Viel Bedarf, noch mehr Regulierung: Batteriemetalle vor großen Herausforderungen
Europa redet über Green Deal, robuste Lieferketten, Energie- und Klimawende – und steht sich dabei durch ausufernde Regulierung selbst im Weg. Das ist eines der Ergebnisse der European Battery Raw Materials Konferenz 2022.
Die European Battery Raw Materials Conference 2022 fand Ende September in Barcelona statt – und hatte neben vielen weiteren Themen auch Kritik an der Politik vorzutragen. So wurde laut einem Bericht des Branchendienstes Fastmarkets immer wieder konstatiert, dass Europa zwar reich an kritischen Rohstoffen wie Lithium sei, der regulatorische Rahmen jedoch die Ausbeute der Vorkommen verhindere.
Portugal und Serbien: Lithiumprojekte politisch unter Druck
in Europa gibt es zwar auf politischer Ebene durchaus Bestrebungen, den Abbau von Lithium und anderen Materialien auf dem Kontinent zu fördern. So hatte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen kürzlich den European Critical Raw Materials Act angekündigt. Dadurch sollen die für die Energiewende benötigten Rohstoffe ohne Lieferkettenrisiken beschafft werden.
Bislang ist dies jedoch nicht mehr als graue Theorie. In der Praxis stoßen Lithiumprojekte auf erhebliche regulatorische Problemstellungen. So musste das britische Unternehmen Savannah Resources (WKN: A1C8XS, ISIN: GB00B647W791, Ticker: SAVNF) unlängst Verzögerungen bei der Barroso Lithiummine in Portugal vermelden. Diese wurden auf regulatorische Hindernisse, aber auch auf den Widerstand lokaler Interessengruppen zurückgeführt.
Rio Tinto (WKN: 852147, ISIN: GB0007188757, Ticker: RTPPF) verlor im Januar die Lizenz für die Jadar Mine in Serbien – auch hier hatten lokaler Interessengruppen und Umweltschützer protestiert. Die Herausforderungen stellen sich somit auch in europäischen Ländern außerhalb der EU und auch für sehr große Global Player.
Massimo Gasparon, Direktor der European Raw Materials Alliance stellte deshalb klar, dass es viele der nun dringend benötigten Materialien auch in Europa gebe. Europa sei diesbezüglich sehr wenig erforscht. Das Potenzial für die Entdeckung neuer Vorkommen sei deshalb groß.
ECHA könnte Lithium als giftig einstufen
Die strenge Regulierung hemmt Investitionen in Lithiumprojekte und den Abbau anderer wichtiger Batteriemetalle. Dabei geht es nicht nur um die Inbetriebnahme von Minen. Auf der Regulierungsebene lauern weitere Risiken.
So hatte die europäische Chemikalienagentur (ECHA) vor einigen Monaten vorgeschlagen, Lithium als Giftstoff der Kategorie 1A einzustufen. Ob es dazu kommt, ist ungewiss. Allein die Möglichkeit verhindert jedoch Investitionen. Eine solche Einstufung könnte bedeuten, dass manche an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen der Rohstoff mangels Zulassung gar nicht erwerben könnten.
Die Einstufung von Lithium als giftiger Stoff droht deshalb die Batterieproduktion und damit auch sämtliche nachgelagerte Rohstoffproduktion zu reduzieren. Dies gilt etwa für Graphit. Joe Williams, technischer Marketingmanager beim Graphithersteller Syrah Ressources etwa, stellte auf der Konferenz klar: Was die Produktion von Batteriezellen in Europa reduziert, wird die Nachfrage nach Rohstoffen in Europa und damit auch die Liefermenge des Unternehmens nach Europa reduzieren.
Es gibt viele weitere regulatorische Aspekte, die Investoren zur Zurückhaltung zwingen. So weiß aktuell niemand, welche Umweltvorgaben für Luft, Wasser und Boden in der EU in zehn Jahren gelten werden. Aufgrund der langen Vorlaufzeit von Projekten führt dies zu einer erheblichen Unsicherheit.
Fastmarkets sieht für Lithium "unaufhörliches Nachfragewachstum"
Der Branchendienst Fastmarkets rechnet in den kommenden Jahren mit einer schwankenden Versorgung mit Batterierohstoffen und hier insbesondere Lithium. Die regulatorischen Hürden stellen einen zentralen Grund dafür dar – denn Nachfrage ist langfristig mehr als genug gesichert.
Für 2023 erwartet Fastmarkets einen Überschuss von 11.500 t Lithiumcarbonat-Äquivalent. Kurzzeitige Angebotsüberschüsse werden jedoch durch den Aufbau von Lagerbeständen sehr schnell ausgeglichen, schätzen die Analysten.
Zu Überschüssen werde es kommen, wenn in relativ kurzer Zeit viel neues Angebot auf den Markt komme. Anders als in früheren Zeiten werde dann jedoch der Preis nicht nennenswert fallen. Die Nachfrage sei heute viel größer als etwa 2018 – und Fastmarkets erwarte ein "unaufhörliches Nachfragewachstum" nach Lithium.
Gut für die Zukunft aufgestellt sind Unternehmen, die in bergbaufreundlichen Ländern nach Lithium suchen. Gelingt Explorationsgesellschaften hier die Entwicklung eines Projekts zur kommerziellen Produktion, lässt sich diese schnell und mit hohen Margen am Markt platzieren.
Ein Beispiel für solche Unternehmen ist Foremost Lithium Resource & Technology Ltd. (CSE: FAT, FSE: F0R0, ISIN: CA3455101012), das in Kanada sechs Lithium-Hartgestein-Projekte in der Provinz Manitoba in einer frühen Explorationsphase entwickelt.