Wettbewerb um Vorstands-Talente bei den Bergbau-Giganten

Bewegung in den Chefetagen der Bergbaugiganten: Drei der Mayor Player sind auf der Suche nach neuen Vorstandsvorsitzenden. Die derzeitigen Vorstände von BHP Billiton (WKN:
908101; ISIN:
GB0000566504), Rio Tinto (WKN: 852147; ISIN:GB0007188757)und Anglo American (WKN:
A0MUKL; ISIN:
GB00B1XZS820)
haben ihren Rücktritt angekündigt. Die Personalfragen um deren Nachfolge beschäftigen die Branche gerade zu einem Zeitpunkt, an dem Investoren sich detailliert für die Abläufe und Wachstumsstrategien der Industrie interessieren. Besonders dringlich ist die Suche nach einem geeigneten Kandidaten für BHP Billitonund Anglo American, denn bei beiden Firmen haben Großinvestoren angedeutet, den zukünftigen Geschäftskurs neu bewerten zu wollen.

So nutzte der US-Investor Hedgefonds Elliott Management, der 4% von BHP an der Londoner Börse hält, den geplanten Ausstieg des amtierenden Chairman Jac Nasser für eine Kampagne, um den Konzern umzukrempeln. In Spiel gebracht wurde die Aufgabe der doppelten Unternehmensstruktur, Abspaltung von Gas- und Öl-Vermögenswerten und mehr Geldrückfluss an die Investoren. Elliott Management wünscht sich zudem die Einführung einer Formel zur Bereitstellung von Geld an Aktionäre. BHP hat diese Vorschläge bisher abgelehnt: Ein solches Vorgehen sei aufgrund der Natur des Bergbaugeschäfts gar nicht umsetzbar. Die Debatte unterstreicht jedoch die Dringlichkeit für BHP, einen durchsetzungsstarken neuen Vorsitzenden zu finden, der sowohl die Geschäftsführung unterstützt als auch die uneinige Aktionärsbasis wieder auf einen gemeinsamen Kurs bringt. BHP plant, 50% Frauen innerhalb eines Jahrzehnts in die Belegschaft zu bringen; eine geeignete weibliche Anwärterin für den vakanten Posten zu finden, dürfte jedoch schwer werden. Gail Kelly, Geschäftsführerin der australischen Bank Westpac, ist offenbar nicht mehr für Nassers Nachfolge im Gespräch. Weitere heiße Kandidaten sind Branchenquellen zufolge Andrew Liveris von Dow Chemicals und Malcolm Broomhead, der bereits Verwaltungsratsmitglied bei BHP ist – ein offizielles Statement gibt es allerdings noch nicht.

Auch der neue Vorstandsvorsitzende von Anglo American muss sich mit dem Aktienregister befassen. Nachdem der amtierende Chairman John Parker im Januar sein Ausscheiden bekannt gab, nutzte Anil Agarwal, Vorsitzender des indischen Konzerns Vedanta eine Wechselanleihe, um die Einflussnahme auf Anglo American zu verbessern. In der achtjährigen Amtszeit des Anglo American-Vorsitzenden Parker hatte das Unternehmen mit den hohen Investitionskosten für die Eisenerzförderung in Minas-Rio zu kämpfen, die den Kapitalaufwand nur schwer eintragen wird. Zwei Branchenquellen erwähnen Guy Elliott (Ex-Finanzchef von Rio Tinto) als potentiellem neuen Vorsitzenden von Anglo American.

Der Rio Tinto-Vorsitzende Jan du Plessis wechselt zum britischen Kommunikationskonzern BT Group. Seinen Nachfolger erwartet eine schwierige Situation. Rio Tinto war in einen Korruptionsskandal verwickelt, in dessen Verlauf es Entlassungen von Senior-Mitarbeitern und daraus resultierende rechtliche Verstrickungen gab. Der Spitzenanwärter auf den Vorstand von Rio Tinto ist Sam Laidlaw, Ex-CEO des britischen Energieversorgers Centrica. Rio Tinto ernannte ihn, unter Zusage von Anonymität, bereits zum Aufsichtsratsmitglied.

Rio Tinto und BHP schafften Dividenden als Reaktion auf die Rohstoffpreisstürze ab, Rio Tinto plant, sie Ende des Jahres wieder einzuführen. Investoren werden auch ein Auge auf die Besoldungen der neuen Bewerber haben. Bei Anglo American gab es zuletzt Unruhe unter den Aktionären über das Gehalt von CEO Mark Cutifani; seither gibt es dort eine Deckelung

Headhunter zuversichtlich – Anforderungen hoch

Die Neuanwärter müssen neben der Kompetenz in den innerbetrieblichen Abläufen auch Diplomatie bei Verhandlungen mit Regierungen über die Arbeitsplatzpolitik beweisen. Allen sollte die Herausforderung bewusst sein, die Zukunft radikal anders zu gestalten als die Vergangenheit. Die Vorgänger haben Abverkäufe in Milliarden USD-Höhe auf dem Höhepunkt des Rohstoffzyklus geleitet und die Bilanzen mit Schulden belastet, indem sie seit Rückgang der Rohstoffpreise 2015/2016 durch Kostensenkung und Veräußerung und Vermögenswerten den Cashflow erhöht haben Wachstum muss nun auf andere Weise erreicht werden. Die neuen Vorstandsmitglieder werden sicherlich einen Generationswechsel markieren. Headhunter sind der Ansicht, dass der Pool potenzieller geeigneter Kandidaten groß genug sei, obwohl drei Global Player zeitgleich nach neuen Persönlichkeiten auf den Spitzenposten suchen.

Kit Bingham von der renommierten Unternehmensberatung Odgers Berndtson sagt, es gebe viele Bewerber, die nicht nur die aktuellen Herausforderungen stemmen, sondern auch den Umgang mit Aktionären und das Ausrollen neuer Technologien bewältigen können.

Bruce Duguid, Verwaltungsmitglied der Investmentfirma Hermes EOS betonte, jeder globale Bergbau-Vorsitzende müsse Kompetenzen mitbringen, um mit dem Druck auf das jeweilige Geschäftsmodell zurecht zu kommen: Kostensenkungen, Kapitaldisziplin angesichts des schwankenden Marktes, Konzentration auf Nachhaltigkeitsprinzipien und nicht zuletzt die Gender-Balance im Unternehmen.

Auch Hanre Roussouw von Investec Asset Mamagement, Aktionär bei Anglo American und BHP betont: Bergbauunternehmen brauchen Führungspersonen, die mit dem Abbau von Vermögenswerten und strategischen Verschärfungen zurecht kommen und kreative Wertschöpfung aus Entflechtungen und Zerschlagungen etablierter Strukturen generieren können.