Langfristig knapp: Wird Graphit das neue Lithium?

Langfristig knapp: Wird Graphit das neue Lithium? bigstockphoto

Konzerne weltweit sind auf der Jagd nach Lithium, das noch Jahrzehnte knapp bleiben wird. Doch jeder E-Auto-Akku benötigt auch Graphit. Auf diesem Markt setzt ein altbekanntes Muster ein: Das Angebot deckt die Nachfrage nicht, die Angebotslücke wächst dynamisch – und die Preise könnten deutlich steigen.

Was ist Graphit?

Graphit ist ein grundsätzlich häufig vorkommendes Mineral. Besonders bekannt ist Flockengraphit – ein feines Pulver, das viele bereits als Schmiermittel für Schlösser verwendet haben dürften. Auch in Bleistiften hinkommt das Mineral zum Einsatz. Gebildet wird Graphit in metamorphen oder magmatischen geologischen Umgebungen – und zwar bevorzugt unter hohem Druck und hoher Temperatur.

Eine Alternative zu natürlichem Graphit ist synthetisches Graphit, das unter anderem durch Unternehmen wie SGL Carbon entwickelt wird. Synthetisches Graphit wird aus Kohlenstoffträgern sowie Pech hergestellt. Die Erstellung gilt deshalb als weniger umweltfreundlich als natürliches Graphit und zudem als recht energieintensiv.

Welche Rolle spielt Graphit in E-Autos?

Graphit wird in den Anoden von Lithium-Ionen-Akkus verbaut. Dazu wird das Material zusammen mit Binder und Additiven auf eine Kupferfolie aufgetragen. Das Graphit verringert ungewollte Bewegungen von Lithiumatomen und verbessert so die Ladezeiten und die Zyklenstabilität von Akkus. Bis zu 30 % des Gewichts einer Lithium-Ionen-Batterie bestehen aus Graphit. An anderen Stellen im Elektroauto wird der Stoff ebenfalls verwendet. Bis zu 100 kg können in einem Fahrzeug verbaut sein.

Für die Nutzung in Akkus ist hochreines Graphit erforderlich. Geeignet ist nur Flockengraphit mit einem Reinheitsgrad von 99,95 %.

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Wie knapp ist Graphit?

Der Branchendienst Benchmark Mineral Intelligence hat einen Ausblick auf den Graphitmarkt der kommenden Jahre gewagt. Für 2022 wird ein Angebot an natürlichem Graphit im Umfang von 1,1 Millionen t erwartet. Dem Bericht zufolge werden bis 2035 mehr als 7 Millionen t natürliches Graphit benötigt, da die Nachfrage durch mehr Elektrofahrzeuge steigt. Bis 2030 erwartet der Dienst ein jährliches Wachstum von 28 %.

Derzeit kommen mehr als 90 % des weltweiten Angebots aus China. Ähnlich wie bei Lithium entstehen daraus Risiken für die Lieferketten. Westliche Konzerne sind bestrebt, sich unabhängig von Lieferungen aus der Volksrepublik zu machen und eigene Zugangswege zu erschließen.

Allerdings entfällt auch ein Großteil der weltweiten Reserven auf China. Einer Studie der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe zufolge beliefen sich die chinesischen Vorkommen im Jahr 2018 auf 537 Millionen t. In Europa lagern dagegen lediglich rund 11 Millionen t – Minen gibt es vor allem in Schweden und Finnland.

Grundsätzlich ist Material jedoch in zahlreichen Ländern anzutreffen. Gesteigerte Explorationsbemühungen könnten auch die bekannten Vorkommen deutlich steigen lassen.

Branche steht vor großen Veränderungen

Die Branche indes hält Veränderungen bei sich selbst für notwendig. Auf der Konferenz "Graphite: Are we going from oversupply to undersupply?" wurde eine stärkere Aufstellung der Branche gefordert. Ohne Änderungen bleibe Graphit eine Nische und könne nicht das zum Bau neuer Minen notwendige Kapital akquirieren. Dies meint jedenfalls Hugues Jacquemin, Chief Executive Officer des Graphitherstellers Northern Graphite (WKN: A1H95Z, ISIN: CA66516A1057).

Die Produktion von Graphitflocken und nachgelagerten Derivaten müsse in Anbetracht der zu erwartenden Nachfrage der Gigafactories hochgefahren werden. 21 solcher Fabriken seien im Bau oder in der Planung. Mitunter benötige die Branche jedoch 1 Milliarde USD für den Bau einer Mine und einer Anodenherstellungsanlage. Damit könnten 40.000 t Anodenmaterial produziert werden – genug für gerade einmal eine einzige Gigafactory.

Um mehr Kapital anzuziehen und den Markt weiterzuentwickeln, müsse die Produktion stärker standardisiert werden. Jacquemin nannte die etwa die Flockengröße, die Ausbeute aus den Flocken, Art und Reinheit, Beschichtung etc. Die Branche müsse gegenüber Investoren transparenter sein.

Anders bei vielen anderen Rohstoffen gibt es kaum standardisierte Handelsmöglichkeiten für Graphit. Preise werden meist durch spezielle Branchendienste geschätzt. Der Dienst Fastmarkets etwa taxiert den Preis für Graphitflocken in Europa auf ca. 800 USD pro Tonne.