Kolumne von Florian Grummes

Gold: "Das Tor in Richtung 1.000 USD steht offen"

Gold in US-Dollar

Rückblick:

Seit Mitte Oktober kam der Goldpreis gewaltig unter die Räder. Ausgehend von 1.191,70 USD verbilligte sich die Feinunze zwischenzeitlich bis auf 1.051,60 USD. Das entspricht einem Minus von 11,8% in gerade einmal sechs Wochen. Der steile Abverkauf hat Kapitulationscharakter. Alle charttechnischen Unterstützungen wurden dabei einfach überrannt. Den Bären gelang es daher, die Notierungen ohne Gegenwehr auf ein neues Fünfjahrestief zu drücken.

Seit Wochenbeginn versuchen sich die Bullen nun an einer Erholung, ohne dass sich dabei das technische Bild bisher in irgendeiner Weise aufgehellt hätte.

Gold in USD Monatschart:

Mit dem Rutsch unter die Tiefs dieses Sommers müssen wir eine Bodenbildung á la 1998-2002 vorerst zu den Akten legen. Die auf dem Monatschart klar ersichtliche massive psychologische Unterstützungszone um 1.000,00 USD zieht die Notierungen zwar nur langsam, aber dennoch weiterhin wie ein Magnet an.

Alle beobachteten Indikatoren bleiben zudem schwach. Das Kaufsignal beim "Parabolic SAR"-Indikator hatte nur wenige Wochen Bestand. Gleichzeitig taucht der MACD wieder ab und entfernt sich wieder von einem möglichen Kaufsignal. Die Stochastik ist erneut in die überverkaufte Zoen eingetreten, macht aber noch keine Anstalten einer Trendwende nach oben. Der RSI schließlich verbleibt lustlos in seiner über zweijährigen bärischen Seitwärtsphase.

Insgesamt bleibt der Monatschart damit bärisch. Ungeachtet kurzfristiger Erholungen ist der finale Ausverkauf bis in den Bereich 980,00 USD – 1.035,00 USD das wahrscheinlichste Szenario und könnte bereits in den kommenden Wochen endlich Realität werden. Ausgehend von 980,00 USD – 1.035,00 USD müsste es in jedem Fall zu einer deutlichen Erholung kommen.

Gold in USD Wochenchart:

Auf dem logarithmischen Wochenchart läuft der Goldpreis seit Mitte 2013 in einem klar definierten Abwärtstrendkanal. Aktuell hängen die Notierungen an der unteren Begrenzung, ohne dass bisher eine Gegenbewegung zustande gekommen wäre. Insofern wäre in den nächsten Tagen das kurzfristige Unterschreiten des Abwärtstrendkanals durchaus konsequent. Derartige Bewegungen kommen meist am Ende eines langen Trends zustande und markieren eine finale Übertreibung. Sollte es dazu kommen wären wir schnell im lange erwarteten Zielbereich von 980,00 USD – 1.035,00 USD.

Der MACD hat kürzlich ein frisches Verkaufssignal erzeugt, während der RSI schon seit zwei Jahren positiv vom Preisgeschehen divergiert, aktuell aber immer noch auf sehr niedrigem Niveau sitzt. Die überverkaufte Stochastik bewegt sich bereits die zweite Woche mit beiden Signallinien unterhalb von 20 und bleibt damit äußerst schwach.

Summa summarum sehen wir aktuell vermutlich die finale Übertreibung/Kapitulation. Rutscht der Goldpreis aus seinem Abwärtstrendkanal nach unten heraus, dürften wir bereits in den kommenden zwei Wochen Preise um 1.025,00 USD und tiefer sehen. Insofern bleibt der Wochenchart bärisch.

Gold in USD Tageschart:

Auf dem logarithmischen Tageschart ist das Desaster der letzten Wochen gut ersichtlich. Seit Mitte November hat sich zwar die Geschwindigkeit des Preisverfalls deutlich verringert, unterm Strich geht es aber weiter abwärts. Größere Erholungen sind bisher nicht zu beobachten gewesen. Auch das Tief vom letzten Freitag (1.051,60 USD) bleibt in Reichweite.

