Krieg und Sanktionen schicken Euro auf Talfahrt und Gold auf neues Allzeithoch
Der Krieg in der Ukraine und die beispiellosen Sanktionen Europas gegen Russland haben viele Rohstoffpreise auf neue Allzeithochs getrieben. Noch vor zwei Wochen sprachen die Notenbanker von einer Wirtschaftserholung und Zinsanhebungen nach dem Ende der Pandemie, während heute Inflation, Rezession und Stagflation das beherrschende Thema sind. Für Leser dieses wöchentlichen Reports ist das nichts Neues und die Regierungen haben endlich den prognostizierten Sündenbock für steigende Preise, eine Fortsetzung der Rezession und den Verlust des Wohlstands in der Gesellschaft. An den Märkten ist unterdessen die Hölle losgebrochen. Die plötzliche Änderung der Lage zwang und zwingt Investoren sich neu zu positionieren, was den starken Anstieg des Goldpreises erklärt. Überbewertete Aktien und Anleihen, die in der Stagflation einen sicheren Verlust bringen, fliegen aus den Portfolios, während Gold als sicherer Hafen vor der Enteignung durch die Inflationssteuer gekauft wird.
Der Goldpreis stieg heute Morgen erstmals wieder auf 2.000 US-Dollar, dem höchsten Stand seit August 2020, wogegen der Goldpreis in Euro längst auf einem neuen Allzeithoch bei 1.847 Euro liegt. Seit Anfang 2014 stieg der Goldpreis in Euro um 105 % an! Die Sanktionen treffen insbesondere die europäische Wirtschaft hart, was die Aufnahme neuer Schulden und mehr Inflation mit sich bringen wird, weshalb der Euro auf 1,082 US-Dollar abstürzte. Der Goldpreis in Euro stieg im letzten Monat daher viel stärker an (+14 %) als der Goldpreis in US-Dollar (+9,5 %).
Die Preise einiger Rohstoffe, die unmittelbar von den Sanktionen betroffen sind, gehen unterdessen durch die Decke. So stieg der Palladiumpreis allein in der letzten Woche um 26 % an und erreichte heute ein Hoch bei 3.412 US-Dollar. Das Defizit in diesem Markt könnte sich durch die Sanktionen deutlich verschärfen, da 40 % der Weltproduktion in Russland gefördert werden. Tritt dies ein, so wären kurzfristig auch viel höhere Preise denkbar! Der Preis für dieses, primär in Benzinkatalysatoren verwendete Industriemetall stieg allein am Montagmorgen um mehr als 430 US-Dollar an!
Europa und Deutschland schneiden sich mit den Sanktionen tief in das eigene Fleisch und einige Automobilhersteller müssen aufgrund fehlender Komponenten schon in Kürze die Produktion einstellen. Sollten die Russen in der Lage sein, weiterhin ihr Palladium auf dem Weltmarkt zu verkaufen, während die Nachfrage durch einen Stillstand der Automobilproduktion abnimmt, dann könnte der Palladiumpreis später auch schnell wieder fallen, ähnlich März 2020, als sich der Palladiumpreis binnen einem Monat halbiert hatte.
Zum Platinmarkt, der seit einer Dekade ein chronisches Überangebot aufweist, steuert Russland jedoch nur 10 % der Weltförderung bei, weshalb Platin die Preisanstiege von Palladium nicht nachvollziehen kann und aktuell immer noch bei günstigen 1.150 US-Dollar gehandelt wird. Sollte die Automobilproduktion wegen dem Abbruch von Lieferketten als direkte Folge des Krieges und der Sanktionen einbrechen und damit auch die Nachfrage nach Platin zur Verwendung in Dieselkatalysatoren, dann wäre bei Platin ein nochmaliger deutlicher Rücksetzer möglich.
Die deutsche Wirtschaft leidet besonders stark unter den zusätzlich gestiegenen Energiekosten aufgrund der Sanktionen auf russisches Öl und Gas. Dies versetzt der heimischen Wirtschaft, die aufgrund überbordender Bürokratie, Regulierungen und den weltweit höchsten Steuern international ohnehin zunehmend nicht mehr wettbewerbsfähig ist, aktuell den Todesstoß. Der Deutsche Aktienindex brach vergangenen Woche auf 13.100 Punkte ein, während sich die amerikanischen Märkte, die sich auch in einem neuen Bärenmarkt befinden, noch relativ stabil halten. Die wirtschaftlichen Verflechtungen der USA mit Russland sind weitaus geringer und Amerika ist als Öl- und Gasexporteur ein Profiteuer der Krise.
Der Bitcoin konnte bisher nicht von der Krise profitieren und handelt noch immer bei 38.000 US-Dollar, rund 44 Prozent unter seinem Allzeithoch, obwohl man Russland aus dem Swift-Banken-Netzwerk ausgeschlossen hat. Langfristig ist dies sicherlich ein Signal für den Markt und die neuen dezentralen Technologien könnten davon profitieren, doch kurzfristig sind die Ereignisse eher schlecht für den Bitcoin. Mit dem Ausschluss aus dem Swift-System sind auch viele Schnittstellen zum Papiergeldsystem nicht mehr verfügbar und zusätzlich dürften viele Russen, die durch die Sanktionen und dem Einbruch des Aktienmarktes ihr Vermögen verloren haben, genötigt sein, eher Kryptowährungen zu verkaufen.
