Bergbau: Branche rechnet mit turbulentem Jahr
Rezession, geopolitische Risiken, unsicheres Investitionsklima: Top CEOs aus Nordamerikas Bergbaubranche rechnen mit einem turbulenten Jahr.
Mark Bristow, Chief Executive Officer von Barrick Gold Corp (WKN: 870450, ISIN: CA0679011084), zeichnet die Aussichten für 2023 in einem Interview unlängst als unsicher. Das Jahr sei als der Beginn ernsthafter Veränderungen zu verstehen – in Bezug darauf, "wie Minen betrieben und zur Rechenschaft gezogen" würden. Auf der ganzen Welt zeige sich eine sehr interessante Dynamik. Er halte es derzeit "nicht für absolut sicher", zu investieren. Eine bemerkenswerte Aussage für einen Bergbau CEO.
Regierungen wollen mehr Steuern und weniger Exporte
Die Branche hat im vergangenen Jahr verschiedene Herausforderungen bewältigen müssen. Dazu zählten die steigenden Kosten durch galoppierende Energiepreise, knappe Fachkräfte und lückenhafte Lieferketten. Ausgerechnet in einem solchen Umfeld stieg die Nachfrage nach Metallen teils deutlich an – vor allem die Nachfrage nach jenen Metallen, die für die Verkehrs- und Energiewende benötigt werden.
Nordamerikas Bergbau CEOs erwarten, dass sich diese Herausforderungen 2023 zunächst fortsetzen werden – und das gleichzeitig neue Herausforderungen hinzukommen. Diese Herausforderungen warteten zum Beispiel auf politischer und regulatorischer Ebene.
Peter Rockandel, CEO von Lundin Mining Corp (WKN: A0B7XJ, ISIN: CA5503721063) etwa wies darauf hin, dass viele Regierungen die Steuern für Bergbauunternehmen erhöhen wollten – in der Annahme, dass Minenbetreiber aufgrund der gestiegenen Preise mehr Geld verdienten. Dabei berücksichtige die Politik nicht den Inflationsdruck, dem die Branche ausgesetzt sei.
Edel- und Basismetallproduzenten sollten nach Ansicht der Politik zum einen mehr Steuern zahlen, zum anderen Exporte eindämmen. Viele Länder gehen hart gegen ausländische Minenbetreiber vor oder kündigen dies an. Jüngstes Beispiel ist der Streit zwischen First Quantum Minerals (WKN: 904604, ISIN: CA3359341052) und der Regierung von Panama um eine Kupfermine.
"Keine dummen Fusionen und Übernahmen mehr"
Bristow hält im Edelmetallsektor kurzfristig eine erhebliche Konsolidierung für nötig, verwahrte sich aber gegen "dumme Fusionen und Übernahmen". Sinkende Produktion und alternde Assets erschwerten gute Investitionen. Barrick will sich Bristow zufolge in diesem Jahr auf "den Junior Teil des Marktes" konzentrieren, soweit es zum Explorationsfokus passt.
Kupferproduzenten dagegen stehen vor einer Reihe von Deals. Rockandel von Lundin konstatierte, dass M&A erstmals seit langer Zeit wieder an Fahrt gewinne. Seiner Ansicht nach werde sich dies fortsetzen. Viele Unternehmen wollten ihre Kupferproduktion steigern, da die Nachfrage langfristig ansteige.
Kurzfristig sehen sich die Basismetallproduzenten eher mit Angebotsübergängen konfrontiert. Die Unternehmen rechnen jedoch damit, dass sich das Blatt wendet, wenn alte Minen ausgebeutet sind und die Nachfrage im Zuge der Elektrifizierung vieler Bereiche wächst.
Jonathan Price, CEO von Teck Resources Ltd (WKN: 855086, ISIN: CA8787423034) geht davon aus, dass die durch die Elektrifizierung geschaffene Nachfrage "erheblich" sein werde. Heute sei schwer absehbar, woher das neue Angebot kommen könne.
Laut der Nachrichtenagentur Bloomberg wurden in der Bergbauindustrie im vergangenen Jahr Fusionen und Übernahmen im Volumen von 67,5 Milliarden USD angekündigt. Gegenüber dem Jahr 2021 entspricht dies einem Rückgang von 17 %.
"Gold nachweislich beste Hartwährung der Welt"
Gut sieht es aus Sicht der CEOs für Gold aus. Ammar Al-Joundi, CEO von Agnico Eagle Mines Ltd (WKN: 860325, ISIN: CA0084741085) sagte, er wäre überrascht, sollte Gold in einem Jahr weniger 2000 USD pro Feinunze kosten. Das Umfeld mit "galoppierenden Staatsdefiziten und der höchsten Inflation seit Jahrzehnten" positioniere Gold als "beste Hartwährung der Welt".
Rohstoffe waren in den vergangenen zwei Jahren die Anlageklasse mit der höchsten Rendite. Gemessen am S P GSCI Commodity Index (der nicht nur Metalle enthält), stiegen die Preise von knapp 218 Punkten im April 2020 bis auf 588 Punkte zu Beginn dieser Woche. Der Anstieg damit: 170 %.