Länder wollen an höheren Rohstoffpreisen mitverdienen
Viele Länder haben in den letzten Monaten ihre Gesetze für Minenunternehmen angepasst. Hauptgründe hierfür waren eine Mischung aus politischem Populismus, höhere Rohstoffpreise im generellen und die Hoffnung auf Preissteigerungen für Rohstoffe, die vom Trend hin zur Elektrifizierung profitieren sollten.
In den meisten Fällen planen Regierungen, ihren Anteil an den Profiten zu erhöhen. Verstaatlichung scheint – außer in der Mongolei – kein Thema zu sein.
Einige Regierungen sehen in der harten Haltung vieler Länder allerdings auch die Chance, neue Investitionen anzulocken. So hat zum Beispiel der Premierminister Abiy Ahmed von Äthiopien im vergangenen Jahr Reformen eingeleitet, um Minenunternehmen ins Land zu bringen.
Was ist heute anders?
Auch in der Vergangenheit haben Länder ihre Anforderungen auf multinationale Unternehmen erhöht, sobald Rohstoffpreise gestiegen sind. Die Rohstoffpreise sind dieses Jahr zwar generell höher, sie befinden sich im Vergleich zu früher aber immer noch auf relativ niedrigem Niveau und erholen sich vom Crash aus den Jahren 2015 und 2016.
Tansania als besonders extremes Beispiel wandte sich an die Minenunternehmen, nachdem der Präsident John Magufuli Ende 2015 an die Macht kam. Ziel war es, sich einen höheren Anteil am natürlichen Ressourcenreichtum des Landes zu sichern.
Chinas wachsende Investitionen in Bergbauprojekte haben dazu beigetragen, den Ressourcennationalismus voranzutreiben, indem nun vielen rohstoffreichen Ländern eine Alternative zu den westlichen Investitionen geboten wird. Die Investitionen Chinas und in geringerem Maße auch Russland haben somit eine Hebelwirkung für Regierungen im Besitz von Rohstoffen.
Welche Länder dominieren?
In Afrika sind es vor allem die Demokratische Republik Kongo, Tansania und Sambia, die einen höheren Profitanteil von Kupfer, Kobalt und Gold fordern.
Die Demokratische Republik Kongo hat letzten Juni neue Regulierungen unterzeichnet, welche zu Gesetzen führten, die Lizenzgebühren und Steuern erhöhten. Große Minenunternehmen wie Glencore und Barrick haben sich gegen das Gesetz gewehrt und sind in Verhandlungen mit der Regierung getreten. Eine Lösung ist noch nicht gefunden.
Sambia hat seit Januar 2019 seine Lizenzgebühren erhöht und hat eine zehn-prozentige Steuer eingeführt, wenn Kupfer den Preis von 7.500 USD pro Tonne übersteigt. Das Land plant zudem die Mehrwertsteuer durch eine nicht erstattungsfähige Umsatzsteuer zu ersetzen, um die Staatsschulden zu reduzieren. Diese Entscheidung wurde aber bis Ende Juli verschoben.
Welchen Einfluss hat dies auf Investitionen?
Experten glauben, dass als erstes Finanzierungen für die Rohstoffsuche zurückgehen werden und man eher dort investiert, wo das politische Risiko gering ist.
Allerdings sind die Rohstoffvorkommen in der Demokratischen Republik Kongo verführerisch hoch – vor allem Kobalt und Kupfer. Diese Metalle werden für Batterien in Elektrofahrzeugen dringend benötigt und somit steigt die Verhandlungsmacht Kongos.
Statistiken von S & P Global Market Intelligence zeigen im vergangenen Jahr einen Rückgang der Explorationsausgaben in Tansania, Sambia und der Mongolei. Die Investitionen in der Demokratischen Republik Kongo stiegen dagegen an.
Generell stiegen weltweit die Explorationsausgaben. Sie lagen aber immer noch weit unter den Höchstständen von 2012. Die Ausgaben waren letztes Jahr am höchsten in Ländern, die als bergbaufreundlich eingestuft wurden, wie etwa in den Vereinigten Staaten und Ecuador.
Was können Unternehmen tun, um sich zu schützen?
Unternehmen haben damit gedroht, Länder zu verlassen, falls sich die Bedingungen verschlechtern sollten. Aber Regierungen wissen, dass dies relativ unwahrscheinlich ist – zu groß sind und waren in den letzten Jahren die Investitionen der Minenunternehmen.
Analysten glauben, dass Minenunternehmen generell vorsichtiger werden, wo sie investieren. Die Notwendigkeit alle Teile der Gesellschaft auf die eigene Seite zu bringen hat zugenommen.
Ohne eine Soziallizenz werden Minen entweder nicht in Betrieb genommen oder durch den Community-Aktivismus gestört.
Während die Stimmung insgesamt eher zurückhaltend ist, haben China und Russland eine höhere Risikoneigung und akzeptieren die Verhandlungsmacht von rohstoffreichen Regierungen. Grund hierfür könnte die strategische Absicht sein, den Lebenszyklus zu kontrollieren und den geopolitischen Einfluss zu vergrößern.