Kooperationsvertrag mit YLB Bolivien - ACISA fördert Lithium für deutschen E-Auto-Markt

Kooperationsvertrag mit YLB Bolivien - ACISA fördert Lithium für deutschen E-Auto-Markt bigstockphoto

Wenn es um Lithium geht, standen bisher südamerikanische Produzenten wie Chile oder aufstrebende Marktteilnehmer wie China im Fokus. Seit vergangenem Mittwoch mischt  jedoch auch Deutschland wieder direkt mit im Wettbewerb um das begehrte Batteriemetall. Das Unternehmen ACISA zeichnete einen Kooperationsvertrag mit dem bolivianischen Staatsunternehmen Yacimientos de Litio Bolivianos (YLB), um fortan Lithium für den deutschen Markt fördern zu können.

Lithium ist ein Alkalimetall, das für die Produktion von Energiespeichern unverzichtbar ist. Vor allem die Produzenten von Batterien für Elektrofahrzeuge sind auf den Rohstoff angewiesen. Eine ergiebige Quelle für Lithium sind vor allem die großen Salzseen in Südamerika. Der bekannteste davon dürfte der Salar de Acatama in Chile sein. Aber diese Abbauquelle, wo unter anderem die chilenische SQM Lithium fördert, ist nicht der einzige Ort, wo lithiumhaltige Sole zu finden ist. Nebenan in Bolivien lässt sich ebenfalls in das Lithium-Business einsteigen – die Firma ACISA aus Zimmern ob Rottweil geht voran.

Bolivianisches Lithium im Salzsee

Der Salar de Uyuni  im Südwesten von Bolivien gilt mit 10.000 Quadrat­kilometern als größter Salzsee der Erde. Seine Soleschicht reicht zwischen 72 Meter und 121 Meter tief hinab – und ist mit einer geschätzten Ressource von  etwa 5,4 Millionen Tonnen eine ergiebige Quelle für die Lithiumförderung.  Ab 2021 wird auch ein deutsches Unternehmen direkt aus dem See Lithium abbauen, um damit dem Elektromobilmarkt neuen Schwung zu verleihen. ACISA aus Baden-Württemberg, ein Unternehmen der ACI-Gruppe,  hat einen Kooperationsvertrag mit YLB (Yacimientos de Litio Bolivianos) abgeschlossen, einem bolivianischen Staatskonzern.

Eindrucksvolle Fördermengen

Geplant ist ab 2021 eine Fördermenge von jährlich 40.000 bis 50.000 Tonnen Lithiumhydroxid – das ist genug Lithium, um zirka eine Million Elektroautos mit Batterien für eine 300-Kilometer Reichweite auszustatten. Angelegt ist die Kooperation auf die bemerkenswerte Laufzeit von 70 Jahren. Die Verfügbarkeit so großer Mengen von Lithium über einen inländischen Handelspartner kann der Entwicklung von E-Mobilität und der Produktion von Fahrzeugen bedeutenden Vorschub leisten – bislang steht Deutschland im internationalen Vergleich in diesem Sektor im Hintertreffen. Nachdem sich durch den Wachstumsmarkt Elektromobilität der Bedarf an Lithium exponentiell erhöhen wird, ist der direkte Zugriff auf den Rohstoff eine wichtige Errungenschaft zur Sicherung von Material für künftige Produktionen.

Investitionen und Arbeitsplätze

Für die Lithiumförderung sollen 300 Millionen Euro investiert und insgesamt 1.000 direkte Arbeitsplätze entstehen. Auch das weitere Produktionsumfeld wird sich als Jobmotor in Bolivien erweisen. Für beide Seiten bedeutet der Joint-Venture-Vertrag eine Win-win-Situation. Wie ACISA-Geschäftsführer Wolfgang Schmutz betont, sei "(der) direkte Zugriff auf wichtige, nicht-heimische Rohstoffe (…)  insbesondere für die deutsche Automobilindustrie von Bedeutung."

Politische Anerkennung

Der Vertrag über die Kooperation wurde am Mittwoch in Berlin unterzeichnet. Zu diesem Anlass waren eigens der bolivianische Außenminister Diego Pary Rodrigues und der Energieminister Rafael Alarçón angereist. Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) betonte die Wichtigkeit des Vertrages in der Hoffnung, Deutschland werde sich damit zu einem wichtigen Standort für die Batteriezellfertigung entwickeln. Altmaier setzt sich verstärkt dafür ein, dass sich  in Deutschland entsprechende Fertigungsstätten etablieren, indem Subventionen dafür bereitgestellt werden.

Ein Mittelständler überzeugt

Bemerkenswert an der Kooperation mit Bolivien ist der Umstand, dass unter allen Bewerbern für die Kooperation mit YLB – darunter auch chinesische Firmen – ein deutsches mittelständisches Unternehmen den Zuschlag bekam. Das Dachunternehmen ACI wurde 2004 von dem studierten Maschinenbauer Wolfgang Schmutz aufgebaut und beschäftigt sich mit Produktlösungen für die  Photovoltaik-, Batterie- und Automobilindustrie.

Erschwerte Förderbedingungen

Die Förderung von Lithium aus dem bolivischen Salzsee ist zwar aufgrund der Witterung mit starken Regenperioden etwas schwieriger als im Salar de Acatama, dennoch ist der Standort ausgesprochen vielversprechend. Die deutsche Beteiligung am Lithium-Business bringt weitere Bewegung in einem spannenden Marktumfeld.