Kolumne von Florian Grummes

Gold: Die Trendwende kommt in 2016

Gold in US-Dollar

Rückblick:

Nach dem steilen Kursrutsch zwischen Ende Oktober und Mitte November hat sich die Lage am Goldmarkt in den letzten Wochen weiter beruhigt. Die Handelspanne verringerte sich fast täglich und lag zuletzt nur noch bei wenigen US-Dollar pro Tag. Unterm Strich steht ein potentielles Doppeltief bei 1.046 USD den beiden letzten Höchstkursen bei 1.088 und 1.081 USD gegenüber. Seit Mitte November läuft der Goldpreis also seitwärts.

Gold in USD Monatschart

Wie sicherlich dem ein oder anderen Interessierten bereits aufgefallen ist, läuft der Goldpreis seit dem Jahr 2012 in einen fallenden Keil hinein. In Verbindung mit dem nach wie vor eindeutig vorherrschenden Abwärtstrend handelt es sich charttechnisch um eine potentielle Umkehrformation. Sie tritt auf, wenn sich die Verbindungslinien der tieferen Hochs und tieferen Tiefs zunehmend verengen. Diese potentielle Formation ist aber überhaupt noch nicht bestätigt, sondern zur Stunde lediglich theoretischer Natur. Bisher hat es auch noch keinen Sinn gemacht, sich mit dieser Formation auf dem Goldchart genauer zu beschäftigen, denn der Abwärtstrend hat den Goldmarkt nach wie vor fest im Griff. Solche Gedankenspiele verleiten oft zu vorschnellem Handeln und Fehleinschätzungen. Ich bin mittlerweile zu der festen Überzeugung gekommen, dass es keinen Sinn macht, dem Markt vorneweg zulaufen und dem Markt seinen Glauben aufzwingen zu wollen. Vielmehr zahlt es sich aus, geduldig und mit offenem Geiste dem Markt zuzuhören.

Aktuell meldet der Monatschart jedenfalls weiterhin klar und deutlich einen etablierten Abwärtstrend. Es besteht aber derzeit die Chance auf eine Gegenbewegung bis auf ca. 1.150 USD. Erst Kurse deutlich über dieser Marke würden den erfolgreichen Ausbruch aus dem fallenden Keil bestätigen. Für diesen Fall wäre dann das obere Bollinger Band (1.329 USD) als nächstes Kursziel aktiviert. Da dem Goldpreis aktuell aber nicht nur knapp 80 USD zum Ausbruch fehlen, sondern auch das Preisgeschehen keinerlei bullischen Anzeichen macht, müssen wir uns realistischerweise mit dem noch vorhandenen Abwärtspotential beschäftigen.

Das untere Bollinger Band (1.143 USD) ist nicht all zu weit entfernt. Die untere Keilbegrenzung liegt in unmittelbarer Nachbarschaft. Erst im Januar geben diese beiden Unterstützung wieder etwas mehr Spielraum für die Bären frei.

Insgesamt bleibt der Monatschart damit bärisch. Ungeachtet einer möglichen Erholung im Januar ist der finale Ausverkauf bis in den Bereich 980,00 USD – 1.035,00 USD noch immer das wahrscheinlichste Szenario. Der fallende Keil deutet aber an, dass wir im Anschluss einen fulminanten Trendwechsel und einen deutlichen Aufwärtsimpuls erwarten können.

Gold in USD Wochenchart

Die Kursbewegung der letzten zweieinhalb Jahre lässt sich auf dem logarithmischen Wochenchart nach wie vor innerhalb eines klaren Abwärtstrendkanals definieren. Wie schon vor vier Wochen hängt der Goldpreis noch immer am unteren Ende dieses Trendkanals, ohne dass es bisher zu einer Gegenbewegung gekommen wäre. Die Schwäche der Bullen ist eklatant.

Bei den Indikatoren hat der scharfe Abverkauf im Herbst ein MACD-Verkaufssignal aktiviert. Der RSI verläuft zwar mal wieder in neutralem Gebiet, divergiert aber mittlerweile seit über zweieinhalb Jahren positiv vom Preisgeschehen.

Die Stochastik jedoch überschreibt alles vorher gesagte, denn sie meldet den bärischsten Zustand überhaupt! Beide Signallinien bewegen sich seit mittlerweile über sechs Wochen unterhalb von 20 und haben den Abwärtstrend damit festgezurrt ("embedded Stochastik"). Das ist ein sehr ungünstiger Umstand. Solange sich das nicht ändert, werden sich die Bullen vergeblich bemühen. Der Goldpreis benötigt eine deutliche Steigerung zum Wochenschluss hin, um sich aus dieser bärischen Umklammerung zu befreien. Sollte dies gelingen, sind Kurse um 1.140-1.150 USD relativ schnell erreichbar. Falls nicht, müssten die Bären bereits allerspätestens in der kommenden Woche wieder zum Angriff übergehen.

