Die Auferstehung Kubas im Bergbau
Die seit Dezember 2014 laufenden Gespräche zwischen dem US-Präsidenten Obama und der Regierung von Kuba zur Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen und der angepeilten Streichung von der Liste der Terrorländer lassen für die Karibikinsel neue Zeiten erahnen. Impulse auf wirtschaftlicher aber auch auf Bergbauebene könnten die Folge davon sein. Grund genug dieses bislang eher unbeachtete Land einmal auf sein Potential im Bergbau zu durchleuchten, denn so ein unscheinbares Minenland ist Kuba gar nicht. Immerhin ist es der weltweit 10. größte Produzent von Nickel! Doch der Reihe nach, rollen wir zuerst einmal ein wenig die Geschichte Kubas und seine Bergbauaktivitäten auf.
Kubas Bergbaugeschichte
Vor dem Embargo 1962 war Kuba eng verknüpft mit amerikanischen Banken, Investoren und Unternehmen, die in Kuba Bergbau betrieben. Zweigstellen von amerikanischen Banken hielten rd. ein Viertel aller kubanischer Einlagen und amerikanische Unternehmen hatten starke Beteiligungen an den kubanischen Bergbauaktivitäten wie bei der Moa Bay Nickel Produktion oder über etliche Raffinerien im Ölgeschäft. Dies alles hatte bereits eine lange Vorgeschichte, wo US-Unternehmen bereits seit ca. 1900 über Geologen die Möglichkeiten des Abbaus von Eisen, Chrom und Mangan untersuchen ließen. So kam es auch, dass die USA zwischen 1916 und 1940 mehr als 720.000 Tonnen Chrom von Kuba importierten. Nach der kubanischen Revolution froren die Verantwortlichen der Regierung alle Verbindungen zur USA ein und sahen in der damaligen UDSSR ihre neuen politischen Partner. Dies vor allem für ihre reichhaltigen Ölfunde. Nach der Auflösung der Pakte mit der UDSSR im Jahr 1991 zerbrach die Wirtschaft und mit ihr der Wert des Bergbaus. Die Nation, die 1958 noch der weltweit 3. größte Nickellieferant war, sackte bis 1963 auf den 6. Platz ab und notiert im aktuellen Ranking auf Platz 10. War Kuba 1959 noch mit 4% am weltweiten Kupfermarkt eine bedeutende Größe, so existiert zur Zeit kein einziges Kupfer produzierendes Unternehmen im Lande.
Kuba war schon immer stark im Ölgeschäft, das beweisen die vielen Engagements der Amerikaner vor 1962. Speziell der nördliche Teil Kubas beherbergt auch heute noch enorme Reserven dieses wertvollen Energierohstoffes. Eine im Jahr 2004 erstellte Untersuchung des USGS (United States Geological Survey) ergab, dass nördlich bis nordwestlich der Küstenbereiche Kubas 9,8 Billionen Kubikfuß Gas, 4,6 Milliarden Barrel Öl und 0,9 Milliarden Kubikfuß Flüssiggas wirtschaftlich abbaubar wären. Rd. 70% dieser Vorkommen liegen ca. 50 km bis 70 km von der Küste entfernt. Diese Konzessionsgebiete werden derzeit von Petroleo Brasileiro S.A. (Brazil), Petroliam Nasional Berhad (Malaysia), JSC Zarubezhneft (Russia), Petroleos de Venezuela S.A. (Venezuela) und Repsol S.A. (Spain) bearbeitet.
Lage der Ölvorkommen grün eingefärbt – Quelle: pubs.usgs.gov
Die durch die Revolution eingeleitete Verstaatlichung aller Bergbaubetriebe (außerhalb der Ölförderung) ließ die Bedeutung des Bergbaus in den letzten Jahrzehnten merklich schrumpfen. Nickel, Blei, Zink, Zement und Zeolithe werden derzeit ausschließlich von staatseigenen Betrieben abgebaut. Insgesamt werden nur 28 Betriebe am Bergbausektor gezählt.
Das Potential
Fakt ist, dass der moderne Bergbau viele Jahrzehnte einen Bogen um Kuba machen musste, denn private Investoren und ausländische Unternehmen bekamen so gut wie keinen Zutritt zu den erzhaltigen Plätzen Kubas. Eine der wenigen Ausnahmen bildet die kanadische "Meritt International" (TSX:S) als Nickel-, Gas und Stromproduzent. Typisch für das US-Embargo, Meritt International exportiert sein Nickelkonzentrat nach Kanada und raffiniert es dort, da südlich der Grenzen Kanadas die Verarbeitung wegen des Embargos verboten war.
Aktuell existieren rd. 246 Projekte im Land, die auf ausländische Investoren warten, denn von staatlicher Seite Kubas fehlen die Mittel um diese Projekte zu entwickeln. Ein ungarischer Geologe, der längere Zeit an Untersuchungen für geologische Aufzeichnungen beteiligt war, berichtet, dass vor allem die Nickelvorkommen des Landes extrem ertragreich sein würden.
Das hilft jedoch alles nichts, solange die Regierung nicht dementsprechende neue Gesetze für den Bergbau erlässt, die es den ausländischen Investoren gestattet die Bodenschätze des Landes zu bergen. Zwar beabsichtigt die Regierung neue investorenfreundliche Gesetze zu verabschieden, aber man darf annehmen, dass dies noch einige Zeit benötigt, bis vernünftige Rahmenbedingungen dafür geschaffen sein werden. Noch spielen der Tourismus und die Landwirtschaft die dominierenden Rollen in der Beteiligung ausländischer Inverstoren. Zwischen 1990 und 2009 erhielt Kuba Investments in Höhe von USD 3,5 Mrd. von ausländischen Investoren für diese Bereiche. Der Bergbausektor generierte im gleichen Zeitraum lediglich 20% dieser Summe.
Auch wenn Kuba nicht gerade der prädestinierte Staat für Edelmetalle ist, so bietet die Geologie des Landes nicht nur für Nickel und Öl genügend Spielraum für internationale Bergbauspezialisten. Aber noch stehen staatliche Restriktionen dagegen wie Maximalgrenzen von 98% im Besitz ausländischer Eigentümer, wie der Zwang 51% staatlicher Beteiligung bei Joint Venture Geschäften akzeptieren zu müssen (Gesetz aus 2011). Im November 2014 verlautbarte Kubas Minister für Handel und Investments dass rd. 246 Projekte, mehrheitlich am Öl- und Gassektor, für rd. USD 8 Mrd. internationale Investoren benötigen würden. Gleichzeitig betont er allerdings, dass der Staat bei seiner Einstellung verbleibt, die mehrheitliche Eigentümerschaft nicht aus der Hand geben zu wollen.
Es bedarf wohl eines Reifeprozesses, um Kuba wieder in die Reihe der Länder zurück zu führen, die moderne Gesetze für einen modernen Bergbau besitzen. Aber der gegenwärtige Prozess, dieses zarte Flämmchen, das durch den US-Präsidenten Obama gezündet wurde, gibt Anlass zu Hoffnung. Hoffnung, dass die kubanische Regierung nicht nur mit der sich abzeichnenden politischen Neuorientierungen, sondern sich auch im Bereich Bergbau weiterentwickeln wird, um sich in einigen Jahren als politisch und wirtschaftlich gute Basis für ausländische Investoren präsentieren zu können. Man kann nur hoffen, dass die verantwortlichen Politiker die Gunst nutzen werden, zum Wohle der eigenen Bevölkerung und zum Wohle der Bergbauindustrie.