Bei den Indikatoren fehlt dem MACD nicht mehr viel zu einem Kaufsignal. Der RSI dreht aus der überverkauften Zone nach oben, dürfte aber mit der heutigen Kursschwäche wieder zurückfallen. Die Stochastik hat sich zuletzt aus dem bärisch eingebetteten Zustand befreien können und spricht in dieser Verfassung eigentlich für eine anstehende Erholung.

Auf der Oberseite kommt der Zone um 1.105,00 USD entscheidende Bedeutung zu. Gelingt es den Goldbullen (und danach sieht es aktuell wahrlich nicht aus) einen Tageschlusskurs oberhalb dieser Marke zu generieren, wären die 50-Tageline (1.123,03 USD) als auch die 200-Tagelinie (1.154,44 USD) als nächste Ziele aktiviert. Auf der Unterseite hält die Bären eigentlich nicht mehr viel auf. Sobald das Tief vom letzten Freitag bei 1.051,60 USD unterschritten wird, wäre das Tor in Richtung 1.025,00USD und tiefer endgültig aufgestoßen.

Zusammengefasst ist der Tageschart klar bärisch. Bis zum finalen Tief (vermutlich 980,00 USD – 1.025,00 USD) fehlt nun nicht mehr viel.

Gold/Silber-Ratio

Nach wie vor läuft das Gold/Silber-Ratio zwischen 70 und 77 Punkten seitwärts. Nach mehreren Fehlausbrüchen lässt das Ratio derzeit keine klare Schlussfolgerungen für die Edelmetallmärkte zu. Erst ein klares und nachhaltiges Unterschreiten der Marke von 70 wäre ein Kaufsignal für den gesamten Sektor.

COT-Report

Nach den miserablen Terminmarktdaten (CoT-Report) von Mitte Oktober, stellt sich nun das Bild aufgrund der starken Kursrückgänge ganz anders dar.

Wie immer haben die kommerziellen Händler den Abverkauf zur Eindeckung ihrer Shortpositionen genutzt. Ihre aktuelle Netto-Shortposition beträgt kumuliert nur noch 11.983 leerverkaufte Kontrakte auf den Goldfuture an der COMEX. Das ist im langfristigen Vergleich ein äußerst niedriger Wert, welcher für eine unmittelbar bevorstehende Erholung spricht. Allerdings sind die Zahlen für den Silberfuture bei weitem nicht so günstig. Da die Amateure jedoch wieder auf fallende Goldpreise wetten, dürfte das verbleibende Abwärtsrisiko beim Gold sehr überschaubar sein.

Sentiment

Die aktuelle Stimmungslage unter den Goldinvestoren ist dank der Ausverkaufswelle erneut eine Etage tiefer in den Keller gerutscht. Bullische Analysen bleiben Mangelware, vielmehr überschlagen sich die reduzierten Kursziele. Harry Dent beispielsweise sieht den Goldpreis in den kommenden Jahren auf 250,00-400,00 USD fallen. Natürlich ist nichts ausgeschlossen, aber dieses Kursziel muss doch ins Reich der Fabel verwiesen werden. Die Stimmung ist offensichtlich so schlecht, dass den Marktteilnehmern und Analysten ein nüchterner Blick auf den Goldmarkt nicht mehr gelingt. Fakt ist, dass die aktuelle Stimmungslage einen Extremwert darstellt und in der Vergangenheit immer zu einer deutlichen Kurserholung geführt hat.

Insgesamt gibt das Sentiment derzeit klares Kaufsignal für den Goldmarkt.

Saisonalität

Die für den Zeitraum ab Mitte November bis Anfang Dezember typische Rally fiel in diesem Jahr aus. Stattdessen befindet sich der Goldpreis bereits seit Mitte Oktober in einer Abwärtsbewegung. Das saisonale Muster liefert nun für den Goldpreis erst in den letzten zwei Dezemberwochen wieder positive Vorzeichen. Statistisch betrachtet ist der Monat Dezember ein durchwachsener Monat mit einem durchschnittlichen Kursverlust von 0,5%.