Die harten Sanktionen gegen die russische Wirtschaft und deren Auswirkungen sind beispiellos in der Geschichte. Die international gehandelten russischen Aktien brachen um 95 % ein, wobei der Handel an der Börse in Moskau am 25. Februar bereits eingestellt wurde. Normalerweise kollabieren die Börsen der Länder, die angegriffen werden, doch noch nie in der Geschichte brach der Aktienmarkt eines Aggressors im Krieg so stark ein. Dieser Einbruch hat vielen russischen Sparern, Investoren und Tradern ihre Existenz genommen und ist ein schockierendes Beispiel, was in einem Krieg möglich ist. Diese Art der Kriegsführung ist Neuland und mahnt uns Trader und Investoren Vermögen international zu diversifizieren!" Der russische Rubel brach zum US-Dollar um ein Drittel ein, während die Zinsen für zehnjährige russische Staatsanleihen auf 18 % t anstiegen. Die EU hat sogar die Währungsreserven der russischen Zentralbank eingefroren und weltweit werden Vermögen reicher Russen konfisziert. Auch Sanktionen sind eine Art der Kriegsführung, die militärische Antwort finden könnten, was die Lage hochbrisant macht.
Der Preis für Kohle stieg unterdessen um mehr als 100 %, während der Rohölpreis heute auf 131 US-Dollar anstieg und auch der Gaspreis in Europa erreichte ein neues Allzeithoch, was die Volkswirtschaften weltweit in die Rezession drücken. Auch die Getreidepreise steigen weiter steil an, da der globale Handel gestört ist und die Ukraine als großer Weizenproduzent längerfristig ausfallen könnte. Dazu kommt, dass immer mehr Länder Handelsbeschränkungen verhängen, da sie Angst vor einer Nahrungsknappheit im eigenen Land haben, was den Weizenpreis immer weiter nach oben treibt. So hat beispielsweise Ungarn alle Getreideexporte verboten. Mittlerweile hat sich der Weizenpreis auf 1.283 US-Cent fast verdoppelt in den letzten Wochen. Noch Anfang 2020 kostete ein Buschel unter 500 US-Cent. Die Preise könnten deutlich weiter ansteigen, was zu Hungersnöten und Unruhen in Ländern der Dritten Welt führen könnte.
Da die europäische Wirtschaft selbst stark von den Sanktionen betroffen ist, bricht der Euro zu anderen Währungen sowie zum Gold immer stärker ein. So fiel der Euro heute bereits auf fast 1,08 US-Dollar, wobei wichtige Unterstützungen gebrochen wurden. Hält der Krieg noch einige Zeit an, dann ist eine deutliche Abwertung unter die Parität zum Dollar in den nächsten Wochen gut möglich. Der Euro fiel in der letzten Woche bereits auf die Parität zum Schweizer Franken und es ist wahrscheinlich, dass diese Marke nicht halten wird. Obwohl die SNB den Franken ständig abwertet, hat dieser in den letzten zwanzig Jahren zum Euro stark aufgewertet. Es scheint nun gut möglich, als würde die Parität brechen und der Euro auf 0,90 oder gar 0,85 Schweizer Franken fallen.
Fällt der Euro auf die Parität zum US-Dollar, so müsste der Goldpreis in Euro weitere 150 Euro ansteigen, sofern der Goldpreis in US-Dollar das aktuelle Niveau von 2.000 US-Dollar je Feinunze halten kann!
Die Abwertung des Euros war angesichts der Schulden im Euroraum längst überfällig und die Notenbanken haben nun einen perfekten Sündenbock für die Inflation, die sie selbst erzeugt haben und somit die folgend steigenden Preise. Ohne das Drucken von Geld aus dem Nichts durch die Europäische Zentralbanken wäre jeder Preisanstieg durch den Abbruch von Lieferketten aufgrund der Kriegshandlungen nur ein vorübergehendes Phänomen. Die Preise wären so oder so angestiegen und der Krieg ist nun eine Entschuldigung dafür. Dennoch dient der Krieg und die Angst jetzt als Katalysator für eine Abwertung des Euros, weshalb dieser Prozess nun sehr schnell stattfindet. Man sollte sich nun unbedingt vor der kommenden Inflation absichern. Auch wenn der Goldpreis bereits stark gestiegen ist, es ist wahrscheinlich, dass dieser weiter zur Schwachwährung Euro aufwerten und weiter ansteigen wird. Wer sein Vermögen und seine Altersvorsorge nicht vor der kommenden und unmittelbar bevorstehenden Inflation schützt, dem droht der Verlust der Ersparnisse und Anwartschaften.
Technische Analyse zu Gold: Wurde der Goldpreis vor der Notenbanksitzung manipuliert?
