Weniger Lithium aus Chile? Neuer Präsident und neues Gerichtsurteil

Weniger Lithium aus Chile? Neuer Präsident und neues Gerichtsurteil

Marktteilnehmer fürchten einen Rückgang der Lithiumproduktion in Chile. Der Widerstand gegen die aus umwelt- und sozialpolitischen Gründen umstrittene Gewinnung wächst. Neben dem frisch gewählten Präsidenten Gabriel Boric scheint auch die chilenische Rechtsprechung der Lithiumförderung Steine in den Weg zu legen.

Die "Automobilwoche" braucht es Ende Dezember auf den Punkt: In der Branche machen sich Sorgen um die Lithium Versorgung bereit. Der Grund: Die Wahl des linksgerichteten chilenischen Präsidenten Gabriel Boric.

Dieser will staatliche Lithium Unternehmen gründen und private Firmen aus der Förderung zurückdrängen. Die Förderung soll sehr viel strenger reguliert werden. Auch Kupferminen droht eine strengere Regulierung. Die Automobilindustrie fürchtet deshalb, dass die Produktion aus Chile sinken und die Preise dadurch steigen könnten.

Chilenisches Gericht stoppt Lithium Projekt

Einen wesentlichen Beitrag zur Lithiumproduktion leisten die Salzseen der chilenischen Atacama-Wüste. Die Ende Dezember abgewählte chilenische Regierung hatte eine Ausschreibung für ein Großprojekt zur Lithium Förderung gestartet.

Den Zuschlag hatten ein chilenisches und ein chinesisches Unternehmen erhalten: Servicios y Operaciones Mineras del Norte S.A. aus Chile und BYD Chile SpA mit chinesischer Muttergesellschaft. Diese Ausschreibung wurde nun durch ein chilenisches Berufungsgericht vorerst gestoppt.

In Chile war über die Ausschreibung zum Teil hitzig diskutiert worden. Der Grund: Das Verfahren lief nur zwei Monate vor dem Ende der Amtszeit des bisherigen (konservativen) Präsidenten Sebastián Pinera. Geklagt hatte der Gouverneur von Copiapó, Miguel Vargas, zusammen mit einer Gruppe indigener Gemeinden. Diese leben in der der Atacama Wüste und sehen sich durch das Projekt bedroht.

Das Gerichtsurteil folgte zwei Tage, nachdem die beiden Unternehmen den Zuschlag für die Lithium Förderung über einen Zeitraum von 20 Jahren erhalten hatten. 80.000 t Lithium will jedes Unternehmen in diesem Zeitraum fördern. Der designierte Präsident Gabriel Boric hatte die noch im Amt befindliche Regierung um eine Verschiebung der Ausschreibung ersucht. Nach der Verabschiedung im Kongress verließen die chilenischen Linken – künftig in der Regierung – sogar den Plenarsaal.

Chile ist mit einem Marktanteil von 32 % der zweitwichtigste Lithiumproduzent weltweit. Mehr Lithium wird nur in Australien gefördert. Bis 2016 war Chile sogar der weltweit größte Exporteur. Mit dem Projekt wollte die bisherige Regierung den Angaben des Bergbauministeriums zufolge die Spitzenposition zurückerlangen. Die von der Ausschreibung betroffenen Vorkommen umfassen der Behörde zufolge 1,8 % der bekannten Lithiumvorkommen in Chile.

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Lithium in Lateinamerika hochpolitisch

Moritz will bei der Lithium Produktion andere Ansätze verfolgen und dabei einen größeren Fokus auf Umweltschutz und gesellschaftliche Akzeptanz legen.

Lithium ist in Lateinamerika zu einem wesentlichen politischen Faktor geworden – natürlich auch, weil von vielen Seiten durch die gestiegenen Preise Teilhabeansprüche angemeldet werden. Große Vorkommen besitzen neben Chile auch  Argentinien und Bolivien. In allen drei Ländern wird teils hitzig über die Art und Weise der Förderung diskutiert.

Bolivien erhofft sich von einer Ausweitung der Förderung einen wirtschaftlichen Aufschwung. Präsident Luis Arce startete unlängst eine neue Ausschreibung, an der auch deutsche Interessenten teilnehmen könnten. Infrage kommt etwa ACI Systems Alemania (ACISA) aus Zimmern ob Rottweil.

In Argentinien planen diverse Unternehmen den Ausbau ihrer Produktion. In dem Land ist unter anderem der australische Lithium-Developer Galan Lithium Ltd. (ASX: GLN; WKN: A2N4CD; ISIN: AU0000021461) mit Projekten auf dem Salar "Hombre Muerto" vertreten. Die Unternehmensentwicklung von Galan verfolgt Miningscout bereits seit Ende 2019. Auch namhafte Unternehmen aus Kanada und Südkorea sind an größeren Kapazitäten interessiert. Die Aktienkurse vieler Lithiumgesellschaften haben sich im letzten Jahr vervielfacht.

Lithium ist aufgrund der massiv wachsenden Nachfrage derzeit ausgesprochen begehrt. Benötigt wird es unter anderem für die Akkus von E-Autos und Smartphones. Die Preise für Lithium sind in den vergangenen Jahren deshalb deutlich gestiegen.

Erst Anfang Januar erreichte der Preis für Lithiumcarbonat im chinesischen Handel einen Rekordstand von fast 42.000 USD pro Tonne. In Dezember wurden pro Tonne dem Branchendienst Benchmark Mineral Intelligence zufolge durchschnittlich 39.250 USD pro Tonne gezahlt. Damit lag der Durchschnittspreis um 486 % höher als ein Jahr zuvor.