Gold in EUR

Rückblick:

Auf Eurobasis konsolidiert der Goldpreis seit über zehn Monaten den vorangegangenen starken Anstieg. Die Serie höherer Tiefs ist dennoch weiterhin intakt und definiert damit einen Aufwärtstrend seit Dezember 2013.
In den letzten vier Wochen kam es innerhalb der übergeordneten Konsolidierung zu einem heftigen Kursrutsch. Ausgehend von 1.084 EUR verbilligte sich die Feinunze zwischenzeitlich auf "nur noch" 992 EUR. Im Anschluss pendelt der Preis nun bereits seit Mitte November um die Marke von 1.000 EUR.

Gold in EUR Wochenchart:

Auf dem logarithmischen Wochenchart bleibt die Aufwärtstrendlinie (aktuell ca. 977 EUR) das Maß aller Dinge. Solange sich die Notierungen darüber halten können, ist der Aufwärtstrend seit Ende Dezember 2013 intakt. Ein Test dieser Aufwärtstrendlinie ist angesichts der lauernden 1.000 USD Marke wohl nur noch eine Frage der Zeit. Zusätzliche Unterstützung erfährt dieser Bereich durch das untere Bollinger Band (978 EUR), welches seit dem Sommer seitwärts läuft.

Die Indikatoren sind eher bärisch, wobei der MACD und der RSI neutral, die Stochastik aber negativ zu bewerten sind.
Insgesamt ist der Wochenchart aktuell neutral bis leicht bärisch. Ein Test der Aufwärtstrendlinie scheint nur noch eine Frage der Zeit. Diese Aufwärtstrendlinie sollte aber halten und mindestens eine Gegenbewegung einleiten können.

Gold in EUR Tageschart:

Auf dem logarithmischen Tageschart hängt der Goldpreis seit über zwei Wochen an der psychologischen runden Marke von 1.000 EUR. Sowohl die fallende 200-Tagelinie (1.045 EUR) als auch die 50-Tagelinie (1.020 EUR) notieren oberhalb des aktuellen Kursgeschehens. Nach unten stützt kurzfristig noch das untere Bollinger Band (998 EUR). Auch hier wird klar, dass die seit Dezember 2013 etablierte Aufwärtstrendlinie (aktuell 977 EUR) wohl noch getestet werden wird.

Die Indikatoren geben derzeit in der Summe ein eher neutrales bzw. noch leicht negatives Bild ab. So steht der MACD möglicherweise kurz vor einer Trendwende und der RSI bewegt sich in neutralen Gewässern, während die Stochastik trotz aktivem Kaufsignal nicht so recht in die Gänge kommen will und schon wieder nach unten zu drehen droht.

Zusammengefasst ist der Tageschart weiterhin bärisch. Bis zur entscheidenden Aufwärtstrendlinie fehlen aktuell noch knapp 30 EUR. Das verbleibende Abwärtsrisiko ist also sehr überschaubar. Auf der Oberseite wäre nach erfolgter Trendwende mittelfristig ein Test der Marke von 1.100 EUR zu erwarten.

Handelsempfehlung:

Das zuletzt auf 1.015 EUR erhöhte Kauflimit hat gegriffen. Um den weiterhin erwarteten finalen Rücksetzer an die Aufwärtstrendlinie bestmöglich ausnutzen zu können, senke ich das neue Nachkauflimit bis auf 980 EUR.
Als Faustregel empfehle ich 10 bis max. 25% ihres Gesamtvermögens in physischen Edelmetallen gegen die zunehmende Entwertung unserer Währung abzusichern.

EUR & US-Dollar

Der Euro bleibt das große Sorgenkind an den Finanzmärkten. Ab Mitte Oktober fiel die Einheitswährung zügig und ohne jegliche Gegenwehr von 1,1493 USD bis auf zuletzt 1,0555 USD zurück. Sowohl die 50-Tagelinie (1,1011 USD) als auch die 200-Tagelinie (1,1052 USD) sind in weite Ferne gerückt. Immerhin scheint der Euro aktuell das April-Tief (1,0540 USD) als Unterstützung zu respektieren. Außerdem kann die Abwärtsbewegung der letzten sechs Wochen auch als ein bullischer Keil interpretiert werden. Beides könnte kurzfristig zumindest eine Erholung bis an das erste Widerstandsband um 1,08 USD einleiten.

