Kolumne von Florian Grummes

Silber: Das Ende des Bärenmarktes ist in greifbarer Nähe

Silber in US-Dollar

Rückblick:

In der Tat war die Luft vor vier Wochen für die Silberbullen bereits äußerst dünn geworden. Zwar lief der Silberpreis zunächst noch einige Handelstage um die Marke von 16,00US$ seitwärts und konnte am 28.Oktober mit 16,30US$ sogar kurzzeitig auf ein neues Fünfmonatshoch springen, im Anschluss an den Zinsentschied der amerikanischen Zentralbank fielen die Kurse aber schlagartig und steil gen Süden. Es folgte eine gnadenlose und äußerst seltene Verlustserie, welche bis dato anhält.

Nach vierzehn Verlusttagen in Folge (!!) notiert der Silberpreis mittlerweile bei 14,23US$ und hat damit die gesamten Herbstgewinne wieder abgegeben.

Silber Monatschart:

Auf dem logarithmischen Monatschart bewegt sich der Silberpreis weiterhin in einem klar definierten übergeordneten Abwärtstrendkanal. Zuletzt scheiterten die Bullen erneut an der seit April 2013 deckelnden Abwärtstrendlinie. In der Folge fiel der Silberpreis wie ein Stein zurück. Damit rückt die Unterstützungszone um 14,00US$ wieder in den Blickpunkt des Geschehens. Bereits den fünften Monat in Folge hängt der Silbermarkt nun knapp oberhalb dieser runden Marke. Je länger die Notierungen sich hier nicht nach oben lösen können, umso höher wird die Wahrscheinlichkeit eines Durchbruchs nach unten. Die nächste tragfähige Unterstützung findet sich auf dem Monatschart dann erst wieder bei ca. 11,00US$.

Die Indikatoren geben weiterhin keine wirklich klaren Signalen. Der MACD kommt seit über einem Jahr nicht in die Gänge und läuft auf überverkauftem Niveau seitwärts. Der RSI dümpelt seit Mitte 2013 im Bärenmarktmodus vor sich hin. Immerhin bestätigte die Stochastik das Tief in diesem Sommer nicht mehr und arbeitet an einer positiven Divergenz. Den Weg aus dem Tal der Tränen heraus hat sie bisher aber nicht gefunden.

Insgesamt bleiben die Bären am Drücker und die Wahrscheinlichkeit eines Kursrutsches unter 14,00US$ nimmt stetig zu. Erst ein Monatsschlusskurs oberhalb von 16,60US$ würde die Lage aufhellen.

Silber Wochenchart:

Auf dem logarithmischen Wochenchart bleibt die erwähnte Parallellinie innerhalb des Abwärtstrendkanals nach wie vor das Maß aller Dinge. Seit dem Crash im Frühjahr 2013 hat sie den Silbermarkt unter Kontrolle. Irgendwann wird sie durchbrochen werden, doch aktuell sitzt sie fest im Sattel. Konsequenterweise führte das erneute Scheitern an dieser Widerstandslinie daher zu dem deutlichen Rücksetzer in den vergangenen drei Wochen. Nun wird sich zeigen, ob die Unterstützung um 14,00US$ noch einmal eine Erholung einleiten kann.

Mittelfristig bullisch bleiben die Divergenzen beim MACD und RSI. Beide Indikatoren bestätigen schon seit Mitte 2013 die immer neuen Preistiefs nicht mehr. Die Stochastik ist in kürzester Zeit von einem klar überkauften Zustand in die überverkaufte Zone zurückgefallen. Bis zur trendverstärkenden "embedded" Stochastik sind noch mindestens vier weitere schwache Wochen notwendig. Insofern spricht dieser Indikator eher für eine anstehende Erholung in den kommenden Wochen bzw. bis zum Jahresende.

Zusammengefasst hat sich das Momentum der Bären auf dem Wochenchart wieder leicht erhöht. Von einer übergeordneten Trendwende kann weiterhin keine Rede sein. Vielmehr werden Kurse unterhalb von 14,00US$ immer wahrscheinlicher. Allerdings sollte eine zwischengeschaltete Erholung eingeplant werden.

Silber Tageschart:

Trotz des seit Mai 2011 andauernden Bärenmarktes sind solche Verluststrecken wie in den letzten drei Wochen selten zu beobachten. Vierzehn negative Tageschlusskurse in Folge stellen in jedem Fall ein absolutes Extrem dar. Daher steigt die Wahrscheinlichkeit einer schnellen Gegenbewegung täglich deutlich an.

Nichtsdestotrotz wurden die leicht positiven Tendenzen der vorangegangenen Erholung (Ende August bis Ende Oktober) in kürzester Zeit vollständig ausgelöscht und der Silberpreis hängt auf dem logarithmischen Tagechart wieder im Unterstützungsband um 14,00US$, ohne sich bisher auch nur ansatzweise davon lösen zu können.

