen von den Marktgegebenheiten abhängig machen.
  • Marginale Minen zwischenzeitlich still legen.
  • Stärkere Finanzierungsgrundlagen durch besseres Verständnis zwischen Projektwert und den aktuellen Marktpreisen aufbauen.

Die Miningscout-Redaktion erkennen hier ein großes Potential an Verbesserungen, das jedoch nach dem typischen Muster der Unternehmensberater erstellt wurde. Diese Reihe an Möglichkeiten sollte aber unserer Meinung nach durch weitere Ansätze ergänzt werden, die außerhalb des Betriebswirtschaftlichen liegen.

Einzelne australische Unternehmen sind bereits dazu übergegangen Solarenergie einzusetzen um teuren Diesel einzusparen. Was sich für diese Unternehmen rechnet kann durchaus in sonnenreichen Regionen auch für andere Bergbauunternehmen gelten und so auf Sicht positiv auf die Betriebskosten einwirken.

Die gängige Technik der Produktionsstätte ist seit über 50 Jahren für so gut wie alle Produkte unverändert geblieben. Warum können Bergbaubetriebe nicht einen Forschungspool gründen mit der Aufgabe innovative Neuerungen zur Rationalisierung oder Modernisierung zu erarbeiten. Der Fortschritt der Technik in den letzten Jahrzehnten lässt sicher genügend Optimierungspotential erkennen um rationeller und wirtschaftlich erfolgreicher arbeiten zu können.

Eine Fundstätte bis zur Produktion zu führen ist ein langjähriges und hoch komplexes Projekt. Die Lehre des prozessorientierten Projektmanagements garantiert für jede Projektform höchste Umsetzungssicherheit. Doch so gut wie kein Unternehmen sichert sich mit dieser Methode die Gewissheit zu jeder Zeit die korrekten Projektmaßnahmen setzen zu können. Zumeist wird aus Erfahrung entschieden und damit verbundene Fehlerquellen spät oder gar nicht erkannt, oder führen zu teuren Nachbesserungen. Wie viele Projektanten sind im Laufe der Entwicklung am Missmanagement gescheitert. Bei vielen Investoren sind ursprünglich hoffnungsvolle Projekte im Laufe der Zeit zu Depotleichen mutiert. Viele davon hätten vermieden werden können hätte sich das Management höher qualifiziert und methodisch gearbeitet. Hier eine Höherstufung der Managementqualität wäre eine gute Besserstellung für den gesamten Sektor.

Man sieht, Ansätze gäbe es zur Genüge und ich bin sicher, dass workshops von Bergbauprofis in Kombination mit klugen Querdenkern noch weitere Lösungen erarbeiten könnten, Projekte in allen Bereichen rationeller und auch wirtschaftlicher gestalten zu lassen. Innovationen sind weltweit vorhanden, man muss nur dazu einmal über den eigenen Tellerrand hinaus schauen. Gerade in Zeiten des Vertrauensverlustes in die Bergbaubranche wäre es angebracht den Aktionären zu zeigen, dass man gewillt ist modern und effizient auf allen Ebenen des Unternehmens zu arbeiten.