Erzlagerstätten: Findungschance durch Archäologie

Erzlagerstätten: Findungschance durch Archäologie

Dass man an Plätzen alter Minen mit modernen Methoden weitere Mineralisierungen auffinden kann ist mittlerweile allseits bekannt. Solche, als "brownfield" bezeichnete Liegenschaften, werden von Explorationsunternehmen sehr gerne übernommen, da bereits viele Daten vorliegen und man berechtigte Hoffnung auf weitere wirtschaftliche Erzfunde haben darf.

Doch sind in diesem Fall alle Erkenntnisse aus der jüngsten Zeit stammend. Was ist aber mit Gegenden, in denen bereits vor mehr als 1.000 Jahren Gold, Silber und andere Metalle gefördert wurden, die aber im Laufe der Jahrhunderte in Vergessenheit gerieten? Ein gutes Beispiel dafür wäre die römische Stadt Argentoratum, die nichts anderes war als die heutige Stadt Strasbourg, und ihren Namen durch den damaligen Silberbergbau der Region erhielt. Gräbt man tiefer in der Geschichte, so finden sich zahlreiche Hinweise auf Produktionen des Altertums. Und wenn mit den alten Methoden genügend Metalle gefördert werden konnten, so sollte man doch mit modernen Erkundungsmethoden wohl in der Lage sein erneut wirtschaftlich abbaubare Metalle finden zu können.

Diese Methode des Auffindens verschollener Erzgebiete ist sicher noch nicht sehr verbreitet, obwohl in der chronologischen Aufarbeitung der Regionsgeschichte, die in jeder Umweltstudie ESIA (Environmental and Social Impact Assessment) ein eigener Abschnitt gewidmet ist, immer wieder Hinweise darauf zu finden sind. Nehmen wir als Beispiel die Bergbaugeschichte Westafrikas zur Hand. Hier finden sich viele Belege früherer Tätigkeiten.

Aus der steinzeitlichen Entwicklung der Menschen in Afrika sind viele Steinwerkzeuge bekannt, jedoch noch keine wirklichen Produktionsstätten. Diese begannen erst in einem Zeitraum zwischen 8.500 bis 5.500 vor Christus und betrafen in erster Linie die Töpferkunst und Keramik, mit der sich auch der erste Handel entwickelte. Nennenswerter und heutigem Handelsmodell entsprechender Standard entstand erst im Zeitraum 5.500 bis 2.500 vor Christus. Mali, so schätzt man in der Forschung, war Ausgangspunkt, wo man als erstes zu Fischereiprodukten auch den Töpfereihandel hinzufügte, der sich in Folge über Ghana und Elfenbeinküste weiter ausbreitete. Bis dahin verwendete die sich entwickelnde Gesellschaft fast ausschließlich Produkte aus Fisch- und Tierknochen. Forscher stellten anhand von Artefakten fest, dass in etwa 3.500 vor Christus erste Anzeichen eines Wandels in eine Gesellschaft mit Nutzung von Metall auftraten. Die ersten Funde dazu stammen aus den Gebieten Zentral Nigers.

em 11.03.2015

Quelle: Rice Universität, Houston, Texas

Werfen wir nach der historischen Übersicht nun einen Blick auf die in diesen Regionen zumeist vorkommenden Metalle Gold, Kupfer und Eisen.

Kupfer

Kupfer diente ebenso wie Gold und Eisen überwiegend dazu die damaligen Dynastien zu festigen und erfolgreich zu machen. Das rote Metall hat durch seinen niedrigeren Schmelzpunkt als Eisen, seine Biegsamkeit und leichtere Formbarkeit früheren Einzug in die damaligen Gesellschaften erhalten und war somit das erste wirtschaftlich genutzte Metall. Bereits rund um 2.000 vor Christus bezeugen Funde aus der Agadez Region in Niger von der frühen metallurgischen Aufbereitung von Kupfer. Diese sind die ältesten bekannten Beweise aus Afrika. Erst viel später, etwa 850 vor Christus, gibt es Nachweise von Kupferschmelzen aus Akjujt in Mauretanien und 400 km südlich im "River Valley" in Senegal.

Gold

Über Gold ist aus prähistorischer Sicht wenig bekannt, Erst aus dem 7. Jahrhundert nach Christus war bekannt, dass Gold der Grundstein für das Imperium Ghanas zur damaligen Zeit war. Goldlagerstätten stammten damals aus den Regionen Bambuk entlang des Senegal Flusses, Buré am Niger Fluss und dem Akan Feld in Nordghana. Gold war ebenfalls die Basis des Reichtums für Mali von 1.230 bis 1.600 nach Christus und blieb auch das Haupthandelsprodukt der westlich der Sahara liegenden Regionen in den folgenden Jahrhunderten.

Eisen

Wann genau die Eisengewinnung startete ist heute noch ungewiss. Die ersten Zeichen der Eisenbearbeitung stammten aus der Zeit um rund 1.500 vor Christus und werden der Region Termit, einem bergigen Gebiet Süd-Ost-Nigers zugeschrieben. In die gleiche Zeit fallen auch Nachweise über eine Eisenverarbeitung durch die Nok Kultur in Zentral Nigeria. Die Eisenzeit Afrikas begann mit der Ausweitung der Landwirtschaft und dem steigenden Bedarf an widerstandsfähigen Werkzeugen. Eisen trug in dieser Zeit wesentlich zum Aufstieg vieler Königshäuser bei, wie Dahomey, Benin, Yoruba, Ife und Oyo. Die wichtigsten Lagerstätten lagen damals in den westafrikanischen Ländern Mauretanien, Mali, Senegal und Nigeria. Auch von Guinea, Burkina Faso und Westtogo sind Produktionen im großen Stil bekannt.

Im Zeitraum zwischen dem 12. Und 16. Jhdt. war der Eisenabbau derart exzessiv, dass dies unter anderem verantwortlich war, dass eine riesige Lücke an Bewaldung zwischen Ghana und Nigeria entstand. Die abgeholzten Wälder dienten damals der Befeuerung der Schmelzhütten. Nachstehend einige Beispiele von Artefakten aus der afrikanischen Geschichte, überwiegend frühes 16. Jahrhundert. Alle Schaustücke befinden sich in der afrikanischen Abteilung des britischen Museums in London:

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Quelle: Informationsdepartement des britischen Museums London

Die Chancen sind vorhanden

Forschung in diese Richtung könnte der Branche neue Wege und Möglichkeiten aufzeigen. Aus den prähistorischen Funden, Namensgebung von Plätzen, Quellenstudium regionaler Studien und Untersuchungen, vergleichende Literatur und musealen Belegstücken können durchaus auch heute noch prähistorische Lagerstätten gefunden werden, die im Laufe von Jahrhunderten oder Jahrtausenden verloren gingen und nicht in den ohnehin bekannten Abbaugebieten liegen. Somit bietet die Archäologie berechtigte Chancen für den modernen Bergbau. Und oft ist "quergedacht" besser als dem Mainstream hinter her zu laufen. Und wer weiß, was eine gründliche Erforschung der prähistorischen Zeit an wirklichen "Bodenschätze" hervorbringen kann.