Insgesamt sieht der Wochenchart derzeit vor allem aufgrund der "embedded Stochastik" sehr ungünstig aus. Kommt es hier nun zum lange erwarteten Abverkauf in Richtung 1.000 USD, dürfte der Goldpreis aus seinem Abwärtstrendkanal noch nach unten herausrutschen. Diese finale Übertreibung müsste dann allerdings das Ende des Bärenmarktes einläuten.

Gold in USD Tageschart

Auf dem logarithmischen Tageschart wird die lethargische Seitwärtsbewegung der letzten sechs Wochen gut sichtbar. Eine Trendwende nach viereinhalb Jahren Bärenmarkt sieht meiner bescheidenen Meinung nach anders aus. Nichtsdestotrotz kamen auch die Bären zuletzt kaum voran. Solange sie den Goldpreis aber unterhalb von 1.105 USD halten können, bleiben sie Herr im Haus. Mit einem Tagesschlusskurs unterhalb von 1.065 USD müssten sie den Stein Richtung Süden wieder ins Rollen bringen können. Dann wartet nur noch das untere Bollinger Band (1.051 USD) als Gegner, bevor endlich die finale Preiszone 980 – 1.035 angelaufen werden kann. Natürlich kann die nervenaufreibende Seitwärtsbewegung auch noch weitergehen, schließlich vernascht der erratische Goldmarkt am allerliebsten kurzfristig orientierte Marktteilnehmer. Die seitwärtslaufenden Bollinger Bänder ziehen sich jedoch weiter zusammen und kündigen in jedem Fall eine große Bewegung an. Auf Sicht der kommenden ein bis drei Wochen müsste es daher zu einer Entscheidung kommen.

Die Indikatoren deuten eher auf den finalen Sell-Off hin. So hat das MACD-Kaufsignal den Markt bisher nirgendswohin tragen können, während die Stochastik schon wieder nach unten dreht.

Zusammengefasst ist der Tageschart weiterhin bärisch. Bis zum finalen Tief (vermutlich 990,00 USD – 1.025,00 USD) fehlt nicht mehr viel, eine zwischengeschaltete Erholung muss aber weiterhin mit einkalkuliert werden.

Gold/Silber Ratio

Das Gold/Silber-Ratio versuchte sich Anfang Dezember an einem Ausbruch aus der monatelangen Seitwärtszone. Es blieb allerdings nur bei einem Versuch, denn das Ratio fiel zügig wieder zurück. Gestern jedoch konnte das Ratio deutlich zulegen und läuft erneut den Widerstand um 77 an. Solange sich das Ratio auch weiterhin zwischen 70 und 77 Punkten bewegt, bleibt seine Aussagekraft beschränkt.

Gold-Silber Ratio

CoT-Report

Seit Wochen präsentieren sich die Daten vom Terminmarkt (CoT-Report) eigentlich sehr konstruktiv, ohne dass dies bisher nachhaltige Auswirkungen auf das Preisgeschehen gehabt hätte.

Mit Stand vom Dienstag 22.12. hatten die professionellen Händler kumuliert 22.251 Kontrakte auf den Goldfuture leerverkauft. Das ist im langfristigen Vergleich ein sehr niedriger Wert. Die Profis halten das aktuelle Preisniveau also für günstig und sehen nur geringen Bedarf ihre Produktion bzw. ihre Positionen abzusichern.

Da sich die Lage am Silbermarkt allerdings bei weitem nicht so positiv darstellt, liefern die CoT-Daten aktuell nur ein Kaufsignal mit leichten Einschränkungen.

Sentiment

Im Zuge der leichten Kurserholung ab Mitte Dezember konnten sich auch die Stimmungswerte etwas verbessern. War die Stimmung bei Kursen um 1.046 USD noch vollständig im Keller, so überwiegt aktuell zwar immer noch der Pessimismus, aber es hat sich doch der ein oder andere Hoffnungsschimmer dazugesellt und auch die Anzahl der "das ist der Boden"-Verkünder hat zuletzt wieder zugenommen.

Langfristig betrachtet liefert das Sentiment weiterhin ein Kaufsignal, denn irgendwann werden wir an gleicher Stelle auch wieder über extremen Optimismus berichten können. Eine vollständige Aufgabestimmung war aber in den letzten zwei Monaten nicht zu beobachten. Insofern misstraue ich dem klar verbesserten Sentiment aufgrund einer 30 USD-Rally und befürchte, dass das Sentiment- Kaufsignal aktuell noch irreführend ist.