Extrem negativ ist der "embedded Status" der Stochastik. Beide Signallinien verlaufen bereits seit über zwei Wochen unterhalb von 20 und zurren den Abwärtstrend vorerst fest. Eine Erholung wird daher erst gelingen, wenn die beiden Signallinien der Stochastik wieder oberhalb von 20 schließen. Alle anderen kurzfristigen Kursanstiege müssten bereits intraday ins Leere laufen.

Der Tageschart ist kurzfristig klar bärisch. Eine Erholung wird in den nächsten Wochen aber zunehmend wahrscheinlich und könnte den Rutsch unter die Marke von 14,00US$ zunächst noch einmal verzögern. Kurse unterhalb von 14,00US$ hingegen sollten direkt zu weiteren Abgaben führen. Erst oberhalb von 15,50US$ verbessert sich das Bild deutlich.

Gold/Silber Ratio:

Das Gold/Silber-Ratio bewegt sich übergeordnet weiterhin seitwärts. Die Range zwischen 70 und 77 ist bereits seit Oktober 2014 gültig. Alle Ausbrüche nach oben oder unten waren bisher nicht nachhaltig und entpuppten sich rasch als Fehlsignale.

Bis auf weiteres bleibt die Aussagekraft des Ratios daher beschränkt.

Silberminen ETF:

Die Silberminenaktien haben einen "wilden" Sommer hinter sich. Nach einem dramatischen Crash ab Mitte Juni fand der für den Sektor repräsentative ETF (Symbol: SIL) zwischen August und September um die Marke von 6,05 US$ – 6,25US$ einen Boden und konnten sich sprunghaft bis auf 8,00US$ erholen. Diese Erholung verfehlte aber die 200-Tagelinie (8,03US$) und ist mittlerweile schon wieder Geschichte, denn der ETF rutschte in den letzten drei Wochen zügig wieder nach unten und erreichte gestern mit 6,13US$ fast den Tiefstkurs von Mitte September.

Das MACD-Verkaufssignal erfolgte auf erhöhtem Niveau und liefert noch keine Anzeichen einer unmittelbaren Trendwende. Der RSI-Indikator hat die überverkaufte Zone noch nicht erreicht und hätte also noch Platz.

Insgesamt überwiegen klar die bärischen Faktoren.

Vor vier Wochen lautete die Empfehlung den Stoppkurs bis an die 50-Tagelinie (6,89US$) nachzuziehen. Ein Neueinstieg macht trotz der überverkauften Lage aktuell keinen Sinn, denn der Bärenmarkt ist noch immer nicht ausgestanden. Die Seitenlinie ist aktuell der einzig richtige Aufenthaltsort. Besser verpassen sie die ersten zehn Prozent, haben dann aber den Trend in ihrem Rücken anstatt gegen sich.

CoT-Report:

Auch dieses Mal haben sich die Daten vom Terminmarkt (CoT-Report) in bekannter Art und Weise nach den steilen Kursanstiegen deutlich verschlechtert. Mit Stand vom letzten Dienstag betrug die kumulierte Shortposition der kommerziellen Händler 58.626 leerverkaufte Kontrakte auf den Silberfuture an der COMEX. Damit liefert dieser Analysebaustein ein erstes deutliches Warnsignal. Wirklich gefährlich wird es, sobald diese Shortposition die Marke von 70.000 Kontrakten überschritten hat. Ein deutlicher Rücksetzer ist in den kommenden Wochen also absehbar geworden.

Auch am Goldmarkt sehen die Positionierungen nicht mehr so günstig aus, sondern präsentieren sich aktuell neutral. Für den Silbermarkt geben sie jedoch bereits ein Verkaufssignal.

Sentiment:

Die Stimmung an den Edelmetall- und Rohstoffmärkten bleibt gedrückt. Trotz der zwischenzeitlichen Erholung wollte sich im Oktober kein wirklicher Optimismus einstellen. Dieses Verhalten ist absolut typisch für einen Bärenmarkt. Allerdings hat das Sentiment nun vor allem beim Gold, Kupfer und Euro wieder extrem hohe Pessimismuswerte erreicht. Die wöchentliche Gold Umfrage von Kitco zeigt zudem, dass die professionellen Marktteilnehmer nach dem Kurssturz wieder überwiegend bullisch für den Goldpreis sind, während die Kleinanleger mehrheitlich pessimistisch sind. Insgesamt müsste das negative Sentiment in den kommenden Wochen eine Erholung an den Edelmetallmärkten ermöglichen.

