Gold – bis zum Frühsommer leicht schwächer
Gold in US-Dollar
Rückblick:
In den letzten vier Wochen hielt sich der Goldpreis ziemlich gut an den ausgegebenen Fahrplan. Zunächst fielen die Notierungen noch bis auf 1.206 USD zurück. Der Bereich um 1.210 USD erwies sich aber tatsächlich als solide Unterstützung und die Bullen nutzten die kurzfristig überverkaufte Lage, um die erwartete Erholung zunächst bis 1.246 USD in die Wege zu leiten. Im zweiten Anlauf gelang es Ihnen dann auch bis zu den genannten 1.262 USD vorzudringen. Damit hat sich die Konsolidierung auf hohem Niveau weiter fortgesetzt.
In der Vorwoche allerdings scheiterten die Bullen wie befürchtet am Kreuzwiderstand bei 1.262 USD. Seitdem rutschte der Goldpreis bereits fast 40 USD nach unten. Nun sind die Bullen klar angezählt und das kurzfristige Bild hat sich zugunsten der Bären verschoben. Ungeachtet der zum Wochenauftakt angelaufenen Erholung hat sich die Wahrscheinlichkeit für eine etwas größere Korrektur damit deutlich erhöht.
Gold in USD Monatschart:
Auf dem logarithmischen Monatschart hat sich in den letzten vier Wochen nicht viel getan. Der Blick auf die Monatskerzen für März und April macht bereits klar, dass wir uns in einer Konsolidierung befinden. Gleichzeitig fällt das obere Bollinger Band (1.285 USD) weiter und hat mittlerweile das März-Hoch bei 1.287 USD erreicht. Damit ist diese Region vorläufig nur schwer zu überwinden und die Bullen haben auf dem Weg nach oben hier einen massiven Widerstand vor der Brust.
Dennoch bleibt der erfolgreiche Ausbruch aus dem Keil weiterhin das bestimmende Element. Unabhängig eines Rücksetzers (theoretisch bis an die Ausbruchstelle um 1.130 – 1.140 USD möglich) müsste sich der Goldpreis auf Sicht der kommenden 10 – 24 Monaten bereits auf dem Weg in Richtung 1.500 USD befinden.
Durch die seit zwei Monaten laufende Konsolidierung kann sich der Markt Schritt für Schritt an das neue Preisniveau um 1.200 USD gewöhnen. Außerdem können die Bullen so Kraft tanken. Positiv bleibt die klare Trendwende bei MACD-Indikator, welcher nach langer Durststrecke mit einem eindeutigen Kaufsignal auf sehr tiefem Niveau aufwartet. Die Stochastik hingegen hat bereits die überkaufte Zone erreicht und mahnt etwas zur Vorsicht.
Insgesamt kann der Monatschart zunehmend bullisch bewertet werden. Dennoch müssen die Bullen noch deutlich mehr Kraftanstrengungen und vor allem mehr Zeit aufbringen, bevor sie das Bollinger Band nach oben aufbiegen werden können. Auf Sicht der nächsten Monate ist daher eine Konsolidierung zwischen 1.140 USD und 1.285 USD höchstwahrscheinlich. Erst mit einem Monatsschlusskurs unterhalb von 1.130 USD wäre der Keilausbruch egalisiert.
Gold in USD Wochenchart:
Vor allem der Wochenchart ist es, welcher weiterhin für eine Konsolidierung bzw. Korrektur spricht. Noch immer ist es dem Goldpreis hier nicht gelungen aus dem dreijährigen Abwärtstrendkanal auszubrechen. Die obere Begrenzung wurde in den letzten Wochen zwar mehrmals überschritten, die Bullen konnten den Ausbruch aber nicht halten. Insgesamt tanzt der Goldpreis seit Mitte Februar um diese Linie (aktuell ca. 1.247 USD) herum, ohne dass es zu einer Entscheidung gekommen wäre.
Angesichts des kürzlich erfolgten Verkaufssignals bei der Stochastik wird klar, dass es noch jede Menge Zeit und vermutlich auch tiefere Notierungen benötigt, bevor die Stochastik die überverkaufte Zone erreichen wird. Zudem scheint dem MACD-Kaufsignal langsam aber sicher die Kraft auszugehen, denn das dazugehörige Histogramm dreht bereits seit mehreren Wochen nach unten. Die Indikatoren deuten also eher fallende Kurse an, das Preisgeschehen bestätigt dies aber noch nicht.
