Edelmetallcrash: die Welt sucht nach Erklärungen

Edelmetallcrash: die Welt sucht nach Erklärungen

Wie mit einem Hammer wurde in den letzten Tagen auf die Edelmetallnotierungen eingedroschen. Der Absturz in dieser Größenordnung war überwiegend nicht erwartet worden. Wie aufgeschreckte Hühner versuchen nun die Experten und Analysten weltweit Erklärungen dafür zu finden. Und natürlich stellt sich auch die Frage: was kommt nun auf uns zu? Weitere Kursverluste? Konsolidierung? Rebound?

Vorweg gesagt: Eine einheitliche Begründung ist nicht auszumachen. Von all den angeführten Erklärungsversuchen halte ich die folgende noch als die wahrscheinlichste. Die Kettenreaktion trat ein als automatische stop-loss-Verkäufe ausgelöst wurden, nachdem der Kurs zum Wochenbeginn unter die USD 1.320,- und kurz danach noch unter die wichtige Unterstützung der USD-1.300er-Marke gedrückt wurde. Solch ein Szenario wirkt natürlich wie ein Brandbeschleuniger. Wer dahintersteckt wurde zwar in keiner Nachricht erwähnt, aber man darf die Manipulanten der Riege um J. P. Morgen wohl zu Recht vermuten. Denn, welche Überraschung, wurden an der COMEX im gleichen Zeitraum Long-Positionierungen von 28 Mio. Unzen Gold eingegangen. Ein Schelm, der jetzt Böses denkt, doch scheint dies die Hauptbegründung zu sein. Dass Silber als kleiner Bruder damit ebenfalls unter die Räder kam, ist in Anbetracht der Parallelität der beiden Edelmetalle absolut logisch.

Andere Begründungen wie die Bekanntgabe des Termins für den BREXIT, die damit verbundene Stärkung des US-Dollars mit selbstverständlicher Schwächung der Edelmetallkurse halte ich für an den Haaren herbeigezogen. Erstens spricht man beim BREXIT vom April 2017, was wohl kein echter Grund für ein so kurzfristiges Abtauchen der Werte sein kann. Und zweitens hätte diesem Grund zur Folge der US-Dollar mit Stärke reagieren müssen, was aber ebenfalls nicht der Fall war. Der seit etlichen Tagen vorhandene Seitwärtstrend des US-Dollars gegenüber anderen Leitwährungen ist unverändert aufrecht.

Auch die Annahme, dass eine Euroschwäche durch eine mögliche Verlängerung des Draghi-Gelddruckprogramms im kommenden Jahr heute eine so frappante Kursveränderung hervorrufen könnte, halte ich für sehr unwahrscheinlich.

Dass in China die Käufe durch die geschlossenen Börsen (Goldene Woche Ferien) entfallen, mag sein. Doch diese Ferien finden jedes Jahr statt, und in keinem der vergangenen Jahre waren derart gravierende Kursveränderungen zu vermelden. Dies nun als Mitgrund für das aktuelle Desaster anzuführen halte ich ebenfalls für nicht richtig.

Wichtig, und da sind sich so gut wie alle namhaften Experten einig – sogar die Chartanalysten – ist, dass die Marke von USD 1.250 je Unze nicht nachhaltig unterschritten wird. Denn noch läge man trotz des schmerzhaften Rückschlages nach wie vor im Rahmen einer als gesund angesehenen Korrektur. Auch wenn diese fremdgesteuert und nicht durch natürliche Fakten des Marktes begründet erscheint.

Sogar die sonst so restriktiven Bankanalysten sehen aus heutiger Sicht keine nachhaltige Schädigung des Aufwärtstrends. Ganz im Gegenteil, sie sehen weiteres Potential. Alleine gesteigerte Käufe aus der verunsicherten britischen Bevölkerung wegen des nun feststehenden Brexittermins sollten das nach wie vor positive Sentiment stützen. Auch die Chinesen als vermeintliche Mitschuldner werden nach dieser Woche wieder auf der Käuferseite stehen. Die Geldverdünnung in Europa und Japan wird weitergehen, und auch die Zinsen werden noch auf lange Zeit im negativen Bereich verharren. Bereits heute sprechen amerikanische Analysten von der Tatsache dass das FED wohl nicht vor Frühjahr 2017 über eine Zinsanhebung nachdenken wird.

Fügt man nun die Situationen in ein Bild, so zeigt sich trotz allem kein wirklich gefährliches Szenario am Horizont. Das fundamentale Bild hat sich ja auch in den letzten Tagen nicht wirklich geändert, nur die Kurse. Zieht man nun alle nicht wirklich schlagkräftigen Nebenargumente weg, so verbleiben als Auslöser für diese extrem scharfe Korrektur einzig und allein die Manipulanten und Spekulanten im Papiergold als Auslöser. Man kann nur hoffen, dass sie nun genug verdient haben und den Kurs wieder laufen lassen.

Dass die Kurse in der Bergbaubranche ebenso unter Schock reagierten, war abzusehen. Doch ergeben sich auch für Einsteiger oder Nachkäufer in Gold- und Silberminenaktien dadurch gute Chancen durch attraktivere Kurse. Wenige, aber doch einige Experten sehen in den kommenden Tagen und Wochen einen nun eher seitwärts laufenden Kurs der Edelmetalle, der im Laufe des Novembers wieder kräftigeren Rückenwind erhalten sollte. Lassen wir uns überraschen.