Terminmarkt: CoT-Report vom 04.02.2022
Der neueste CoT-Report wurde am Freitag um 21:30 Uhr seitens der US-Terminmarktaufsicht veröffentlicht mit dem Stichtag der Datenerhebung des 1. März. Die COT-Daten werden seitens der CFTC immer mit einer Verzögerung von drei Tagen veröffentlicht. Premium Abonnenten erhielten noch vor Handelsschluss am Freitag ein Blitzupdate mit Analysen zu Gold, Silber, Platin und Palladium.
Der Preis stieg zur Vorwoche um 47 US-Dollar, während die aggregierte Positionierung der Spekulanten nur um wenige 16 Tsd. Kontrakte aufgebaut wurde, was noch mehr Stärke als in der Vorwoche zeigt. Es zeigt sich ein Defizit am Markt durch physische Käufe – Investoren fliehen in den sicheren Hafen GoldDie Manipulation war in dieser Woche mit 6 Tagen der Weltproduktion höher als in der Vorwoche. Ohne die Manipulation wäre der Goldpreis noch schneller und weiter angestiegen. Insgesamt ist die mutmaßliche Manipulation bereits sehr hoch, was ein Indiz dafür ist, dass der Preisanstieg nicht ewig weitergehen wird.
Dennoch zeigen die Daten, dass der Goldmarkt bisher nur leicht überkauft ist, weshalb ein weiterer Anstieg des Goldpreises weiterhin möglich wäre. Das Defizit, das sich in den Daten zeigt, trumpft das überkaufte Level, womit das bullische Bild für den Goldpreis bestätigt wird.
Der Kriegsausbruch hatte von einem Tag auf den nächsten den Ausblick für den Goldpreis völlig verändert. Es zeigte sich bereits vor dem Einmarsch in Luhansk und Donezk relative Stärke im Goldpreis, die aus dem Nichts auftauchte und die wir uns nicht erklären konnten, was Insiderkäufen geschuldet sein dürfte.
Mit dem Anstieg über den mittelfristigen Abwärtstrend bei 1.845 US-Dollar gab es letztlich ein prozyklisches Kaufsignal, das wir aufgrund der Stärke in den CoT-Daten annehmen mussten. Nach dem Einmarsch in die Ukraine deutete sich ein Sprung über den Widerstand bei 1.900 US-Dollar bereits an, der jedoch erst mit dem Kriegsausbruch drei Tage später erfolgte. Seither kam es zu einer Flucht von Investoren in den Goldmarkt und es ist durchaus möglich, dass künftig weitere Investoren ihre Assets neu allokieren werden und so die Nachfrage hoch bleiben wird.
Bei 1.980 US-Dollar befindet sich ein Widerstand, der heute im Handelsverlauf mit einem Hoch bei 2.002 US-Dollar kurzzeitig überschritten wurde. Danach fiel der Preis wieder unter diese Marke. Da die mutmaßliche Manipulation am Terminmarkt mittlerweile wieder sehr stark ist, halten die Regierungen auf diesem Preislevel scheinbar dagegen.
Politische Börsen haben kurzfristige Beine und daher ist es aktuell sehr schwer, die weitere Preisentwicklung einzuschätzen. Grundsätzlich ist der Goldpreis seit dem Sprung über seinen Abwärtstrend long. Der Widerstand bei 1.980 US-Dollar könnte signifikant sein, doch wenn sich der Krieg noch lange fortsetzt und sogar ausweitet, dann ist auch ein weiterer starker Preisanstieg denkbar. Man kann aktuell nur die Stopps nachziehen und den Preis laufen lassen. Ein Stop-Loss sollte spätestens bei 1.910$ liegen aktuell.
Der Tageschart zeigt, dass der Goldpreis nach dem Bruch des letzten langfristigen Abwärtstrends stark anstieg. Bis zum Allzeithoch in US-Dollar fehlen aktuell noch fast 100 US-Dollar, womit noch etwas Luft vorhanden wäre.
Der Goldpreis in Euro ging mit dem Einbruch des europäischen Gemeinschaftswährung als Folge der Sanktionen gegen Russland förmlich durch die Decke. Nachdem Ende Januar ein Aufwärtstrend brach und es ein kurzfristiges Signal für einen zeitweiligen Take Profit gab, wobei das Kaufsignal vom Oktober bei 1.640 Euro noch immer intakt war, drehte der Goldpreis mit der Kriegsangst vom Fleck weg, erzeugte bei 1.608 Euro ein erneutes Kaufsignal und stieg um 260 Euro je Feinunze an. Sollte der Euro auf die Parität zum US-Dollar fallen, so würde dies bedeuten, dass der Goldpreis das hohe Niveau halten kann. Dennoch – die Spekulation ist sehr hoch und starke Rücksetzer um bis zu 100 Euro sind jederzeit möglich. Trotzdem stehen die Zeichen auf Grün für einen weiter steigenden Goldpreis in den nächsten Jahren, weshalb wir Rücksetzer als Kaufchancen sehen.