Nach wie vor ist die altbekannte Unterstützungszone um 1.180 USD das erste Ziel, sollte es in den kommenden Wochen tatsächlich zu einem Rücksetzer kommen. Knapp darunter verläuft aktuell der Parabolic Sar Indikator (1.178 USD), welcher seit Anfang Januar im Kaufmodus ist.
Zusammengefasst ergibt sich für den Wochenchart eine neutral bis vorsichtig bärische Bewertung, welche sich vor allem durch das Stochastik-Verkaufssignal begründen lässt.
Gold in USD Tageschart:
Auf dem Tageschart wird die verwirrende Seitwärtsphase der letzten neun Wochen noch klarer. Verdächtig ist die Tatsache, dass der Goldpreis in den letzten Tagen erstmals seit Jahresbeginn wieder unter seine 50-Tagelinie (1.232 USD) gerutscht ist. Kurzfristig scheint diese wichtige Durchschnittlinie zwar zunächst für etwas Stabilisierung zu sorgen, allerdings wird sie mit jedem weiteren Test immer brüchiger. Rutscht ein Markt unter seine 50-Tagelinie, sucht er häufig nach Unterstützung im Bereich seiner 200-Tagelinie. Beim Goldpreis verläuft die steigende 200-Tagelinie (1.142 USD) aber noch ein gutes Stück entfernt. Vermutlich wird im Frühsommer eine Mischung aus fallenden Goldkursen als auch steigender 200-Tagelinie in der Gegend um 1.180 USD für ein Wiedersehen sorgen.
Bei den Indikatoren wurde das MACD-Verkaufssignal bisher nicht negiert und bleibt damit vorerst aktiv. Die Stochastik hat gerade erst ein Verkaufssignal gegeben und hat noch jede Menge Luft bis zur überverkauften Zone. Der RSI bewegt sich neutral.
Im Ergebnis muss der Tageschart als zunehmend bärisch eingestuft werden. Innerhalb des eingezeichneten Abwärtstrendkanals könnte es daher zunächst bis ca. 1.180 USD nach unten gehen. Allerdings ist ein linearer und zügiger Abverkauf eher unwahrscheinlich. Vielmehr dürfte die Bewegung vorerst verwirrend bleiben und erst mit einem Tageschlusskurs unterhalb von 1.210 USD für kurze Zeit an Dynamik gewinnen.
Zwischen 1.180 USD und 1.190 USD sehe ich bereits Kaufkurse. Allerdings erwarte ich im weiteren Verlauf bis zum Sommer noch ein Wiedersehen mit der 200-Tagelinie.
Gold/Silber-Ratio
Wie Ende Februar richtig und rechtzeitig vermutet, scheint das Gold/Silber-Ratio mit seinem Anstieg bis auf knapp 84 Punkte einen wichtigen, möglicherweise sogar langjährigen Hochpunkt erreicht zu haben. Nach der steile Silberrally in den letzten elf Handelstagen macht der Blick auf den Monatschart klar, dass hier bereits die fünfjährige Aufwärtstrendlinie ansatzweise unterschritten wurde.
Der Trend kippt also zugunsten von Silber. Das wiederum ist ein untrügliches Zeichen, dass wir uns im Anfangsstadium eines neuen Edelmetallbullenmarktes befinden. Dabei dürfte Silber über das mit Abstand größte Potential verfügen. Wer die Geschichte ein wenig studiert, weiß, dass eine Verzehnfachung vom aktuellen Niveau keine Absurdität ist, sondern zwischen 1978 und 1980 in gerade einmal zwei Jahren gelang. Auch wenn Silber bis zum Frühsommer durchaus noch einmal deutlich schwächer notieren könnte, bleibt es aufgrund der großen Chance ein klarer physischer Kauf.
CoT-Report
Laut dem am Freitag veröffentlichten CoT-Report hielten die kommerziellen Händler am vergangenen Dienstag bei einem Goldpreis von ca. 1.255 USD mit kumuliert 231.787 leerverkauften Kontrakten die größte Shortposition am Goldmarkt seit dem 27.November 2012. Das ist ein starkes Warnsignal. Letztlich liegt aber für diesen Analysebaustein bereits seit knapp zwei Monaten ein Verkaufssignal auf dem Tisch, ohne dass sich der Goldpreis bisher ernsthaft darum geschert hätte. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu verstehen, dass wir den aktuellen Daten nicht mehr mit den "Bärenmarkt"-Maßstäben der letzten fünf Jahre begegnen können.