Saisonalität

Die saisonalen Aussichten für den Monat Januar präsentieren sich günstig. Im Durchschnitt verteuert sich die Feinunze hier um 0,6%. Im größeren Bild nähert sich der seit Juli positive Zyklus aber seinem Ende. Typischerweise erreicht der Goldpreis zwischen Januar und März ein wichtiges Hoch und korrigiert dann bis in den Sommer hinein.

Aufgrund des schwachen und atypischen Preisverlaufs der letzten Monate muss die saisonale Komponente derzeit aber mit Vorsicht betrachtet werden.

Gold in EUR

Rückblick:

In Euro gerechnet konnte die 1.000 EUR Marke nicht verteidigt werden. In der Folge kam es erwartungsgemäß zu einem Test der Aufwärtstrendlinie. Kurzzeitig wurde diese sogar mit einem Tief bei 956 EUR deutlich unterschritten. Aktuell klammern sich die Notierungen an diese Aufwärtstrendlinie im Bereich um 975 EUR.

Gold in EUR Wochenchart

Auf dem logarithmischen Wochenchart hat die seit Dezember 2013 intakte Aufwärtstrendlinie bis jetzt noch gehalten. Allerdings kann man nicht von einem bullischen Abprallen reden, eher von einem respektvollen Umgang. Hier hätte ich mir mehr Stärke der Bullen erwartet. In Verbindung mit dem Verkaufssignal beim MACD sowie dem neutralen RSI, ist dadurch die Wahrscheinlichkeit eines Bruchs der Aufwärtstrendlinie gestiegen. Das untere Bollinger Band (964 EUR) wird derzeit zudem nach unten aufgebogen und liefert momentan keine starke Unterstützung mehr. Immerhin ist das Momentum, also die Stochastik, klar überverkauft und müsste eigentlich in Bälde nach oben drehen.

Sollte es zum Bruch der Aufwärtstrendlinie kommen, liegt die nächste Unterstützung erst im Bereich um 905 – 910 EUR. Dieses mögliche Kursziel würde übrigens gut mit einem finalen Ausverkauf in US-Dollar bis auf ca. 980 – 1.000 USD zusammenpassen. Hält die Aufwärtstrendlinie hingegen, so sind Kurse oberhalb von 1.000 EUR logisch. Der nächste Widerstand liegt darüber hinaus dann erst wieder um 1.030 EUR.

Zusammengefasst hat sich die bärische Situation auf dem Wochenchart zuletzt verschärft. Ein Bruch der Aufwärtstrendlinie ist wahrscheinlicher geworden.

Gold in EUR Tageschart

Auf dem logarithmischen Tageschart wird klarer, dass sich der Goldpreis in Euro zwar noch immer an seine Aufwärtstrendlinie klammert, ihm aber zunehmend die Kräfte schwinden. Zwar gab es kürzlich eine Kaufsignal vom MACD, die Stochastik hat aber auf niedrigem Niveau bereits wieder nach unten gedreht. Wird die Aufwärtstrendlinie aufgegeben, kann es jetzt zügig eine Etage tiefer gehen. Wie auf dem Wochenchart dargestellt, sind 60 – 70 EUR Kursabschlag durchaus möglich. Kann sich der Goldpreis hingegen erholen, so ist die 50-Tagelinie (1.004 EUR) das erste logische Ziel. Im Anschluss dürfte dann der Widerstand bei 1.020 EUR sowie die fallende 200-Tagelinie (1.036 EUR) angelaufen werden

Insgesamt überwiegen auf dem Tageschart erneut die bärischen Argumente. Der Weg nach unten scheint leichter als nach oben…

Handelsempfehlung

Das Kauflimit bei 980 EUR hat gegriffen und wurde aufgrund des Gaps mit 963 EUR deutlich tiefer ausgeführt. Eine Trendwende ist aber noch nicht erfolgt, daher senke ich das nächste Nachkauflimit deutlich bis auf 930 EUR.

Als Faustregel empfehle ich 10 bis max. 25% ihres Gesamtvermögens in physischen Edelmetallen gegen die zunehmende Entwertung unserer Währung abzusichern.

EUR & US-Dollar

Die vermutete Keilformation wurde vom Markt ebenfalls erkannt. Konsequenterweise konnte sich der Euro gleich zu Monatsbeginn sprunghaft erholen. Mit einem Höchstkurs von 1,1055 USD wurde dabei die 200-Tagelinie (1,1038 USD) zumindest kurzzeitig erreicht. Zur Monatsmitte folgte ein schneller Rücksetzer, aus welchem die Bullen aber offensichtlich mit neuen Kräften zurückgekehrt sind, und nun die Preise erneut in Richtung der 200-Tagelinie treiben wollen.

