Bergbau: Die Leiden der Branchengrößen

Stetig trudeln die Finanzergebnisse für das erste Quartal 2015 ein und sorgen auf dem Parkett teilweise für Erstaunen, in anderen Bereichen für Ernüchterung.

Der im Vergleich zum 1. Quartal 2014 fast halbierte Ölpreis, der sich zu Beginn des Kalenderjahres 2015 noch in der Nähe der Marke von 50 USD pro Barrel aufgehalten hatte und nur langsam eine schwache Erholung andeutet, ließ für die finanziellen Ergebnisse der Unternehmen der Ölbranche nichts gutes erwarten. Doch hier scheiden sich bereits die Geister.

Die Branchengrößen, darunter Exxon Mobil, Chevron, Total, Royal Dutch Shell und BP, aber auch die zweite Reihe mit Vertretern wie der italienischen Eni zeigt Gewinneinbrüche um etwa 50%. Gemessen am starken Rückgang des Ölpreises wurden von vielen Analysten jedoch stärkere Einbußen erwartet, ein vergleichsweise stabiles Downstream-Geschäft (Veredelung von Rohöl zu Benzin, Diesel und anderen Produkten sowie deren Verkauf) verhalf den Konzernen, den Preissturz beim Rohöl abzudämpfen und solide, wenn auch für die Branche ungewohnt niedrige Ergebnisse zu erzielen.

Öl 2015

Abbildung 1 – Das erste Quartal 2015, Gegenüberstellung einiger Großkonzerne der Öl- und Goldbranche.

Die in Abbildung 1 aufgeführten Quartalsergebnisse der Ölkonzerne verdeutlichen den Einfluss des gesunkenen Ölpreises auf die Konzernergebnisse. In absoluten Zahlen betrachtet stellen Gewinne im Milliardenbereich trotz der starken Rückgänge allerdings ein gewisses Luxusproblem dar. Selbstverständlich stehen bei den Mineralölkonzernen umfangreiche Investitionen zur Suche und Erschließung neuer Vorkommen sowie der Aufbereitung und der Logistik des Rohmaterials und der Endprodukte an, die im aktuellen Umfeld aus finanzieller Sicht hinterfragt, überprüft oder auch auf Eis gelegt werden müssen. Zusätzlich stehen vereinzelt Verkäufe von Produktionsstandorten an, um länderspezifische Risiken im Gesamtportfolio zu minimieren. Ohne Frage leiden die großen Ölproduzenten unter den gesunkenen Preisen für Rohöl und Treibstoffe, gemessen an den vorhandenen finanziellen Polstern sowie ihrer breiten Aufstellung im Markt leiden die Mineralölkonzerne jedoch auf hohem Niveau.

Als bestes Beispiel sind hier die Branchengrößen eines anderen Rohstoffes zu erwähnen.

Gold hat seit seinem Hoch von 1919 USD pro Feinunze im September 2011 ein gutes Drittel an Wert eingebüßt. Im Vergleich zum ersten Quartal 2014 ist der Preis für eine Feinunze des gelben Metalls zwar nicht übermäßig gefallen, doch spiegeln sich die Belastungen durch den gesunkenen Goldpreis und die steigenden Förderkosten deutlich wider. Die in Abbildung 1 aufgeführten 'Adjusted earnings' zeigen einen generellen Einbruch bei den Goldproduzenten, Newmont Mining stellt hier einen positiven Ausreißer dar. Der starke Ergebnisrückgang bei Freeport McMoRan ist in weiten Teilen auf das Ölgeschäft des breiter aufgestellten Unternehmens zurückzuführen. Die hauptsächlich auf den Rohstoff Gold ausgerichteten Unternehmen Barrick Gold, Goldcorp und auch Yamana Gold mussten deutliche Rückgänge ihrer Einnahmen bis hin zu Verlusten hinnehmen.

Trotz Kostensparmaßnahmen, reduzierter Investitionen im Bereich der Exploration, dem Verkauf unrentabler Minen sowie eingeschränkter Übernahmen (wobei hier langsam eine Belebung des Geschäftes beobachtet werden kann) fordern steigende Kosten und vor allem die oftmals vorhandene Schuldenlast ihren Tribut.

Und hier lässt sich auch der wesentliche Unterschied zwischen den Mineralölkonzernen und den Großen der Goldbranche ausmachen, aufgrund dessen ein Absturz des Rohölpreises um über 60% kleinere Auswirkungen als der Rückgang des Goldpreises um ein Drittel bewirkt.

Im Gegensatz zur Erdöl- und Erdgasindustrie arbeiten die meisten Goldproduzenten seit Jahren, wenn nicht bereits seit Jahrzehnten am finanziellen Limit, jeglicher Anstieg des Goldpreises wurde zur Erschließung neuer, meist kaum rentabler Minen genutzt. In Zeiten steigender Goldpreise ist diese Strategie durchaus der richtige Ansatz, der immer längere und kostenintensivere Prozess der Erschließung neuer Vorkommen unter Berücksichtigung ökologischer Faktoren und steigender juristischer und sozialer Einflussnahme bedeutet jedoch eine langfristige finanzielle Bindung. Starke Preisschwankungen im Rohstoffsektor sowie politische Entwicklungen lassen sich jedoch nur begrenzt über entsprechende Zeiträume (die inzwischen 5-20 Jahre für Großprojekte betragen können) einplanen. Überteuerte Zukäufe von Projekten führten zusätzlich zu einer immensen Schuldenlast und belasten die Konzernergebnisse im Rahmen von Abschreibungen in einzelnen Fällen über Jahre. Auch die Öl-Multis leisten sich selbstverständlich Fehlkäufe und die Erkundung und Erschließung von Vorkommen verschlingt gigantische Summen, durch ein starkes Kostenbewusstsein und eine bewusste Positionierung im Markt können aber auch Phasen niedrigerer Rohstoffpreise abgepuffert und mit einem blauen Auge überstanden werden.

Und noch ein wesentlicher Faktor unterscheidet die Ölmultis von den Goldproduzenten. Während sich Erdöl zu Treibstoffen veredeln lässt, die zur Erweiterung und Stabilisierung der Finanzen des eigenen Unternehmens an eigenen Tankstellen an einen Endverbraucher verkauft werden können, bleibt den Betreibern von Goldminen im Regelfall nur der Vertrieb des gelben Metalls. Da Gold im Regelfall jedoch kein Verbrauchsprodukt darstellt, treten bei großen Preisschwankungen auch Staaten, Zentral- und Großbanken mit auf den Plan, die den Preis des Edelmetalls beeinflussen.

So einflussreich und ertragreich die Goldkonzerne teilweise erscheinen mögen (und sich selbst auch darstellen), die Erdölkonzernen spielen im Rohstoffsektor in einer anderen Liga.

Und so kämpfen die Großen (und zahlreiche kleinere Unternehmen) der Goldbranche weiter um das Überleben, während sich die Mineralölkonzerne über eine Schwächephase ihres Rohstoffes beklagen.

Glück Auf!