Serbische Regierung stoppt Lithium Projekt von Rio Tinto
Rückschlag für Rio Tinto: Die serbische Regierung hat ein wichtiges Lithium Projekt des Unternehmens untersagt. Grund dafür sind nicht zuletzt massive Proteste von Umweltschützern wenige Monate vor den vorgezogenen Parlamentswahlen im April.
Die serbische Regierung hat am Donnerstag die Lizenzen für den Lithiumabbau in der geplante Mine im westserbischen Jadar-Tal widerrufen. Vorausgegangen waren langanhaltende Proteste der ortsansässigen Bevölkerung.
Widerruf der Abbaulizenz: Rio Tinto Aktie gibt deutlich nach
Die Aktie von Rio Tinto (ISIN: GB0007188757, WKN 852147) gab in der Folge spürbar nach. Notierte das Papier vor der Bekanntgabe der Regierungsentscheidung noch bei rund 68 EUR, werden aktuell rund 63 EUR pro Rio Tinto Aktie gezahlt.
Der britisch-australische Bergbaukonzern – neben Vale und BHP eines der drei größten Bergbauunternehmen der Welt – hatte Investitionen in Höhe von 2,4 Milliarden USD in das Projekt geplant. Es sollte das erste Rio Tinto Projekt zur Förderung von Lithium werden. Lithium ist ein derzeit sehr gefragter Rohstoff, der unter anderem in die Akkus von Elektrofahrzeugen eingebaut wird.
Mit dem Projekt in Serbien wollte Rio Tinto zum größten Lithiumproduzenten Europas aufsteigen und auch weltweit einen Platz in den Top-10 ergattern. Pro Jahr sollten 58.000 t Lithiumcarbonat gefördert werden. Dies würde rechnerisch für die Produktion von 1 Million E-Fahrzeugen reichen. Der Stopp des Lithiumprojekts in Serbien verlängert damit auch die Abhängigkeit Europas von Lithiumimporten aus anderen Ländern.
Im Portfolio von Rio Tinto bildet Eisenerz nach wie vor einen wesentlichen Schwerpunkt. Das Unternehmen versucht deshalb, sein Portfolio zu diversifizieren und insbesondere mehr Rohstoffe mit wesentlicher Bedeutung für die Energiewende zu fördern.
Das Projekt im Jadar-Tal Stand jedoch von Beginn an unter keinem guten Stern. Kürzlich war der Beginn der Produktion um ein Jahr auf 2027 verschoben worden. Ursächlich dafür waren Verzögerungen im Genehmigungsprozess. Für diese Verschiebung waren die Proteste von Bürgern und Umweltschützern verantwortlich.
Proteste von Anwohnern und Umweltschützern
Die Gegner des Projekts fürchten Umweltschäden in Boden und Grundwasser. Rio Tinto wird – unter anderem durch die serbische Regierungschefin Ana Brnabic – vorgeworfen, die Kommunen vor Ort nicht hinreichend informiert zu haben.
Das Unternehmen wiederum beteuert, sich stets an die gesetzlichen Vorgaben zu halten und das Gespräch mit der Regierung und den verantwortlichen Behörden zu suchen. Das Unternehmen hat eigenen Angaben zufolge bislang rund 450 Millionen USD in das Lithiumprojekt investiert, ein wesentlicher Teil davon entfiel auf Machbarkeitsstudien. Der Konzern kündigte an, den Widerruf der Lizenzen durch die serbische Regierung rechtlich prüfen zu wollen.
Möglicherweise besitzt der Fall auch eine gewisse politische Dimension. So hatte unlängst der Fall des Tennisprofis Novak Djokovic für Verstimmungen in der Beziehung zwischen den Regierungen in Canberra und Belgrad gesorgt. Australien hatte dem Sportler aufgrund seiner nicht vorhandenen Impfung gegen Corona die Teilnahme an den Australian Open untersagt und Djokovic nach der Stornierung seines mit fragwürdigen Angaben beantragten Visums die Ausreise auferlegt. Djokovic selbst gilt als Unterstützer der Proteste gegen das Rio Tinto Projekt.
Lithiumpreis weiter im Aufwind
Beobachter halten es jedoch für zu einfach, hinter dem Entzug der Lizenz gewissermaßen eine Vergeltung für die Abreise des serbischen Tennisstars zu sehen. Serbien steht vor wichtigen Wahlen im April – das Lithium Projekt von Rio Tinto gehört seit Monaten zu am stärksten diskutierten politischen Themen im Land.
Die australische Regierung nahm die Entscheidung aus Belgrad mit Bedauern zur Kenntnis und wies "auf die großen wirtschaftlichen Vorteile der beachtlichen Investitionen von Rio Tinto in Serbien" hin. Der Konzern setzt darauf, nach der Wahl einen weiteren Anlauf zu starten.
Die Lithiumpläne von Rio Tinto gehen jedoch über Serbien hinaus. Erst im Dezember wurde der Kauf einer Mine in Argentinien bekannt gegeben. Das Rincon Lithiumprojekt besitzt nach Auffassung des Konzerns erhebliches Potenzial für die Förderung von Lithiumcarbonat in Batteriequalität.
Die Lithium Preise jedenfalls befinden sich weiter im Aufwind. Die London Metal Exchange (LME) gab den Preis für 1 kg Lithiumhydroxid am 20. Januar mit 40 USD an – nach 33 USD pro Kilogramm am 30. Dezember 2021.