Hohe Ölbohrungen in den USA machen der OPEC einen Strich durch die Rechnung
Die Mitgliedstaaten der OPEC könnten verzweifeln. Trotz sich selbst auferlegter, erheblicher Produktionseinschränkung fällt der Ölpreis kontinuierlich und befindet sich mit 47 USD pro Fass Öl auf einem Abwärtstrend, der keinen wirklichen Boden zu finden scheint.
Dieses mal sind es die USA, die für den Preisdruck auf Rohöl sorgen. In der letzten Woche ist die Anzahl der Ölbohrfelder wieder gestiegen und Branchenkenner gehen davon aus, dass es in den USA auch in den nächsten Monaten zu weiteren Produktionsausweitungen kommen könnte.
Die Anzahl der US-Bohrtürme für Rohöl allein betrug letzte Woche 747 (+6); das höchste Niveau seit April 2015 und der 22ste wöchentlich Anstieg in Folge. Dazu kommen 186 (+1) Bohrtürme zur Förderung von Erdgas. Die US Ölproduktion pro Tag beträgt aktuell 9,33 Mio. Fass.
Analysten von Goldman Sachs glauben, dass falls die Bohrungen in den USA weiterhin ansteigen, das US Öl Angebot im vierten Quartal 2017 um 770 000 Fass pro Tag höher sein sollte als im Vergleich zum letzten Jahr.
Auch Kanada erhöhte die Anzahl der Bohrtürme. Dort stieg die Anzahl der Bohrtürme um 27 auf 159. Davon entfallen 91 auf Rohöl (+17) und 68 auf Gas (+10).
In Libyen und Nigeria ist die Ölproduktion im Mai ebenfalls deutlich angestiegen. Beide Länder beteiligen sich nicht an den von der OPEC initiierten Angebotseinschränkungen.
Der Ölpreis wird momentan aber nicht nur allein durch ein höheres Angebot der USA negativ beeinflusst. Die Ölnachfrage ist ebenso weltweit relativ gering mit nur wenig Anzeichen auf eine deutliche Wiederbelebung.
Japans Finanzminister gab bekannt, dass im Mai die Rohstoffimporte um 13,5% gegenüber dem Vorjahr gesunken sind.
Auch Indien hat im Mai 4,2% weniger Rohöl importiert als im Jahr zuvor.
Ebenso zeigt China weniger Appetit für das schwarze Gold.
Experten und Analysten rechnen kurzfristig nicht mit einer Trendwende. Der Ölpreis könnte auch in der zweiten Jahreshälfte weiter fallen.