Verliert Mexiko seinen exzellenten Ruf als Bergbauland?

Verliert Mexiko seinen exzellenten Ruf als Bergbauland? bigstockphoto

Mexiko besitzt eine über Jahrhunderte zurückreichende Bergbautradition und ist für seinen Reichtum an Bodenschätzen weltweit bekannt. Besonders die Edelmetalle Silber, aber auch Gold und Kupfer, lockten viele Bergbaugesellschaften in das Land, um nach den zumeist hochgradigen Vorkommen zu suchen und diese gewinnbringend abzubauen. Dieses Bild hat sich in den letzten Jahrzehnten besonders ins Bewusstsein der Unternehmen und der Anleger gebrannt, da hochgradige Vorkommen zumeist gute Gewinnaussichten beinhalteten und Mexiko daher als gutes Land für Investitionen galt.

In den letzten Jahren jedoch beginnt dieses glorreiche Bild etwas zu bröckeln. Viele Bergbaubetriebe sind verunsichert, da die bislang guten Beziehungen zu den regionalen Behörden nicht mehr so reibungslos funktionieren, soziale Konflikte mit den Ureinwohnern auftraten und generell Unklarheit über die Minengesetzgebung herrscht. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Investitionen der Bergbaugesellschaften in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgingen. Wurden im Jahr 2012 noch 1,1 Mrd. Dollar von ihnen investiert, so waren es 2017 nur mehr 612 Mio. und 2018 lediglich 383 Mio. Ein Rückgang von 67% seit dem Hoch von 2012. So nebenbei sei vermerkt, dass der Anteil an kanadischen Unternehmen in Mexiko bei 70% liegt, somit die kanadischen Bergbaugesellschaften davon am meisten betroffen sind. Nicht nur was die Sicherheit der Investitionen anbelangt, sondern auch die Arbeitsplätze betrifft. Dabei ist laut Erhebungen erst rd. ein Viertel von Mexiko überhaupt bergbautechnisch exploriert. Das Land hätte also noch viel Potential für eine strahlende Zukunft.

Den Vogel schoss jedoch Mexikos Präsident  Andres Manuel Lopez Obrado jüngst ab, indem er verkündete, dass man künftig keine weiteren Konzessionen mehr ausgeben werde. Seiner Meinung nach gäbe es bereits genug Unternehmen im Bergbau. Damit gießt er Öl in das bereits aufflammende Feuer der Verunsicherung im Bergbausektor. Die linksorientierte Partei des Präsidenten, die seit 1. Dezember 2018 an der Macht ist, stößt sich an den Umweltbelastungen durch die Bergbaubetriebe und den ihrer Meinung nach nicht konstruktiven Kontakten mit der indigenen Bevölkerung des Landes. Daher hat man als ersten Schritt das Vergaberecht an die Regionalregierungen übertragen und rechnet mit einer restriktiven Handhabung, ganz nach dem Wunsch der Regierungspartei.

Francisco Quiroga, Sekretär des Minenministeriums, schwächt in einem Interview die Situation allerdings etwas ab. Seiner Meinung nach wären zuvor noch viele Schritte nötig, um das generelle Aussetzen von neuen Konzessionen umzusetzen. Darüber hinaus hätten alle Unternehmen, die aktiv im Land arbeiten und den kanadischen Status der hohen Qualität bei Umweltaufgaben anwenden und bei der kooperativen Einbindung der indigenen Bevölkerung vorbildlich agieren, absolut nichts zu befürchten.

Zwar trägt der Bergbau nur rd. 4% zu den gesamtstaatlichen Einnahmen bei, aber Störungen im Bergbau würden viele Arbeitsplätze kosten, aber auch die Investitionsfreudigkeit der Unternehmen stark belasten. Dies seien laut den Petitionen von Organisationen, die an den Präsidenten gerichtet wurden, genügend Gründe, den Schritt des Aussetzens von neuen Konzessionen nochmals zu überdenken. Ob diese Petitionen Gehör finden oder generell abgeschmettert werden, ist derzeit noch absolut unklar.

David Davidson, Minenanalyst von Paradigm Capital sieht in den beabsichtigten Maßnahmen der Regierung keine große Sache, da die meisten Unternehmen ohnehin ordnungsgemäß arbeiten. Viele Unternehmen halten jedoch seit Jahren Konzessionen, ohne auf ihren Gebieten aktiv zu arbeiten. Daraus resultieren weder für den Staat Vorteile, noch sei dies gut für den Arbeitsmarkt. Daher stuft er die Pläne der Regierung als eine Art Bereinigungsaktion ein, die ohnehin gering ist im Verhältnis zu dem, was weltweit in diesem Bereich geschieht.

Doch ob die Minengesellschaften, aber ganz besonders die Investoren, dies auch als Kleinigkeit abtun, oder Mexiko nicht doch eine eher düstere Zukunft als Bergbauland ankreiden, werden die kommenden Jahre zeigen. Vor allem dann, wenn die strikte Regulierung im ganzen Land umgesetzt wird. Egal, wie es kommt, das ungetrübte Bild Mexikos in der Bergbauwelt erhielt dadurch etliche unschöne Kratzer.