Gold: Zinswende verliert ihren Schrecken

Gold: Zinswende verliert ihren Schrecken

Nahezu ignoriert hat der Goldpreis die letztwöchige Zinsentscheidung der US-Notenbank Fed. Obwohl die Währungshüter die Zinsen um einen viertel Prozentpunkt angehoben haben, reagiert Gold seitdem kaum auf den inzwischen bereits zweiten Zinsschritt im laufenden Jahr. Gold gilt als zinssensibel. Da Investments in Gold keine Zinsen abwerfen, gilt jeder Zinsanstieg als Verschlechterung der relativen Attraktivität von Gold zu Zinsanlagen. Doch der nun erfolgte Zinsschritt war bereits im Vorfeld erwartet worden. Hinzu kommt, dass sowohl Einzelhandelsumsätze als auch die Löhne in den USA hinter den Prognosen zurückbleiben. Angesichts des noch immer moderaten Wachstums erscheinen weitere Zinsschritte, die über die Erwartungen hinausgehen, unwahrscheinlich. Dies dürfte bei Gold-Investoren Gelassenheit ausgelöst haben.

Situation um EU-Krisenländer entspannt sich

Beobachter rechnen im laufenden Jahr mit einer weiteren Anhebung der Zinsen. 2018 könnte es darüber hinaus in drei Schritten um insgesamt 0,75 Prozent nach oben gehen. Da diese Entwicklung am Markt eingepreist ist, droht dem Goldpreis von Seiten der Notenbanken vorerst keine Gefahr. Vielmehr dürften durchwachsene Konjunkturdaten Spekulationen über eine Pause bei der Zinswende anheizen. Hinzu kommt, dass zunehmend unwahrscheinlich wird, dass US-Präsident Donald Trump seine vollmundig angekündigten Reformen und Investitionsprogramme ohne Gegenwind und in vollem Umfang wird umsetzen können. Bleibt der von vielen Marktteilnehmern bereits erwartete Stimulus für die US-Wirtschaft aus, könnte dies die Wachstumsaussichten auch wieder eintrüben.

Während die Stimmung in den USA keine Gefahr für das Anlegerinteresse an Gold darstellt, verfliegt die Krisen-Angst innerhalb der EU zunehmend. Nachdem sich Griechenland und die Kreditgeber auf Hilfen geeinigt haben, gibt es auch aus Portugal gute Nachrichten. Hier hat die Ratingagentur Fitch den Ausblick für Portugal von "stabil" auf "positiv" angehoben. Hintergrund ist die deutliche Verringerung des Haushaltsdefizits.

Doch auch innerhalb der EU besteht weiterhin eine Gemengelage, die sich positiv auf die weitere Entwicklung bei Gold auswirken kann. Wie die Fondsgesellschaft Fidelity zuletzt meldete, habe sich das italienische Bankensystem von seinen Krisen noch nicht vollständig erholt. Noch immer würden hohe Altlasten die Vergabe neuer Kredite dämpfen. Eine Neuauflage der Bankenkrise könnte Gold daher wieder in den Fokus der Investoren rücken.

Unsicherheit bleibt

Zwar notiert das Edelmetall aktuell auf einem Mehr-Wochen-Tief, doch deutet wenig darauf hin, dass die positive Entwicklung des laufenden Jahres ein Ende finden wird. Die Zinswende ist eingepreist und eine Pause der derzeitigen geldpolitischen Straffung erscheint angesichts durchwachsener Konjunkturdaten in den USA noch immer nicht gänzlich vom Tisch. Hinzu kommen schwelende Probleme wie die Bankenkrise in Italien und drohende politische Konflikte rund um den Erdball. Die zurückhaltende Reaktion des Goldpreises auf die US-Zinserhöhung sollte Gold-Investoren beruhigen und positiv in die Zukunft blicken lassen.