Nervöser Zinkmarkt wartet auf die Krise - Expertenstimmen zur Branchensituation

Nervöser Zinkmarkt wartet auf die Krise - Expertenstimmen zur Branchensituation

Zink wird hauptsächlich für die Verzinkung von Stahl eingesetzt und ist daher ein wichtiger Werkstoff für die Baubranche. Zink ist auch ein beliebtes Spekulationsobjekt. Das Metall sorgt derzeit für Unruhen im Markt, denn eine erwartete Verknappung des Materials und damit steigende Preise bleiben 2017 entgegen der Erwartungen unter Umständen aus. Angespornt von den steigenden Preisen kurbeln Produzenten weltweit die Produktion an. Experten äußerten sich mit Prognosen für den Zink-Markt.

Im vergangenen Jahr hat das Metall mit einem Wertanstieg von 60% eine hervorragende Performance auf der Londoner Metal Exchange gezeigt. Analysten und Investoren wählten Zink als Top-Anlage aus und verzeichneten bis Februar 16% Gewinn – bis Spekulanten, denen die Sache unheimlich wurde, absprangen.

Auch Claire Hasall vom Beratungsunternehmen CHR Limited hält zu viel Optimismus für unangebracht. Der Markt reagiere zwar stark auf die Kursentwicklung, es gebe aber auch Nachfragen in der Produktion, die nicht im Zusammenhang mit den Kursen stünden.

Die erheblichen Kursgewinne waren durch die Schließung wichtiger Minen wie Century (Australien), Lisheen (Irland) sowie durch Aufschub anderer Projekte und aufkeimende Sorgen über die Zulieferung entstanden. Dies alles resultierte in einer Materialverknappung, die sich zwar auf teilverarbeitetes Erz, aber bisher noch nicht auf raffiniertes Zink auswirkte – hier existierten noch ausreichende Lagerbestände. So konnte Hauptabnehmer China sich vorläufig mit Vorräten aus Shanghai versorgen. Die Prämien für raffiniertes Zink sanken 2017 bisher um 15% auf 110 USD/ Tonne, was zeigt, dass die Versorgung mit raffiniertem Zink stabil ist.

Auch künftig wird die Inbetriebnahme neuer Minen ausbleibendem Nachschub entgegen wirken. Die Unternehmen in Nystar (USA), Rampura Agucha (Indien) und Antamina werden voraussichtlich dieses Jahr den doppelten Output liefern.

Sogar der Schweizer Branchengigant Glencore konnte die Produktion steigern, ohne dazu seine derzeit eingefrorenen Unternehmungen zu reaktivieren. Glencore hatte 2015 für Aufregung gesorgt und ein Zurückfahren der Produktion um 500.000 Tonnen aufgrund der fallenden Preise angekündigt. Tatsächlich sank die Produktion durch Glencore 2016 um 350.000 Tonnen.

Der Analyst Nicholas Snowdon vom Finanzunternehmen Standard Chartered geht weiterhin von einem Defizit bei Zink aus und erwartet für das laufende Jahr zum vierten Quartal hin einen Preisanstieg auf 3.100 USD/ Tonne ausgehend vom aktuellen Wert von 2.618 USD/ Tonne. Doch auch er ist vorsichtig mit seiner Annahme. Die Fundamentaldaten ließen auf spekulative Überhitzung schließen, aus der sich weitere Risiken ergäben, die die prognostizierten Defizite aufheben könnten.

China produziert weltweit etwa 40% der Zink-Gesamtausbeute und steigert seinen Output. Daten, die von der International Lead and Zinc Study Group erhoben wurden belegen, dass die chinesische Produktion zuletzt um ein Fünftel anstieg und so die Verknappungen aus Minenschließungen anderenorts ausgleichen konnte. 2017 werden neu in Betrieb gehende und erweiterte Minen die Kapazität auf 244.000 Tonnen erhöhen, so Xia Cong vom staatlichen Forschungsinstitut Antaike.

Ökonomen sagen wiederum voraus, das Chinas Eigenbedarf an Zink sinken wird, da allgemein Bautätigkeiten im Land zurückgehen. Das Wachstum in der Nachfrage wird voraussichtlich von aktuell 3,5% auf 1,5 % sinken. Caroline Bain von Capital Economics sieht im aktuellen Zinkmarkt daher derzeit eine gedämpfte Nachfrage, aber nicht die allgemein erwartete Krise.