Saisonalität:

Die Saisonalität dreht in diesen Tagen auf Basis der durchschnittlichen Kursentwicklung über die letzten 40 Jahre wieder in den grünen Bereich. Typischerweise beginnt ab Mitte November die Jahresendrally am Silbermarkt. Mit einem durchschnittlichen Kursanstieg in Höhe von 1,2% zählt der Monat November zudem zu den besseren Monaten des Jahres.

Silber in EUR

Rückblick:

Auch in Euro gerechnet kam der Silberpreis in den letzten vier Wochen deutlich unter Druck. Zuvor wurde mit dem Zwischenhoch bei 14,99€ kurzfristig noch die seit Januar intakte Abwärtstrendlinie getestet. Das dortige Scheitern nutzen die Bären maximal aus und drückten die Notierungen ohne Erbarmen in einem Rutsch bis auf 13,09€. Das entspricht einem Abschlag von 12,7% in knapp zwei Handelswochen. Seit Ende letzter Woche konsolidiert €-Silber und klammert sich dabei an die eigentlich schon gebrochene Aufwärtstrendlinie, ohne dass die Bullen bisher eine größere Erholung entfachen konnten.

Euro-Silber Wochenchart:

Auf dem logarithmischen Wochenchart bestimmt der übergeordnete Abwärtstrendkanal nach wie vor das Kursgeschehen. Trotz des scharfen Rücksetzers der letzten Wochen ist aber gleichzeitig die Aufwärtstrendlinie ausgehend vom Dezembertief bei 11,50€ weiterhin intakt.

Nun kommt es in den nächsten Wochen darauf an, ob €-Silber diese Trendlinie verteidigen kann. Aktuell liefert sie in Verbindung mit einer Parallellinie des Abwärtstrendkanals sowie dem unteren Bollinger eine solide Unterstützung um die Marke von ca. 12,70-13,00€. Sollte diese Unterstützung hingegen nicht halten, dürften die Notierungen zügig bis an das nächste breite Unterstützungsband zwischen 11,50€ und 12,40€ zurückfallen.

Bei den Indikatoren hat das MACD-Kaufsignal den brutalen Abverkauf überlebt. Markant bleibt zudem weiterhin die positive Divergenz beim MACD als auch beim RSI. Beide Indikatoren haben in den letzten zwei Jahren die Preisentwicklung nicht bestätigt, sondern drehten auf jeweils höheren Niveaus wieder nach oben.

In der Summe bleibt der Wochenchart im übergeordneten Abwärtstrend und damit bärisch. Gleichzeitig gelingt es den Bären aber nicht mehr, dass Momentum auf ihre Seite zu ziehen. Vielmehr deuten die positiven Divergenzen bei den Indikatoren als auch die Serie höherer Tiefs einen Trendwechsel für das Jahr 2016 an.

Euro-Silber Tageschart:

Auf dem logarithmischen Tageschart wird das Scheitern an der Abwärtstrendlinie bei 14,99€ gut sichtbar. Der folgende scharfe Abverkauf führte den €-Silberpreis zügig unter die 200-Tagelinie (14,20€) sowie unter die 50-Tagelinie (13,63€). Schließlich wurde auch die Aufwärtstrendlinie ausgehend vom Augusttief leicht unterschritten. Zur Stunde ist der Bruch aber noch nicht nachhaltig. Das untere Bollinger Band (12,95€) wurde leicht verfehlt und liefert knapp unter dem aktuellen Kursgeschehen zusätzlichen Halt.

Der MACD-Indikator hat ein Verkaufssignal aktiv und macht noch keine Anstalten dieses zu beenden. Der RSI-Indikator hat kurz vor der überverkauften Zone leicht nach oben gedreht. Die Stochastik schließlich ist im superbärischen "embedded" Status gefangen und muss erst mit beiden Signallinien oberhalb von 20 schließen, um den Bullen die Chance für eine nachhaltigere Gegenbewegung zu ermöglich. Vorher bleibt jeder Erholungsversuch Makulatur.

Zusammengefasst ist der Tageschart trotz des zuletzt steilen Abverkaufes nur leicht bärisch, denn die Jahrestiefs wurde bisher nicht erreicht, geschweige denn unterschritten. Aufgrund des exzessiven Abverkaufs wird eine Erholung nun immer wahrscheinlicher. Ein logisches erstes Kursziel wäre die 50-Tagelinie (13,63€) bzw. das mittlere Bollinger Band (13,82€).

Handelsempfehlung:

Das zuletzt genannte Nachkauflimit wurde mit Kursen unterhalb von 13,30€ am vergangenen Mittwoch erreicht. Nutzen sie also die Kursschwäche zu Nachkäufen. Das nächste Nachkauflimit setze ich bei 12,80€ an. Langfristig bleibt Silber stark unterbewertet und hat auf Sicht der nächsten fünf bis zehn Jahre enormes Anstiegspotential.