Der Preisanstieg war in diesem Jahr von einer massiven physischen Nachfrage durch die Gold ETFs getrieben. Allen voran vergrößerten sich die Bestände des SPDR Streettracks Gold ETF (Symbol GLD) seit Dezember 2015 um fast 170 Tonnen. Die gestiegene physische Nachfrage macht es den Papierspekulanten an der COMEX zunehmend schwer, ihre Preisdrückungsspielchen weiter zu betreiben. Dennoch wird die hohe Shortposition einen Rücksetzer erzwingen. Ein Crash ist aber nicht zu erwarten.
Sentiment
Die Sentimentdaten präsentieren sich weiterhin ausgewogen bzw. neutral. Lediglich die Goldminenaktien verzeichneten in den letzten zwei Wochen extrem übertriebene Optimismuswerte. Die wöchentliche Kitco-Umfrage bringt hingegen die Erkenntnis, dass die Profis zunehmend skeptisch bzw. bärisch eingestellt sind, während die Kleinanleger (wie fast immer) mehrheitlich eine deutlich bullische Erwartungshaltung für den Goldpreis haben. Insgesamt ein neutrales Stimmungsbild.
Gold in Euro
Rückblick:
In Euro gerechnet hat der Goldpreis seit dem Hoch am 4.März bei 1.164 EUR bereits einen deutlich Rücksetzer hinter sich gebracht. Praktisch den gesamten März über fielen die Notierungen ohne große Gegenwehr bis auf ein Tief bei 1.064 EUR am 1.April. Seitdem konnte sich der Euro-Goldpreis zumindest bis auf 1.106 EUR zwischenzeitlich erholen, bevor es in der letzten Handelswoche wieder nach unten ging.
Gold in EUR Wochenchart:
Auf dem logarithmischen Wochenchart hat sich das Bild in den letzten Wochen klar in Richtung einer größeren Konsolidierung/Korrektur gedreht. Der Rücksetzer im März dürfte hier nur der Anfang gewesen sein und könnte in eine klassische ABC-Formation führen. Die Erholung der letzten Tage scheiterte jedenfalls bis dato klar an der Verbindungslinie der beiden Hochpunkte aus dem vergangenen Jahr (aktuell ca. 1.110 EUR).
Vor allem die Indikatoren deuten weiteren Korrekturbedarf an. So steht der MACD-Indikator kurz vor einem Verkaufssignal. Das MACD-Histogramm fällt schon seit Wochen und steht kurz davor, in die negative Zone zu drehen. Der Stochastik-Oszillator ist hier schon einen Schritt weiter, und hat ein klares Verkaufssignal aktiviert. Bis zur überverkauften Zone fehlt noch ein großes Stück.
Insgesamt ergibt sich ein zunehmend bärisches Bild, welches auf Sicht der kommenden zwei Monate für eine weitere Abwärtswelle in Richtung 1.050 – 1.060 EUR spricht. Übergeordnet ist der Goldpreis in Euro aber klar im Aufwärtstrend und müsste nach Abschluss der laufenden Korrektur wieder nach oben drehen.
Gold in EUR Tageschart:
Auf dem logarithmischen Tageschart hat der Goldpreis in Euro das erwartete Szenario ziemlich gut nachvollzogen. Mit dem Rückfall wurden bereits 50% der vorangegangenen Aufwärtsbewegung korrigiert. Das ist gesund und konstruktiv. Allerdings müsste bis zum Sommer wohl auch noch die langsam steigende 200-Tagelinie (1.033 EUR) zumindest kurz berührt werden. Insofern sind Kurse um 1.050 EUR durchaus noch denkbar.
Die Indikatoren senden auf dem Tageschart aktuell in der Summe eher neutrale Signale. So hat der MACD das Verkaufssignal bereits mit einem scharfen Fall abgearbeitet und versucht sich gerade an einem neuen Kaufsignal. Die Stochastik hatte Anfang April die überverkaufte Zone erreicht und konnte sich seitdem bereits deutlich erholen. Hier fehlt nun aber nicht mehr viel bis zur überkauften Zone (>70). Die sich zusammenziehenden Bollinger Bänder begrenzen den Spielraum auf der Oberseite bei 1.118 EUR und auf der Unterseite bei 1.067 EUR.
Insgesamt dürfte die Konsolidierung/Korrektur bis zum Sommer weitergehen. Ein weiterer Rücksetzer in Richtung 1.050 EUR ist dabei wahrscheinlich.
Handelsempfehlung:
Das zuletzt genannte Kauflimit für Unterinvestierte lautete 1.080 EUR. Dieses wurde am 1.April unterschritten und ausgeführt. Das zweite Nachkauflimit unterhalb von 1.040 EUR (für Schnäppchenjäger) hingegen wurde noch nicht erreicht.
