Steigende Preisprognosen bei Diamanten stellen Herausforderungen an Minen und Forscher

Steigende Preisprognosen bei Diamanten stellen Herausforderungen an Minen und Forscher

Diamanten sind nicht nur "beste Freunde", wie Marilyn Monroe wusste: Auch als physisches Anlageobjekt faszinieren die kostbaren Kohlenstoffkristalle und  locken zu  Investitionen in Förderbetriebe. Doch der Diamantenbranche stehen bewegte  Zeiten bevor, wie die britische Online-Ausgabe der "Financial Times"  berichtet. Denn (herkömmliche) Diamanten werden langsam knapp.

Rio Tinto, eines der drei größten Bergbauunternehmen der Welt mit Sitz in London, bereitet derzeit eine mit Spannung erwartete Präsentation von 63 farbigen Diamanten vor potenziellen Aktionären in Hong Kong vor.  Insgesamt umfasst die Sammlung 51 Karat. Das Prunkstück des Portfolios ist "Argyle Alpha", ein 3,14 Karat schwerer Diamant – in rosa. Die Kollektion wird im Oktober noch in New York gezeigt  und die Angebote am 10. Oktober geschlossen, so die Financial Times.

Wichtige Minen stellen Förderung ein

Rio Tintos Abbaustätte Argyle in Western Australia ist die bedeutendste Mine weltweit, in der bunte Diamanten – rosa, rot und violett – gefördert werden. Rosa Diamanten machen insgesamt nur 0,01 Prozent der weltweiten Diamantenproduktion aus, 90% davon kommen aus dieser Quelle. Die voranschreitende Verknappung des Angebots wird zweifellos den Wert der rosa Diamanten noch weiter steigern. Die ergiebigen Zeiten von Argyle nähern sich nämlich ihrem Ende: 2020 soll die Förderung nach 37jähriger Produktionsdauer eingestellt werden. Dies wird einen wichtigen Wendepunkt in der Diamantenbranche einleiten: International sind nämlich nur wenige Minen mit vergleichbarem Potenzial vorhanden.

Der Diamantenboom der Achtziger und Neunziger

Als die Argyle-Mine in den 1980er Jahren den Betrieb aufnahm, wurden dort zunächst kleine und billigere Steine produziert. Der Bergbaubetrieb mauserte sich jedoch schnell zur damals größten Diamantenmine der Welt und verdrängte in den 90ern den luxemburgischen Mitbewerber De Beers von seiner Führungsposition. Überhaupt waren die Neunzigerjahre eine Zeit, die in der Sondierung neuer Vorkommen einen Hohepunkt markierte. Ein weiteres Highlight war die Entdeckung der Diavik-Mine in den  kanadischen Nordwest-Territorien. Die riesige Mine gehört Rio Tinto zu 60% und wird noch bis 2024 fördern.

Experten prognostizieren Nachfrage – Output sinkt

Zugleich steigt die Nachfrage an den kostbaren Steinen derzeit so sehr, dass Analysten einen Höhepunkt des Trends binnen des kommenden Jahrzehnts vorhersagen. Der Experte Paul Zimnisky vom US-amerikanischen Unternehmen Diamond Analytics merkt an, dass die wirtschaftlichen Minen langsam an ihre Erschöpfungsgrenzen stoßen. Doch die Branche investiert seit einigen Jahren deutlich weniger in die Erkundung neuer Diamantenvorkommen. Nach Schätzungen der Unternehmensberater von Bain & Co in Boston sind die Anteile an den Umsätzen für Explorationen im vergangenen Jahrzehnt von etwa 8% auf nur noch 2% gesunken. Die Nachfrage nach Diamanten soll, den Experten zufolge, in den Jahren bis 2030 um 1% bis 4% steigen, während das Angebot voraussichtlich nur um 1% zunehmen wird – so wird die Nachfrage den Nachschub schnell überholen.

Diamantenproduktion geht weltweit zurück

Hinzu kommt, dass auch andere große Minen einen rückläufigen Produktionsoutput aufweisen. Die russische Unternehmensgruppe Alrosa wird in den kommenden zwei Jahren den Output der Jubilee-Mine (der gemessen an den Reserven größten Diamantenmine weltweit) in der Republik Sacha halbieren. Auch in Südafrika scheint ein Großteil der Minen bereits ausgebeutet zu sein.

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Verknappung treibt Preise hoch

Paul Zimnisky bestätigt, dass die Preise für rosafarbene Diamanten sich besser entwickelt haben als für die anderen Farbvarianten. Die Seltenheit der rosa Steine macht die Argyle-Diamanten zu besonders begehrten Objekten. Doch auch auf dem Markt für "herkömmliche" Diamanten spitzt sich die Versorgungslage zu. Schon im vergangenen Jahr stellte die Investmentbank RBC Capital Markets fest, dass das Gesamtangebot 2018 um 4% auf 145 Millionen Karat ansteigen und dann zurückgehen würde – einfach deshalb, weil bereits längere Zeit fördernde Minen das Ende ihres Lebens erreichen.

Trendwende durch Preisankurbelung?

Die Aussicht auf die Verknappung des Angebots äußert sich gegenwärtig in einem Anstieg der Diamantenpreise. Rohdiamanten wurden allein im ersten Halbjahr 2018 um 4,5% teurer. Ein bullisches Szenario, wie auch Zimnisky urteilt. Das Angebot werde fortan aber kontinuierlich abnehmen. Es kommt nun bei der weiteren Entwicklung des Marktes darauf an, wie die Bergbaubetriebe den sich anbahnenden Entwicklungen begegnen und mit welcher Effizienz die Produktion in den verbleibenden Minen ausgeweitet werden kann. Olya Linde vom Moskauer Büro von Bain & Co. merkt an, dass es nicht das erste Mal sei, dass Planungen überdacht und die Lebensdauer einer Mine aufgrund von weiteren Explorationen verlängert werde.

Brillanz aus dem Labor

 Der Preisanstieg könnte ferner auch ein Anreiz für einen ganz neuen Zweig der Wertschöpfungskette bieten: Dem Recycling von Diamanten. Die Juwelierbranche von Swarovski bis zu Bornsheim (ein zu Warren Buffets Firmenimperium gehörender Händler) hat bereits damit begonnen, im Labor hergestellte Diamanten einzulagern. Solche Steine werden gefertigt, indem beim Herstellungsprozess Temperaturverhältnisse und Druck den Entstehungsbedingungen von Diamanten unter der Erde angepasst werden. Auch bei De Beers erkennt man den Trend: Schon im Mai kündigte man dort an, unter dem Label "Lightbox" seine eigenen künstlich hergestellten Diamanten auf den Markt zu bringen – und zwar zu einem geringeren Preis als Natursteine oder Produkte aus Laboratorien der Mitbewerber. Olya Linde von Bain & Co.  betont, dass die Produzenten bemüht sind, den Markt für Naturdiamanten zu separieren und die beiden Märkte zu trennen.

Recycling als Zukunftstrend?

Amish Shah, der Gründer des New Yorker Unternehmens ALTR Created Diamonds schätzt seinerseits, dass die Nachfrage nach Labor-Diamanten schneller steigen könnte als angenommen und bereits in den nächsten Jahren einen Marktanteil im zweistelligen Prozentbereich erreichen könnte. Ein wichtiges Element sind auch in diesem Markt farbige Steine. Was dabei machbar ist, präsentierte das Unternehmen im vergangenen Mai beim Berkshire Hathaway- Aktionärswochenende – einen 3,99-Karat-Labordiamanten. Ausgerechnet in rosa.