Investoren stürzen sich auf Energieaktien wie Spartan Delta, Tourmaline, Baytex, Occidental und Chevron: Schlägt jetzt auch die Stunde der kleineren Marktakteure?
Investoren haben im zweiten Quartal viel Geld in Energieaktien investiert – und zwar vor allem aus fundamentalen und weniger aus spekulativen Gründen. Der Nachfrageüberhang nach Öl, Gas und Co. treibt aber nicht nur die Gewinne der großen Akteure. Auch Energieaktien aus der zweiten Reihe bieten Anlegern Chancen.
Lange Zeit haben Anleger Energieaktien gemieden – etwa aufgrund von ESG-Kriterien. Doch das Blatt hat sich gewendet. Der Analyst Jeremy McCrae hat Finanzberichte von 5800 Investmentfonds unter die Lupe genommen und kommt zu dem Schluss: Der Energiesektor ist für den typischen Investor wieder investierbar – und zwar in größerem Ausmaß.
(Nicht nur) Warren Buffet investiert in Energieaktien
Die Studie des Analysten basiert auf dem kanadischen Markt, wo Titel wie Spartan Delta (WKN: A2P5PY, ISIN: CA84678A1021, +26 %), Tourmaline Oil (WKN: A1C8W0, ISIN: CA89156V1067, +16 %) oder Baytex Energy (WKN: A1H5TA, ISIN: CA07317Q1054, +15 %) im zweiten Quartal eine besonders starke Performance an den Tag legten. Investmentfonds, die diese Titel frühzeitig erworben hatten, sehen sich nun im Vorteil.
Die Studie belegt für den relativ kleinen kanadischen Markt, was auf höchster Ebene offensichtlich sichtbar ist. So hatte der amerikanische Starinvestor Warren Buffett bereits ersten Halbjahr den Anteil an Occidental Petroleum Corp. (WKN: 851921, ISIN: US6745991058) und Chevron (WKN: 852552, ISIN: US1667641005) deutlich erhöht. Zuletzt machte Chevron etwa einen Anteil von 8 % des Berkshire Hathaway Aktienportfolios aus. Occidental Petroleum kam auf 3,5 %.
Vieles spricht für weiter steigende Preise
Wenn strategisch ausgerichtete Investoren wie Warren Buffett in Energieaktien investieren, hat dies seinen Grund. Vieles spricht dafür, dass die ohnehin schon hohen Ölpreise weiter steigen werden – wenngleich zuletzt auch Rezessionssorgen etwas auf den Preis drückten.
In den vergangenen Monaten haben viele Länder strategische Erdölreserven freigesetzt und damit den Preisanstieg gebremst. Die USA etwa werfen über diesen Weg 1 Millionen Barrel pro Tag auf den Markt. Diese Angebotsquelle könnte schon im Oktober wegfallen.
Der Preis für ein Barrel leichtes US-Öl (WTI) notiert aktuell bei 88,30 USD. Für Brent Öl werden 94,50 USD gezahlt.
Es gibt viele weitere Gründe für steigende Preise. Dazu gehören zum Beispiel der Krieg in der Ukraine, Unterinvestitionen über mehrere Jahre, logistische Engpässe oder auch die von der OPEC und deren Partnerländern angekündigte Drosselung der Ölförderung. Der Ölmarkt könnte über Jahre einem Unterangebot ausgesetzt sein. Dieses wird mittel- bis langfristig durch die großen Ölkonzerne, zum Teil aber absehbar auch durch kleinere Firmen geschlossen.
Schließen kleinere Energieunternehmen die Angebotslücke?
Gerade diese kleineren Firmen könnten für Anleger deshalb einen Blick wert sein. So hat etwa ADX Energy (WKN: 875366; ISIN: AU000000ADX9) 2019 die österreichische Produktionsstätte Zistersdorf & Gaiselberg erworben – und sich damit Zugriff auf eines der langlebigsten Ölfelder Europas gesichert.
Das Unternehmen sucht zudem in Oberösterreich nach Öl und Gas und hat etwa für 2023 Entwicklungsbohrungen geplant. Öl und vor allem Gas sind in Europa derzeit bekanntlich besonders knapp – sämtliche neu auf den Markt tretenden Kapazitäten dürften im Handumdrehen zu guten Preisen verkauft sein.
Von der angespannten Situation profitiert auch Calima Energy (WKN: A2DWL4, ISIN: AU000000CE10). Das australische Unternehmen operiert in Kanada und konnte den Umsatz im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um fast 20 % auf 37 Millionen USD steigern.
Die wachsende Produktion aus den bereits laufenden Anlagen lässt sich leicht am Markt unterbringen. Gleichzeitig sucht das Unternehmen nach weiteren Vorkommen. So wurden im Sommer vier Bohrlöcher im Konzessionsgebiet Brooks (Alberta, Kanada) und ein weiteres in Thorsby (ebenfalls Alberta) erstellt. Für das zweite Halbjahr prognostiziert das Unternehmen Gewinne in Höhe von 34 Millionen USD nach Hedging.