An den Terminmärkten haben die Profis zuletzt ihre bullischen Wetten auf einen steigenden Euro wieder ausgebaut.

Insgesamt verbleibt der Euro klar in seinem Abwärtstrend. Allerdings stehen die Chancen für eine übergeordnete Trendwende in 2016 deutlich besser, als es das Stimmungsbild aktuell vermuten lässt. Nach fast acht Jahren Baisse liegen die Überraschungen mittlerweile eindeutig auf der Oberseite.

Goldminen GDX

Auch der für die Goldminenaktien repräsentative Minen-ETF "GDX" konnte sich der Abwärtswelle in den letzten Wochen natürlich nicht entziehen. Ausgehend von 17,04 USD fiel der ETF bis auf 12,92 USD zurück. Trotz knapp 24% Kursverlust wurde das September Tief (12,62 USD) dabei bisher aber nicht unterschritten.

Seit acht Handelstagen versucht sich der ETF nun an einer Erholung. Erstes Ziel bzw. Widerstand wäre die 50-Tagelinie (14,63 USD). In diesem Bereich wartet ebenfalls das obere Bollinger Band (14,61 USD). Kurzfristig scheint das Potential auf der Oberseite daher bereits ausgereizt.

Erfreulich ist das neue Kaufsignal beim MACD. Die Stochastik ist allerdings bereits überkauft, während der RSI im neutralen Bereich notiert.

Zusammengefasst ergibt sich eine neutrale Einschätzung, bzw. auf Sicht der nächsten zwei Wochen die Erwartung einer Seitwärtsbewegung zwischen 13,00 USD und 14,65 USD. Übergeordnet wäre es für den gesamten Edelmetallsektor sehr positiv, sollten die Minenaktien ihre Divergenz zum Goldpreis ausbauen und damit relative Stärke demonstrieren können.

Tagesschlusskurse unterhalb von 12,90 USD wären jetzt sehr ungünstig und dürften eine neue Abwärtsbewegung einleiten.

Zusammenfassung und Konklusion

Lange hat es gedauert. Immer wieder hat uns der Goldmarkt verwirrt und an der Nase herum geführt, immer wieder kam es zu schnellen Gegenbewegungen, immer wieder legte sich die Lethargie über den Goldmarkt und immer wieder konnten die Bären letztlich die Notierungen im Anschluss ein Stück tiefer drücken.

Nun stehen wir direkt vor der lange genannten Zielzone dieses Bärenmarktes. Die Bewegung der letzten sechs Wochen hat Kapitulationscharakter und ist übertrieben. Aber genau so sind die Märkte eben. In der dunkelsten Stunde gibt es jedoch bereits klare antizyklische Kaufsignale vom Terminmarkt als auch vom Sentiment.

Mit sehr großer Wahrscheinlichkeit wird der Goldpreis in den nächsten Tagen, maximal bis zum Jahresende, vermutlich aber im Umfeld des anstehenden FED-Zinsentscheides (16.12.) das Tief in dieses Bärenmarktes ausloten. Ich habe immer wieder die Zone von 980,00 bis 1.035,00 USD genannt. Dabei scheint mir ein Vordringen in den Bereich 1.000,00 bis 1.025,00USD als gesetzt. Eine Übertreibung bis auf 980,00 USD ist aufgrund der Lethargie der letzten Wochen denkbar, aber nicht zwingend. Bei Übertreibungen nach oben werden für alle klar ersichtliche Zielmarken gerne überrannt. Auf dem Weg nach unten hingegen springen viele schon vor der eigentlichen Zielmarke an Bord. Insofern muss die Marke von 1.000,00 USD nicht unbedingt unterschritten werden.

Bleiben sie ruhig und nutzen sie diese große Chance, denn Gold wird sich spätestens ab Anfang Januar 2016 dynamisch erholen können. Nach dem finalen Ausverkauf sehe ich den Goldpreis in ca. 2-3 Jahren bei 1.500,00USD.