Grasberg – Die Luft wird dünner für Freeport McMoRan

Die Grasberg Mine in West-Neuguinea (Indonesien) ist die weltgrößte Goldmine und die Kupfermine mit den weltweit geringsten Produktionskosten. Sie ist der absolute Goldesel unter den Minen von Freeport McMoRan. Freeport hat in den vergangenen 30 Jahren extrem von der Grasberg Mine profitiert und das aus mehreren Gründen. Zum einen liegen die Personalkosten in Indonesien mit Stundenlöhnen von durchschnittlich etwa 4 USD deutlich unter dem Branchenschnitt der weit über 20 USD/h liegen dürfte. Zudem waren die Umwelt- und Arbeitssicherheitsauflagen in der Vergangenheit sehr moderat, was zu einer desaströsen Zerstörung der Umwelt sowie zahlreichen schweren Arbeitsunfällen mit vielen Toten geführt hat. Diese Arbeitsunfälle haben zwar immer wieder zu Streiks und Produktionsausfällen geführt, letztendlich konnte der Bergbau-Gigant jedoch diese Arbeitskämpfe mit verhältnismäßig geringen Verlusten beenden.

Die jüngsten Entwicklungen in Indonesien haben aber dazu geführt, das auf Grasberg eine komplette Neuausrichtung notwendig wird. Die Regierung Indonesiens hat Anfang 2014 ein Exportverbot für unverarbeitete Erze verabschiedet. Zwar ist es Freeport weiterhin erlaubt, dass Kupfererz der Grasberg-Mine zu exportieren, jedoch werden hierzu nur noch auf maximal sechs Monate begrenzte Lizenzen vergeben, die immer wieder neu verhandelt werden müssen. Dabei steigen die zu entrichtenden Steuern kontinuierlich an. Freeport hat im vergangenen Jahr angekündigt, bis zu 17 Milliarden USD in die Grasberg-Mine zu investieren, um ein Hüttenwerk zu bauen und die weitere Expansion der Mine voranzutreiben. Durch die Verhüttung und Weiterverarbeitung der Erze vor Ort sollen weitere Arbeitsplätze geschaffen werden und mehr Wertschöpfung in Indonesien verbleiben. Diese geplanten Investitionen könnten jedoch nicht ausreichen, da neben dem Verbot der Exporte unverarbeitete Erze auch die Umweltproblematik in den Fokus der Behörden gelangt ist. Zwar läuft die aktuelle Lizenz zum Betrieb von Grasberg noch bis zum Jahre 2021, doch eine Verlängerung um weitere 20 Jahre (bis 2041) unter verschärften Umweltbedingungen könnte zu massiven Mehrkosten führen.

Mehr als 238.000Tonnen giftiger Abraum werden täglich von der Grasberg Mine durch die Flüsse Aghawagon und Otomona abtransportiert und in den Ajkwa-Fluss wie in ein riesiges Absetzbecken entsorgt. Die Praxis der Flussentsorgung (englisch "riverine disposal") ist in Bergbau betreibenden Industrienationen wie Kanada, den USA oder Australien wegen ihrer Langzeit-Umweltschäden verboten. Auf West-Neuguinea hat diese jahrelange Praxis jedoch zu massiven und kaum zu reparierenden Umweltschäden geführt. Auch die Regierung von Indonesien hat 2001 ein solches Verbot zur Flussentsorgung erlassen, in der Praxis hat sich jedoch nicht viel geändert. Während im Falschfarben-Satellitenbild der Akjwa nur an einigen Stellen die violette Abraumfärbung aufweist, ist aus dem Flugzeug eine einzige beton-graue Fläche zu sehen, auf der nichts mehr wächst. Freeport argumentierte in der Vergangenheit, dass es aufgrund von Erdrutsch-Gefahren nicht möglich sein, eine Pipeline für den Abraum zu bauen. Diese Argumentation ist für viele nicht nachvollziehbar, da Freeport Pipelines für den Transport von Treibstoff und Erzkonzentrat zwischen dem nächstgelegenen Seehafen und der Grasberg-Mine betreibt. Eine entsprechende Aufbereitung des Abraumes könnte für Freeport jedoch sehr teuer werden. Neben den hohen Kosten, die gerade in einer Phase mit relativ niedrigen Rohstoffpreisen zu einer immer größeren Herausforderung und die Wirtschaftlichkeit der Grasbergmine deutlich reduzieren dürften, stellt sich die technische Herausforderung auf mehr als 4000m über dem Meer in einer auf dem Landweg schwer zugänglichen Region im Dschungel von West-Neuguinea entsprechende Anlagen zu errichten. Hier dürfte die Luft nicht nur im übertragenen Sinne dünner werden.