Insgesamt ist eine übergeordnete Trendwende noch nicht bestätigt, das Doppeltief (Mitte April bei 1.0540 USD und Ende November bei 1,0555 USD) spricht aber kurzfristig eher für einen steigenden Euro. Wichtig wäre es jetzt, die 200-Tagelinie nachhaltig zurückzuerobern bzw. zu überspringen. Gelingt dies nicht, dürften die Bären den Euro im Frühjahr erneut Richtung 1,05 USD treiben.

An den Terminmärkten haben die Profis zuletzt ihre bullischen Wetten auf einen steigenden Euro wieder ausgebaut.

Insgesamt verbleibt der Euro klar in seinem Abwärtstrend. Allerdings stehen die Chancen für eine übergeordnete Trendwende in 2016 deutlich besser, als es das Stimmungsbild aktuell vermuten lässt. Nach fast acht Jahren Baisse liegen die Überraschungen mittlerweile eindeutig auf der Oberseite.

Goldminen GDX

Die Goldminenaktien hinterlassen in diesen Tagen einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits sind sie langfristig betrachtet völlig überverkauft, als Assetklasse extrem vernachlässigt und teilweise deutlich unterbewertet. Das macht sie für antizyklische Investments hochinteressant. Gleichzeitig lässt die Kursentwicklung aber noch zu wünschen übrig. Ein Aufwärtstrend ist bis jetzt nicht zu erkennen, eher eine potentielle Bodenbildung.

So kommt der Minen-ETF "GDX" seit Ende Juli nicht vom Fleck. Es gab zwar einige wilde Erholungsversuche, unterm Strich fehlt aktuell aber weniger als 1 USD bis zur entscheidende Unterstützungszone unterhalb von 13,00 USD. Positiv ist sicherlich die Tatsache, dass der Minen ETF bis jetzt im Gegensatz zum Goldpreis keine neuen Tiefs mehr gemacht hat. Konstruktiv sind auch die Kaufsignale vom MACD sowie der Stochastik. Solange sich der ETF aber unterhalb seiner 50-Tagelinie (14,22 USD) bewegt, lässt sich nicht all zu viel schönreden. Im schlechtesten Fall könnte es sich hier auch um eine monatelange Schulter-Kopf-Schulter Formation handeln, welche dramatisch tiefere Kurse beinhalten würde. Im positiven Fall hingegen, und dafür spricht momentan etwas mehr, ist es eine Bodenbildung, welche in den kommenden Wochen und Monaten ihren Abschluss findet und im Frühjahr einen Anstieg in Richtung der 200-Tagelinie (16,18 USD) mit sich bringen sollte. Um diesen Hoffnungsschimmer zu wahren, darf das untere Bollinger Band (13,22 USD) jetzt nicht mehr unterschritten werden, sonst wackelt die Unterstützungszone bedenklich.

Summa summarum ist der Tageschart aufgrund der monatelangen Seitwärtsbewegung neutral einzustufen.

Zusammenfassung und Konklusion

Das Jahr 2015 neigt sich dem Ende zu. Für die Edelmetallanleger und Fans war es ein weiteres schwieriges Jahr. Die große Trendwende war bisher nicht am Goldmarkt zu beobachten. Vielmehr retten sich die Bären in das neue Jahr hinüber. Die viereinhalbjährige Korrektur ist in meinen Augen noch immer nicht beendet. Zu schwach ist die Kursentwicklung in den letzten Wochen gewesen, als dass man hier auch nur ansatzweise eine bullische Machtübernahme attestieren könnte. Es bleibt vorerst alles beim Alten. Lethargie und Langeweile wechseln sich mit plötzlichen steilen Kurseinbrüchen und gelegentlich erzwungenen Leerverkaufseindeckungen ab, wirklicher Kaufdruck kommt nicht auf.

So bleibt das wahrscheinlichste Szenario noch immer der finale Ausverkauf bis in Zone 990-1.025 USD. Das Ganze kann innerhalb weniger Tage über die Bühne gehen.

Alternativ gibt es aufgrund der günstigen Saisonalität, den konstruktiven CoT-Daten und der pessimistischen Stimmung im Januar noch einmal eine Erholung bis zunächst 1.105 USD und im zweiten Schritt bis ca. 1.140 USD. Allerdings wird sich dann wohl auch diese Erholung in die Ahnengalerie der Bärenmarktrallies einordnen müssen.

In jedem Fall müsste die übergeordnete Trendwende an den Edelmetallen in 2016 über die Bühne gehen. Entweder gleich zu Jahresbeginn, oder aber erst im Frühjahr/Sommer. Nach dem finalen Ausverkauf sehe ich den Goldpreis in ca. 2-3 Jahren bei 1.500 USD.