Da wir bis zum Sommer mit hoher Wahrscheinlichkeit noch einmal fallende Goldpreis bekommen werden, empfiehlt sich nun für alle ein neues Nachkauflimit bei 1.060 EUR.
Goldminen GDX
Trotz stark überkaufter Lage und auch gegen meine persönliche Erwartung konnten die Gold- und Silberminenaktien in den letzten vier Wochen erneut weiter ansteigen. Nach mehrwöchiger Konsolidierung gelang dem GDX (Market Vektor Goldminers ETF) am 8.April der Ausbruch nach oben und ein Anstieg bis auf 23,06 USD. Wie nachhaltig dieser Ausbruch wirklich ist, wird sich aber erst in den kommenden Wochen und Monaten herausstellen. Es ist durchaus denkbar, dass es sich hier, ähnlich wie Mitte Januar auf der Unterseite, um einen Fehlausbruch bzw. eine Bullenfalle handelt. Die Divergenzen beim MACD und beim RSI sind jedenfalls ein klares Warnsignal. Zudem hat die Stochastik durch den leichten Kursrückgang der letzten Tage zügig ein Verkaufssignal generiert. Vor allem aber macht der extrem große Abstand (29,7%) zur 200-Tagelinie (15,61 USD) eine Konsolidierung/Korrektur fast unumgänglich. Nach fast 86% Kursanstieg in weniger als drei Monaten wäre eine Verschnaufpause nur gesund.
Bereits nicht all zu weit unter dem aktuellen Kursgeschehen verläuft die Aufwärtstrendlinie (ca. 21,00 USD) seit Mitte Januar. Sollte sie unterschritten werden, dürften sowohl die 50-Tagelinie (19,58 USD) als auch die Unterstützungszone um 19,00 USD zügig angelaufen werden. Ein deutlich tieferer Rücksetzer wird vermutlich vorerst oder sogar grundsätzlich nicht möglich sein. Dennoch müssen sich auch die explosiven Minentitel immer wieder ihren langfristigen Durchschnitten annähern. Die 200-Tagelinie verläuft aktuell aber sogar unterhalb des 61,8%-Retracements und wird wohl erst deutlich steigen müssen, bevor sie sich mit dem Preis für den ETF treffen kann.
Summa summarum erhält der Minen ETF das Prädikat abnehmend bullisch. Zu erwarten ist ein Rücksetzer, welcher sich aber zunächst oberhalb von ca. 19,00 USD wieder fangen sollte. Auch wenn es schwer fällt, gilt es hier weiterhin Ruhe und Geduld zu bewahren. Im Sommer sollte sich eine Kauf- bzw. Nachkaufgelegenheit eröffnen.
Zusammenfaddung & Konklusion
Seit Mitte Februar konnte sich der Goldpreis auf hohem Niveau halten und überzeugte trotz verwirrenden Kursmanövern und nur marginal neuen Hochs mit einem grundsätzlich bullischen Charakter. Diese Seitwärtskonsolidierung hat aber viel Kraft gekostet und vor allem jede Menge kurzfristig agierende Spekulanten angelockt. Diese bullischen Marktteilnehmer sind allesamt erst oberhalb von 1.220 USD eingestiegen und dürften zunehmend ungeduldig werden. Ebenso müssten sich mittlerweile alle Investoren (auch die institutionellen), die physisch Nachholbedarf hatten, mit Material eingedeckt haben. Gleichzeitig haben die Papier-Profis ihre Leerverkäufe immer weiter ausgebaut. Nun beginnt in Kürze auch noch die schwächste saisonale Phase am Goldmarkt. Alles zusammen ergibt ein Rezept, welches den Goldmarkt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nach unten drücken wird. Spannend bleibt die Frage, wie stark der Rücksetzer ausfallen wird. Ein Erreichen der alten Unterstützungszone um 1.180 USD – 1.190 USD halte ich für gesetzt. Darüber hinaus wirkt auch die 200-Tagelinie wie ein Magnet. Allerdings könnte sie auch erst im Frühsommer bei einem weiteren Rücksetzer in die Region um 1.180 USD getestet werden. Kurse unterhalb von 1.130/1.140 USD sehe ich nicht mehr, sondern gehe weiterhin davon aus, dass sich Gold auf dem Weg in Richtung 1.500 USD befindet. Mit etwas Glück kann dieses Kursziel bis zum Frühjahr 2017 erreicht werden.