Kolumbien glänzt nicht mehr - Bergbaubranche wendet sich ab

Kolumbien glänzt nicht mehr - Bergbaubranche wendet sich ab Zerophoto - Fotolia

Schlechte Aussichten für ausländische Bergbau-Unternehmen in Kolumbien: Wie der örtliche Bergbauverband fest stellt, versage das Land darin, die Interessen der explorierenden und fördernden Unternehmen zu vertreten. Kolumbiens Bodenschätze bestehen hauptsächlich in Gold und Kohle; in den vergangenen Jahren waren aber auch mehrere Kupferförderungsprojekte am Start.

Chaotische Zustände

Vorstandspräsident Roberto Junguito vom ACM (Asociación Colombiana de Minería) mahnt an, das Land müsse endlich klare Regelungen für die Industrie setzen und dabei die nationalen Interessen lokalen Belangen überordnen. Wie Junguito der Financial Times gegenüber äußerte, sei die Lage für den Bergbau in letzter Zeit äußerst problematisch geworden. Straßenblockaden und Proteste sowie die sinkenden Rohstoffpreise sowie die Steuerreform vom Ende vergangenen Jahres haben die Lage weiter verschärft. Am schwerwiegendsten aber sei die allgemeine Unsicherheit für alle Parteien, die durch zahlreiche Rechtsstreitigkeiten entstünde.

Großkonzerne ausgebremst

Junguitos Statements gegenüber der Financial Times und neue Entwicklungen haben viele Konzerne dazu veranlasst Geschäftstätigkeiten vorerst zu stoppen. Unter ihnen ist die Nummer drei der weltweiten Goldproduzenten, Anglo Gold Ashanti (WKN: 915102; ISIN:US0351282068). Anglo Gold hatte im vergangenen Monat zunächst seine Explorationen in Tolima gestoppt. Die örtlichen Wähler unterstützten ein Volksbegehren zum Stopp des La Colosa-Projekts. Dieses Projekt war im Land das größte Vorhaben von Anglo Gold Ashanti. Der Konzern hat in der vergangenen Dekade etwa 900 Millionen USD in Kolumbien investiert.

Kurz zuvor unternahm die kanadische Firma Gran Colombia Gold (WKN: A2DQSF; ISIN:CA38501D8089)den Versuch, die kolumbianische Regierung zu verklagen. Diese hatte versucht, den Betrieb zum Stopp seines Marmato-Projektes zu zwingen, bis Anhörungen der Anwohnern des Gebietes abgeschlossen seien. Das Unternehmen mit Sitz in Toronto verlangt 700 Millionen USD Entschädigung auf Grundlage des kolumbianisch-kanadischen Freihandelsabkommens.

Diese beiden Fälle stehen stellvertretend für die Branche. Und es trifft nicht nur die Majors: Die junge Explorationsfirma Zonte Metals (WKN: A1JDLL; ISIN:CA98978R1029), ebenfalls aus Kanada, ist beispielsweise in einen Rechtsstreit über die Rücknahme einer bereits im Februar gewährten Genehmigung verwickelt. Das Departamento de Antioquia und die National Mining Agency hätten demnach die den Explorationsantrag nicht im Einklang mit dem kolumbianischen Grundabtretungsverfahren abgestimmt.

Soziale Unzufriedenheit, unklare Gesetzgebung

Die Bergbaukonzerne befürchten nun, dass diese Vorkommnisse Präzedenzfälle für Nachahmer bieten könnten. Weitere Gemeinden könnten somit multinationale Konzerne auf dem Rechtsweg ausbremsen. Aktuell bestehen 39 örtliche Volksbegehren, die zahlreiche Bergbau-, Öl- und Infrastrukturprojekte gefährden. Die ACM warnte vor den negativen Folgen, berichtete der Radiosender La FM. Amylka Acosta, Ex-Bergbau- und Industrieminister äußerte, dass der Bergbausektor in Kolumbien sozialen Unruhen und Rechtsunsicherheiten zum Opfer fallen könnte. Die Konfliktgebiete litten unter Flächennutzungsstreitigkeiten, für die es Mangel klarer Rechtsvorgaben keine Lösung gebe.

Ein weiterer Hauptstreitpunkt ist auch die Beteiligung der Kommunen an den Lizenzen: Die Einnahmen aus Lizenzgebühren sind von 70% auf nur noch 9% gefallen. Die Gemeinden sehen daher keinen Eigennutzen mehr in den Bergbauprojekten und geben dieser Unzufriedenheit mit Blockaden und Protesten Ausdruck.