Kobalt: China schafft Zoll ab – steigen die Preise 2023 wieder?
Der Preis für Kobalt ist 2022 deutlich gefallen. Die Nachfrage könnte durch die Abschaffung von Einfuhrzöllen in China und das Wachstum im EV-Sektor steigen. Allerdings wächst auch das Angebot spürbar – eine Verknappung wie bei Lithium ist deshalb nicht in Sicht.
China hat zum 1. Januar 2023 den Einfuhrzoll auf Kobaltmetall vollständig abgeschafft. Zuvor belief sich der Zoll auf 2 %. Auf diesem Niveau lag der Einfuhrzoll seit dem 13. Dezember 2021. Damals hatte die chinesische Regierung den Zoll auf Kobaltimporte von 4 % halbiert, wie der Branchendienst Fastmarkets berichtet.
Kobaltpreis entwickelt sich 2022 schwach
Der Preis für Kobalt war bei rund 70.000 USD pro Tonne ins Jahr gestartet. Nach dem Kriegsausbruch in der Ukraine kam es zu einem zeitweisen Anstieg auf ca. 82.000 USD. Im weiteren Jahresverlauf rutschte der Preis jedoch wieder deutlich ab. Aktuell werden an der London Metal Exchange (LME) gemessen am Cashkontrakt rund 48.000 USD pro Tonne gezahlt.
An der schwachen Preisentwicklung wird vermutlich auch die Abschaffung des Einfuhrzolls in China wenig ändern. Fastmarkets zitiert einen chinesischen Kobaltproduzenten, der "kurzfristig keine Anzeichen einer Verbesserung der Nachfrage" sehen kann.
Markteilnehmern zufolge wurde Kobalt 2022 insbesondere durch Verbraucher des Magnetsektors nur sehr kurzfristig gekauft. Der Grund: Die Käufer gehen davon aus, dass die Preise noch weiter fallen und warten deshalb ab.
Insgesamt importierte China in den ersten elf Monaten des Jahres 2022 mit 2648 t Kobalt 57,35 % weniger als im Vorjahreszeitraum. In den ersten elf Monaten 2021 waren 6210 t importiert worden. Die schwache Nachfrage kann offenbar zunehmend durch die heimische Produktion bedient werden.
Abwärtsbewegungen bald beendet?
Die entscheidende Frage für 2023 ist, ob sich der Abwärtstrend beim Kobaltpreis fortsetzt. Fastmarkets weist darauf hin, dass das Metall nur dreimal über einen Preis von 40 USD pro Pfund gestiegen sei: 2008, 2018 und 2022. Danach kam es jeweils zu deutlichen Preisrückgängen um 68 % (2008) bzw. 39 % (2018). Gegenüber dem Jahreshoch 2022 war der Kobaltpreis zum Jahreswechsel bereits um 51 % gesunken.
Gemessen an diesem Preisrückgang könnte die Abwärtsbewegung also bereits ihre volle Ausdehnung erreicht haben. Marktteilnehmer verweisen darauf, dass der Sektor der Elektromobilität heute deutlich weiter entwickelt sei als 2018 und 2008. Die Anzahl der weltweit gebauten Elektrofahrzeuge dürfte 2023 steigen – und damit auch die Nachfrage nach Kobalt.
Fastmarkets rechnet damit, dass die Nachfrage nach Kobalt auf 194.000 t steigen wird. 2022 waren es noch 177.000 t. Allerdings geht der Dienst auch von einer Ausweitung des Angebots aus. Nach einer 182.000 t im Jahr 2022 sollen 2023 rund 209.000 t auf den Markt kommen. Demnach ergäbe sich ein Angebotsüberhang von 15.000 t.
DR Kongo steigert Kobaltproduktion um 24 %
Eine Verknappung wie bei Lithium scheint bei Kobalt deshalb nicht in Sicht. So gelang allein der DR Kongo 2022 eine Steigerung der Produktion um 24 %. Dabei mussten die Produzenten mit vielen Unterbrechungen kämpfen, die in diesem Jahr absehbar wegfallen.
Ein großer Teil des Marktes entfällt auf langfristige Verträge zwischen Produzenten und Abnehmern. Diese Verträge werden typischerweise im vierten Quartal abgeschlossen. 2022 gelang dies in vielen Fällen offenbar nicht.
Fastmarkets zitiert einen Kobaltproduzenten, der von unerwartet langen Verhandlungen berichtete. Die Abnehmer hoffen angesichts der fallenden Preise offenbar auf größere Rabatte. Die Verkäuferseite bringt allerdings Knappheiten ins Spiel und verweist darauf, dass es nur relativ wenig Angebot westlicher Hersteller gebe – ein rein taktisches Argument?
Kobalt kommt in vielen Lithium-Ionen-Batterien als Basis für das Karthodenmaterial zum Einsatz und ist damit entscheidend für die Akkukapazität. Das Material ermöglicht größere Reichweiten und ist dementsprechend begehrt. Allerdings lassen sich Akkus auch ohne Kobalt konstruieren. Das Material ist nicht so unverzichtbar Lithium – was an der Preisentwicklung der vergangenen Monate deutlich sichtbar wird.