Kolumne von Christian Kämmerer

Das schwarze Gold gerät ins Straucheln? Bullen in Deckung!

Die jüngsten Bewegungen am Öl-Markt veranlassen zu einem zwingenden Update. Denn schien die charttechnische Lage, noch vom Vormonat Februar ausgehend, durchaus konstruktiv. So verbleibt mit den Bewegungen seit März nur die pure Ernüchterung. Mögliche Sprungfedermarken wurden bislang wieder aufgegeben und somit deutet sich unterhalb nunmehr klar definierbarer Widerstandmarken eine weitere Preisschwäche an. Worauf man daher speziell bei den beiden Öl-Sorten Brent- und WTI-Crude achten sollte, erfahren Sie im Nachgang.

Neben der heutigen Beschau anhand der Monatschart beider Sorten, wird auch immer mal wieder via Stunden- oder Tageschartbetrachtung hier auf dem JFD Desktop eine kurzfristige Prognose getroffen. Schauen Sie doch mal rein, tägliche Live-Videos und Kristallkugeln inklusive.

Doch zurück zum Thema und der derzeitigen Schwäche. Die Grundaussagen haben sich nicht verändert: es liegt nach wie vor ein anhaltendes und massives Überangebot vor. Die EIA (US-Energiebehörde) warnte erst am vergangenen Freitag davor, dass in den USA bald die Lagerkapazitäten aufgebraucht sein könnten. US-Produktion mittlerweile sogar auf einem 42-Jahreshoch. Die Gesetze von Angebot und Nachfrage spiegeln dies eindrucksvoll im Preischart wieder und so wollen wir den WTI-Chart betrachten.

Doch nunmehr zur einzigen und wahren Realität des Preisverlaufs. Kurzer Rückblick: Der Preischart zeigt hier den Hochpunkt des Jahres 2008 bei 145,29 USD. Die damalige Finanzmarktkrise führte zu einer extrem scharfen Korrektur und so fiel das Öl auf ein Niveau von 33,87 USD zurück. Die Öl-Förderstaaten regierten entsprechend und mitsamt Drosselung der Förderquoten und Entspannung an den Finanzmärkten, machte sich der Preis wieder auf Niveaus über 100,00 USD je Barrel anzustreben. Kaum über 107,00 USD fand sich jedoch ein Widerstandslevel, welche mit dem Test vom Juni 2014 erneut bestätigte. Seither befindet sich WTI-Öl – interessanterweise auch im Kontext der US-Dollaraufwertung – im Abwärtssog und hat aufgrund der Unterschreitung des Levels von 78,35 USD eine weitere Beschleunigung erfahren. Das Unterstützungsniveau um 65,00 USD bot dabei nicht den Halt, den man hätte unter technischen Gesichtspunkten erwarten können. Vielmehr rauschte der Preis im Dezember und Januar weiter in die Tiefe und fand erst bei 43,60 USD seinen vorläufigen Tiefpunkt im Sinne eines neuen Mehrjahrestiefs. Der aktuelle Handelsmonat scheint sich jedoch wieder der übergeordneten Schwäche annehmen zu wollen und da sich der Preis nunmehr auch schon wieder unterhalb von 50,00 USD befindet, scheint ein Test bzw. Durchbruch des letzten Tiefs bei 43,60 USD kaum vermeidbar. Der Ende Februar benannte Plan B erhält somit den Vorrang. Was in der Konsequenz bedeutet, dass sich der Preis dem Tief aus 2008 bei 33,87 USD annähern dürfte.

Daran dürften auch selbst temporäre Erholungsimpulse in Richtung von 50,00 USD je Barrel wenig ändern. Denn exakt dort verläuft die kurzfristige Abwärtstrendlinie seit Dezember 2014 und dürfte weitere Aufwärtsambitionen verhindern. Positiv wäre nur ein Anstieg via Wochen- sowie Monatsschluss über 54,87 USD einzuschätzen. Sodann könnte sich das WTI-Öl durchaus wieder in Richtung von 65,00 bzw. 70,00 USD aufmachen.

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Monthly Chart – Created Using Guidants

Widmen wir uns nunmehr der anderer Sorte Öl. Speziell das Öl der Nordseesorte Brent. Auch hier ein kurzer Rückblick zu Beginn. Der Crash der Finanzmarktkrise führte den Preis von 146,08 USD bis auf 36,61 USD zurück, bevor eine mehrjährige Erholung wie beim WTI-Öl Einzug hielt. Diese stieß sich jedoch buchstäblich den Kopf im Bereich von 115,50 USD seit dem Jahr 2012 und so Begann auch hier im Sommer des letzten Jahres eine starke Korrekturwelle mitsamt Aufgabe der Unterstützungszone von 70,00 bis 73,00 USD. In der Folge markierte Brent-Öl ähnlich wie das WTI ein Mehrjahrestief bei 46,41 USD, bevor bereits noch im Januar eine Gegenbewegung startete, welche sich eindrucksvoll im Februar fortsetzen konnte. Doch aktuell wird auch hier im dargestellten Monatschart deutlich, dass es sich bei der Erholung vom Januar durchaus nur um einen korrektiven Impulse gehandelt haben könnte. Sollte sich daher die unlängst eingeschlagene Preisschwäche weiter fortsetzen, so wäre bei Notierungen unterhalb der runden 50,00-USD-Marke ein weiterer Verfall bis zum Dezembertief des Jahres 2008 bei 36,61 USD einzuplanen.

Was sich im Februar noch so glanzvoll zeigt, scheint relativiert. Dennoch sollte man sich immer auch der Option B zuwenden, da an den Märkten jederzeit die Stimmung buchstäblich umschlagen kann. Unter technischen Gesichtspunkten wäre dies beim Brent-Öl und einem Anstieg über 62,31 USD der Fall. In der Folge könnte es zu Preissteigerungen bis zum Widerstandsniveau von 70,00 bis 73,00 USD kommen, bevor im weiteren Verlauf Niveaus von 80,00 USD und mehr auf die Agenda rücken dürften.

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Monthly Chart – Created Using Guidants

.. good trades @ all …

Christian Kämmerer

Head of Research & Analysis JFD Brokers Germany

JFD Brokers – Just FAIR and DIRECT

www.jfdbrokers.com

Offenlegung gemäß §34b WpHG wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse nicht investiert.